Cham
Koordinierungsstelle Ärzteversorgung im Landkreis Cham stellt erste Erfolge vor

28.04.2021 | Stand 28.04.2021, 15:59 Uhr

Landrat Franz Löffler (v.l.), Eva Liedtke (Gesundheitsregion plus), Dr. Julia Prasser (medbo Cham), Klaus Fischer (Sana Klinik Cham) und Peter Fleckenstein (Gesundheitsregion plus) −Foto: Schuhbauer

Die Nachbesetzung von Arztsitzen und die Gewinnung von ärztlichem Nachwuchs gestaltet sich in einer ländlichen Region zumeist schwieriger als in Ballungsräumen.

Der Landkreis Cham hat im Rahmen seiner „Gesundheitsregion plus“ mit der Schaffung einer „Koordinierungsstelle Ärzteversorgung“ zum 1. Oktober 2020 darauf reagiert. Landrat und Bezirkstagspräsident Franz Löffler „Wir stellen uns aktiv den Herausforderungen und wollen die Sicherung der wohnortnahen medizinischen Versorgung des Landkreises Cham nachhaltig unterstützen und zu deren Weiterentwicklung beitragen.

Die Koordinierungsstelle ist Ansprechpartner für Schüler und Studenten, für junge und berufserfahrene Ärzte sowie für die Kommunen und so bringt so alle Beteiligten zusammen.“ Nach einem guten halben Jahr stellte der Landrat zusammen mit den Projektverantwortlichen Eva Liedkte und Peter Fleckenstein die bisher erreichten Erfolge und die künftigen Planungen vor.


Sicherung der medizinischen Versorgung


Nach Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse ergab sich ein mehrstufiges Konzept, das die lang-, mittel- und kurzfristige Perspektive zur Sicherung der medizinischen Versorgung abdeckt. Je Perspektive wurden Zielgruppen definiert, Verbesserungspotenziale festgestellt und konkrete Lösungsansätze in Form von Unterstützungsangeboten und einer Verbesserung der strukturellen Bedingungen erarbeitet.

Das Ziel ist die reibungslose Verbindung der universitären Ausbildung mit der Berufslaufbahn vor Ort, um eine Bindung von Nachwuchsmedizinerinnen und -medizinern an den Landkreis zu bewirken. Dabei wird auch die Kommunikation, Informationsvermittlung und Präsenz digitalisiert.

Attraktive Angebote für Medizinstudierende


Hochschulzugangsberechtigte werden bereits beim Zugang zum Medizinstudium unterstützt und bei allen weiteren Stationen im Werdegang begleitet, um eine starke Landkreis-Bindung zu gestalten.
Für Medizinstudierende werden attraktive Angebote bereitgestellt, die sowohl der fachlichen Qualifizierung wie auch der sozialen Vernetzung und Bindung an den Landkreis Cham dienen.

Im Bereich der Ärzteschaft sollen mehr potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger für die hiesigen Praxen gewonnen werden. Derzeit fehlende Fachärzte (z.B. Kinderärzte) sollen akquiriert und das Facharztangebot im Landkreis ausgebaut werden.

Aktivitäten auf Facebook und Instagram


Der Digitalisierung wird durch die Homepage sowie Aktivitäten auf Facebook und Instagram Rechnung getragen. Auf der Homepage wird die Stellenbörse stark nachgefragt; es werden immer wieder neue nutzerfreundliche und interaktive Tools wie z.B. eine interaktive Landkarte für Weiterbildungsoptionen im Landkreis Cham eingebracht. Die „Koordinierungsstelle Ärzteversorgung“ bietet zusätzlich zum E-Mailverkehr verschiedene, von den Nachwuchskräften bevorzugte Messengerdienste. Darüber hinaus bringt sich die „Koordinierungsstelle Ärzteversorgung“ aktiv in ein digitales Netzwerk junger, internationaler Mediziner ein, die zwar in Deutschland tätig werden wollen, deren Sprachkenntnisse aber noch nicht ausreichen.

Für diese wurde eine (virtuelle) Konversationsübungsgruppe gegründet. Zudem wurde eine eigene Facebook-Gruppe für internationale Medizinerinnen und Mediziner, die bereits im Landkreis tätig sind, ins Leben gerufen.

Weiterhin unterstützt die Koordinierungsstelle derzeit einige Kommunen sowie Arztpraxen bei der Nachfolgersuche sowie die Kliniken der Region durch eine aktive digitale Personalakquise und eine „Job-Matching“-App. Bisher wurden 16 aussichtsreiche „Anbahnungskontakte“ gewonnen, von denen acht Bewerbungen weitergeleitet und ein Mediziner vermittelt wurde. Eine Assistenzärztin konnte beim Eintritt in den Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin unterstützt werden.

„Peer-Group-Learnings“



Durch eine eigens konzipierte Informationsveranstaltung wurden 39 am Medizinstudium interessierten Hochschulzugangsberechtigen des Landkreises Cham Zulassungsaspekte wie der Test für medizinische Studiengänge (TMS) nähergebracht. Die im Nachgang gegründete TMS-Vorbereitungsgruppe trifft sich im Sinne des „Peer-Group-Learnings“ wöchentlich bis zum Testtag virtuell unter Betreuung der Koordinierungsstelle.
Zu Beginn des Jahres wurde in einer gemeinsamen Aktion mit Ärztinnen und Ärzten aus dem Landkreis die Projektgruppe „Praktisches Jahr (PJ) im Landkreis Cham“ geschaffen, um die Attraktivität des Landkreises Cham für Studierende zu erhöhen. Dazu zählt u.a. die Gründung eines „PJ-Verbunds“. Im Jahresverlauf sind Vertiefungsmodule zur Vermittlung von Fertigkeiten, die im Studienalltag oftmals zu kurz kommen, geplant. Außerdem soll gezielt an einem positiveren Image des Land-arztberufs gearbeitet werden. Auch ein regelmäßiger „Stammtisch für Medizinstudierende“ ist angedacht.
Inzwischen wurden auch zielgruppenorientierte Flyer und ein „kreativer Notfallblock“ als give-away erstellt und an die an der Aus- und Weiterbildung beteiligten Einrichtungen versandt.



Rotationsvereinbarungen mit Kliniken


Derzeit wird mit einigen Landkreis-Medizinerinnen und –Medizinern am Ausbau des schon bestehenden Weiterbildungsverbundes Allgemeinmedizin gearbeitet. Darüber hinaus sollen Rotationsvereinbarungen mit Kliniken der Maximalversorgung geschlossen, Angebote für „Wiedereinsteiger“ konzipiert, bisher unbekannte Möglichkeiten wie Zweig- oder Filialpraxen oder auch MVZs bekannter gemacht und neue Beschäftigungsformen wie eine ärztliche Tätigkeit in Anstellung und Teilzeitmodelle beworben werden. Alle Angebote und Informationen werden grundsätzlich über die Homepage und Social Media beworben.

− pnp