Zwölf verletzte Bundeswehrler
Nach Anschlag in Mali: Deutsche Soldaten sollen ausgeflogen werden

26.06.2021 | Stand 26.06.2021, 7:37 Uhr

Ein militärisches Transportflugzeug, ein Airbus A400 M der Luftwaffe, steht vor dem Abflug in Richtung Mali auf dem niedersächsischen Fliegerhorst Wunstorf. Die bei dem Anschlag am Freitag verletzten Soldaten sollen nach Deutschland gebracht werden. −Foto: Swen Pförtner/dpa

Nach dem Anschlag auf eine Bundeswehr-Patrouille in Mali sollen die dabei verletzten zwölf deutschen Blauhelmsoldaten an diesem Samstag nach Deutschland gebracht werden.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollen sie aus dem westafrikanischen Land nach Köln und möglicherweise auch nach Stuttgart geflogen werden. Am frühen Samstagmorgen war ein erster Evakuierungsflug von Deutschland aus gestartet. Der Airbus A400M der Luftwaffe hob vom Luftwaffenstützpunkt Wunstorf nordwestlich von Hannover ab.

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Der Flugzeugtyp ist als fliegende Intensivstation einsetzbar und wurde unter anderem auch in der Corona-Pandemie für die Verlegung von Patienten aus Italien und Frankreich nach Deutschland genutzt.

Selbstmordattentäter zündete Autobombe

Am Freitagmorgen um 6.28 Ortszeit hatte ein Selbstmordattentäter mit einer Autobombe eine Patrouille deutscher UN-Soldaten angegriffen und dabei 13 Menschen verletzt. Es handelte sich nach offiziellen Angaben um zwölf Deutsche und einen Belgier. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte noch am Freitag, von den Deutschen seien drei schwer verletzt. Die Soldaten sicherten nach UN-Angaben den Konvoi eines malischen Bataillons. Vorangegangen sei am Vortag die Explosion eines Sprengsatzes, bei der es aber nur Sachschaden an einem Fahrzeug gegeben habe.

Der Selbstmordanschlag wurde rund 180 Kilometer nordöstlich der Stadt Gao verübt, in deren Nähe die meisten Bundeswehrsoldaten in Mali stationiert sind. Zum Zeitpunkt des Angriffs um 8.28 deutscher Zeit befanden sich die Soldaten noch in einer „Nachtaufstellung“, also einer Art schützenden Wagenburg, wie aus einer Information des Einsatzführungskommandos an die Obleute hervorging. „Unter Einsatz ziviler Rettungshubschrauber und eines UN-Hubschraubers wurden die Verwundeten nach Gao in französische, chinesische und deutsche Sanitätseinrichtungen verbracht“, hieß es weiter.

Auch Soldaten aus der Region in Mali im Einsatz

Derzeit sind rund 900 deutsche Soldaten an der UN-Mission Minusma beteiligt. Die Obergrenze liegt bei 1100 Männern und Frauen aus Deutschland. Der Einsatz soll den Friedensprozess in Mali unterstützen. Ob auch Bundeswehrler aus der Region unter den Verletzten sind, war zunächst noch unklar. Auf PNP-Nachfrage bestätigte die Bundeswehr lediglich, dass sich Einsatzkräfte aus den Kasernen in Bischofswiesen (Landkreis Berchtesgadener Land) und Freyung (Landkreis Freyung-Grafenau) derzeit in Mali im Einsatz befinden. Auch Soldaten aus der Kaserne in Roding (Landkreis Cham) sollen dabei sein.

In Mali sind islamistische Terrorgruppen aktiv. 2013 schlug ein massiver französischer Militäreinsatz ihren Vormarsch auf die Hauptstadt Bamako zurück. Auch organisierte Kriminalität und grenzübergreifender Schmuggel sind ein Problem in der Region, über die Migrationsrouten nach Nordafrika und weiter Richtung Europa laufen.

Zuletzt gab es in Mali zwei Militärputsche. Im Raum stand zuletzt gar die Frage, ob sich Mali nach dem jüngsten Putsch gar in Richtung radikaler Islamismus bewegt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte eine grundsätzliche Neuausrichtung der französischen Militärpräsenz in der Sahelzone an - und eine Ende des französischen Anti-Terror-Einsatzes „Operation Barkhane“. Bilaterale militärische Einsätze mit Mali wurden ausgesetzt, um den Druck auf den Krisenstaat und die Putschisten zu erhöhen. Frankreich - das islamistische Terroristen in der Sahelzone aktiv sucht und angreift - hat immer wieder getötete eigene Soldaten zu beklagen.

Gysi (Linke) fordert Abzug aus Mali

Linke-Politiker Gregor Gysi forderte den Abzug der deutschen Soldaten aus Mali. Der Einsatz sei von Anfang an falsch gewesen, sagte Gysi, der außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Bundestag ist, der Deutschen Presse-Agentur. „Man musste mit einem solchen terroristischen Angriff rechnen. Die Folgen sind schmerzhaft und extrem bedauerlich.“ Es sei „höchste Zeit, die Soldaten abzuziehen und sich um eine ernsthafte politische und diplomatische Vermittlung zu bemühen“.

Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag): „Die Nachrichten sind erschütternd. Meine Gedanken sind bei den Soldaten und ihren Angehörigen. Ihnen wünsche ich viel Kraft. Das Wichtigste ist, dass die Verletzten die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten und sicher nach Deutschland gebracht werden.“

− dpa/pnp