„Besser als nix“, dachte sich Mitternachtsbaumeister „Hubert Rengschburger“ am Montag – und stellte eine rustikale Eckbank ans „Luxusklo“ am Regensburger Schwanenplatz. Die Stadt machte einmal mehr kurzen Prozess. Offizieller Ersatz lässt weiter auf sich warten.
Mit seinem „Mitternachtsbauhof“ wolle er unterstützen, „wo die Kapazitäten der Tagschicht nicht ausreichen“, erklärt Baumeister „Rengschburger“ in einer E-Mail an unsere Redaktion. „Wir hoffen, dass dieses Provisorium bald wieder durch die ursprünglich angedachte Bank ersetzt wird. Warum das nach mehr als einem Jahr noch nicht passiert ist, wissen wir nicht. Vielleicht fehlt das Geld im Stadtsäckel“, mutmaßt der Unbekannte.
Hintergrund der Aktion: Im Sommer 2023 entfernte die Stadt die Sitzbank im überdachten Bereich des rund 900.000 Euro teuren Toilettenhäuschens, das es ins Schwarzbuch der Steuerzahler geschafft hat. Der Grund für den Schritt: Obdachlose hatten auf der Bank eine Bettstatt gefunden und für Probleme gesorgt.
Mehrere Protestaktionen an Regensburgs „Luxusklo“
Aus Protest bauten Unbekannte daraufhin ein Bett aus Paletten auf und kritisierten die Stadt auf Plakaten scharf. Die Installation war schnell wieder weg – genau wie eine selbst gebaute Sitzbank, die der „Mitternachtsbauhof“ Ende Juni anschraubte. Wenige Tage später schlugen die „Architekturfreund*innen“ zu und zementierten ein Sofa auf dem Schwanenplatz fest. Auch das war schnell wieder verschwunden. Die bis dato letzten beiden Fälle brachte die Stadt zur Anzeige. Tatverdächtige konnte die Polizei bislang nicht ermitteln.
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Am Montag machte die Verwaltung erneut kurzen Prozess: In der Ecke, in der die Bank kurz stand, lag am Abend lediglich eine leere Rolle Klopapier. Ob erneut Anzeige erstattet wird, prüft die Stadt laut Sprecherin Kristina Kraus derzeit.
Weniger flott als beim Entrümpeln agiert die Verwaltung, wenn es ums Schaffen von neuen offiziellen Sitzgelegenheiten geht. Mitte Juli hakten die Grünen deshalb bei der Stadtspitze nach: „Es kann nicht sein, dass die Stadt hier erst mit maximaler Härte vorgeht und dann über ein Jahr keine Lösung anbietet“, schrieben die Co-Fraktionschefs Daniel Gaittet und Maria Simon an Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD). Sie forderten, „zeitnah die Installation einer Sitzgelegenheit zu veranlassen und dabei auch das Offensichtliche zu prüfen: Die pragmatischste und kostengünstigste Lösung dürfte sein, die vorhandene Sitzbank einfach wieder anzuschrauben.“
Hickhack um Sitzbank an Regensburger Toilette: Bürgermeister verspricht „etwas Neues“
Eine Antwort bekamen die Grünen Mitte August von Bürgermeister Ludwig Artinger (FW). Die ursprüngliche Sitzbank habe sich als „nicht praktikabel“ herausgestellt. Deshalb soll „etwas Neues“ installiert werden. Man arbeite bereits an der Umsetzung. „Sobald ein belastbarer Liefertermin vorliegt, werden die genauen Details kommuniziert“, schrieb der Bürgermeister. Anfang September prangert Helene Sigloch von den Grünen die Situation am Klohäuschen in einer Pressemitteilung erneut an. Neue Sitzgelegenheiten wolle die Stadt noch im Herbst installieren, sagt nun Stadtsprecherin Kraus.
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Zum Liegen werden die neuen Möbel wohl nicht einladen. „Immerhin kann man dann wieder sitzen“, meint Sigloch im Gespräch mit der MZ. „Obdachlose zu vertreiben, halte ich trotzdem nicht für den richtigen Ansatz.“
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