Bei dem verheerenden Feuer in Nittendorf (Landkreis Regensburg) vergangene Woche hat Sabrina Taps alles verloren. Momentan ist sie mit ihren Kindern bei ihren Eltern untergekommen. Weil das aber keine Dauerlösung ist, braucht die Mutter Unterstützung. Wie Sie ihr helfen können, erfahren Sie am Ende des Textes.
Sabrina Taps sitzt im Garten ihrer Mutter, ihren vierjährigen Sohn Henry hat sie auf dem Schoß. Aus dem Kleinen sprudelt es nur so heraus. Er erzählt vom Donnerstag in der vergangenen Woche. Wie er vom Nittendorfer Kindergarten aus den Rauch sah, wie er den Rettungshubschrauber hörte. Was Henry damals nicht wusste: Seine Mutter war kurz zuvor einem Feuer-Tod entronnen.
„Auf einmal Explosion gehört“
Sabrina Taps’ Stimme zittert auch eine Woche später, wenn sie von jenem Tag erzählt, an dem ihre Wohnung brannte. Diese lag im obersten Stock des Hauses in der Nittendorfer Rathausstraße, das in Flammen aufging. „Es war eigentlich ein ganz normaler Vormittag“, erzählt die Mutter von drei Kindern. Sie habe Wäsche aufgehängt, einen Podcast gehört. „Auf einmal habe ich die Explosion gehört und eine riesige Rauchwolke kam durch das Fenster in das Wohnzimmer.“
Großbrand in Nittendorf: Riesiges Glück im Unglück
Wie ferngesteuert zog sie sich die Schuhe an, nahm sich ihr Handy und ging auf die Straße. „In der Erdgeschosswohnung habe ich da nur noch Rauch gesehen.“ Der Nachbarsjunge hatte da schon die Feuerwehr gerufen. „Ich bin dann um das Gebäude herum und habe Menschen gerufen, dass sie herauskommen.“ Der Rauch wurde stärker. „Es hat extrem in den Augen gebrannt.“
Sie kam zunächst einmal zum Sammelpunkt am gegenüberliegenden Edeka Mehringer. „Dort wurden wir alle untersucht.“ Gott sei Dank sei es ihr gut gegangen. „Ein bisschen Rauch eingeatmet, sonst nichts Dramatisches.“ Dabei hatte die kleine Familie sehr großes Glück. Der vierjährige Henry war im Kindergarten, die beiden anderen Kinder waren beim Vater in den Ferien.
Lesen Sie auch: Nach Großbrand in Nittendorf: Viel Hilfe – und ein schlimmer Verdacht
In den Flammen hat Taps alles verloren. „Als es nur geraucht hat, dachte ich noch, ich habe vielleicht Glück. Als die Flammen nach oben kletterten, habe ich nur noch geschrien.“ Das sei der Punkt gewesen, an dem sie realisierte, dass ihr gesamtes Leben in Flammen steht. „Die Lieblingskuscheltiere der Kinder, die Spielsachen: Es ist nichts mehr zu retten.“ Henry ergänzt: „Und das Bett, die Kissen, die Decken und mein neuer Schrank.“ Inzwischen ist Taps bei ihren Eltern in Viehhausen untergekommen. „Ab 14 Uhr konnten wir gehen, wenn wir einen Schlafplatz haben.“
Henry sitzt auf dem Schoß seiner Mutter und spielt mit einem kleinen Bagger. „Mama, es hat bei uns noch nie gebrannt.“ Taps: „Das stimmt. Aber es war schlimm, oder?“ Henry hört kurz auf, den Bagger von rechts nach links zu schieben. „Ja.“
Das könnte Sie auch interessieren: Wirbel um Alarmierung – Warum wurde die FFW Kneiting nicht zum Nittendorfer Großbrand gerufen?
Die 28-Jährige muss nun nach vorne schauen. „Jetzt suchen wir eine neue Wohnung“, sagt Henry. „Drei Zimmer sollte sie haben. Und auf jeden Fall in Nittendorf sein, damit die Kinder in ihrer gewohnten Umgebung sind, ihr soziales Umfeld haben. Einen kompletten Neuanfang würden weder die Kinder noch ich packen.“ Die Wohnungssuche gestaltet sich allerdings eher schwierig, sagt Taps. „In Nittendorf gibt es allgemein wenig Wohnungen, die frei sind. Es ist ganz, ganz schwierig.“ Auch unmittelbare Nachbarorte wie Undorf oder Pollenried kämen infrage. „Hauptsache, es ist der richtige Schulsprengel.“
Die Unterstützung, die sie in den vergangenen Tagen erfahren hat, sei unglaublich gewesen, sagt Taps. Spielsachen seien gespendet worden. Zudem kamen bei einer Hilfsaktion einige Tausend Euro zusammen. „Ich bin immer noch sprachlos.“ Schon am Donnerstagabend seien die ersten Menschen mit Kleidersäcken für die Kinder vorbeigekommen. „Es ist so schnell gegangen.“
Lesen Sie auch: Dramatische Rettung bei Großbrand in Nittendorf – Hausmeister holt Kind aus den Flammen
Die Kleinen müssen die Geschehnisse erst einmal verarbeiten, sagt Martina Hiergeist, die Mutter von Sabrina Taps. „Es hilft schon, darüber zu reden.“ Henry habe die Wohnung schon zweimal wieder gesehen, als Taps mit ihm vorbeifuhr. „Er hat gesagt: Mami, das war mein Zimmer. Mama, da war mein Bett drin. Jetzt ist alles weg.“
Schwer, alles zu realisieren
Auch sie selbst tue sich schwer, das alles zu realisieren. „Ich glaube, ich funktioniere im Moment einfach nur.“ Mutter Hiergeist wirft ein: „Ich glaube, das kommt später. Wenn man zur Ruhe kommt.“ Zur Ursache des Brands gibt es einen furchtbaren Verdacht. Es soll nach MZ-Informationen Hinweise darauf geben, dass das Feuer womöglich absichtlich gelegt wurde. Polizei-Sprecherin Corinna Wild will sich dazu derzeit nicht weiter äußern. Nur so viel: „Die Brandursache steht noch nicht fest.“ Die Flammen haben einem Menschen das Leben gekostet. Wild dazu: „Die Obduktion ist erfolgt, allerdings liegen noch keine Erkenntnisse vor.“
Für Sabrina Taps spielt all das im Moment keine Rolle. „Man kann ja nichts machen. Zum Glück ist niemandem sonst etwas passiert. Es hätte ja noch viel schlimmer kommen können.“ Taps sieht im Moment nur einen Ausweg: „Einfach weitermachen. Einfach weiterleben und versuchen, das Beste draus zu machen.“
So können Sie der Familie helfen
Wohnung: Sabrina Taps sucht in Nittendorf oder der sehr nahen Umgebung eine Wohnung mit mindestens drei Zimmern für sich und die drei Kinder. Wichtig ist, dass die Kleinen weiterhin in Nittendorf zur Schule gehen können. Sollten Sie eine freie Wohnung zur Verfügung haben, können Sie sich gerne an Mutter Martina Hiergeist unter der Mail-Adresse martina.hiergeist@freenet.de wenden.
Spenden: Die Familie steht vor dem Nichts. Das Hab und Gut von Sabrina Taps ist bei dem Brand in Flammen aufgegangen. In der Folge braucht die Familie Hilfe – auch finanzieller Natur. Taps hat im Moment noch keine Bankkarte. Sollte jemand spenden wollen, dann an das Konto von Martina Hiergeist mit der IBAN DE15750903000001120786 bei der Liga-Bank in Regensburg. BIC: GENO DEF1 M05.