Neues Buch erschienen
Lotte Kinskofer wollte eigene Bücher schreiben statt das, „was der Bürgermeister mir sagt“

30.03.2021 | Stand 30.03.2021, 13:49 Uhr

Autorin Lotte Kinskofer. Foto: privat

„München-Pasing, 1922: Ein Heimatdichter wird ermordet, und ein junger Schreiner muss dafür ins Gefängnis, obwohl die Verdachtsmomente alles andere als schlüssig sind. Seine Frau Agnes tut alles, um die Unschuld ihres Mannes zu beweisen. Vorübergehend muss sie sogar ihre beiden Kinder in die Obhut Fremder geben. Ein zweiter Mord geschieht“ ... und die Geschichte im neuen Buch der Autorin Lotte Kinskofer „Zum Sterben zu viel“ nimmt ihren Lauf!

Von Ursula Hildebrand

Regensburg/München. Lotte Kinskofer wurde 1959 in Langquaid im Landkreis Kelheim geboren und dort aufgewachsen, später besuchte sie das Gymnasium in Regensburg – bis heute besteht die Verbindung zur Domstadt, auch wenn Kinskofer heute in München lebt, wo sie auch studiert hat – Germanistik und Kommunikationswissenschaften im Nebenfach. Ihr Volontariat absolvierte sie beim der Kirchenzeitung in München, später führte ihr Weg zum Münchner Merkur.

Doch der Journalismus war irgendwann nicht mehr das Richtige: „Ich wollte nicht mehr schreiben, was mir der Bürgermeister erzählt“, schildert Kinskofer. Eigene Geschichten, die wollte sie schreiben. Die belegte ein Drehbuchseminar − „das hat mir erst den Mut gegeben, eigene Geschichten zu erfinden, den Figuren ,Fleisch zu geben‘“, so die 61-Jährige. 1999 brachte sie ihren ersten Roman heraus – „Agentur des Bösen“. Es folgte ein Kinderbuch. Bis heute hat sie Romane, Krimis sowie Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht – diese Bandbreite ist eher ungewöhnlich, meist spezialisiert sich ein Autor auf ein Genre. Mittlerweile traut sich Kinskofer auch an historische Themen heran – ihr aktuelles Buch, das am 31. März auf den Markt kommt, spielt in Pasing in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. „Das hätte ich mir vor 20 Jahren nicht zugetraut“, sagt Kinskofer. Auch der Aufwand für ein Buch mit historischem Thema sei höher – man müsse viel recherchieren, um sich in die Zeit und die Figuren einfühlen zu können.

Kinskofer hat in alten Zeitungen gestöbert, Ausstellungskataloge – unter anderem aus dem Museum der bayerischen Geschichte in Regensburg – gewälzt und viele Bücher aus der Zeit gelesen. Sie nutzte Bücher von Lion Feuchtwanger oder auch Oskar Maria Graf, um zum Beispiel „in die Sprache reinzukommen“. Welche Modewörter gab es zum Beispiel in den Zwanzigern? „Fernsprechapparat für Telefon und Automobil für Auto“, berichtet Kinskofer, seien nur zwei Begriffe gewesen, die sie auch an die Zeit angepasst verwendet hat. Die Handlung des Buches führt auch in die Oberpfalz, genauer gesagt in den Raum Neumarkt. Kinskofer recherchierte, ab wann es im Raum Neumarkt fließendes Wasser und eine elektrische Beleuchtung gab.

Die Recherchen flossen in „Zum Sterben zu viel“ ein – eineinhalb Jahre hat die Arbeit an dem Buch gedauert. Bevorzugt morgens setzt sich Kinskofer an ihren Schreibtisch, zunächst entwickelt sie den Handlungsbogen für das gesamte Buch – und dann schreibt sie ein bis zwei Stunden „sehr schnell und sehr viel, ohne nachzudenken“, es folgt die Idee, die Struktur für das nächste Kapitel – „und nach zwei Stunden bin ich k.o.“. Dann muss leichte Arbeit her, Kinskofer nennt es „lochen und abheften“, Büroarbeit eben, ehe es wieder weitergehen kann für ein Buch. Die Feinarbeit folgt später – meist müsse sie viel korrigieren, wer schnell schreibe, mache viele Fehler. Beim Schreiben sei sie ganz versunken in das, was ihre Figuren erleben.

„Man muss das fremde Leben mitleben“, sagt Kinskofer − auch beim Drehbuch, man müsse die Figuren ernst nehmen, sie mögen. Für die BR-Serie „Dahoam is Dahoam“ arbeitet Kinskofer an den Drehbüchern – corona-bedingt entstand hier eine Pause, denn zunächst war unklar, wie unter Corona-Bedingungen weiter gedreht werden kann. Und als klar war, dass es geht, stellte das die Drehbuchautoren vor Herausforderungen: Wie kann man zum Beispiel Zuneigung zeigen, ohne sich anzufassen? Hierfür mussten die Autoren Lösungen finden.

„Zum Sterben zu viel“ ist im im ars vivendi Verlag erschienen (ISBN 978-3-7472-0233-3). Weitere Infos zur Autorin gibt es im Internet unter www.lotte-kinskofer.de.