Kriminalität
Jeder fünfte Straftäter ist jünger als 21: Polizei stellt Oberpfalz-Statistik vor

16.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:54 Uhr

Pornografie im Klassenchat nimmt weiter zu: Die Polizei verstärkt hier ihre Maßnahmen. Foto: dpa

Von Isolde Stöcker-Gietl

Regensburg. Die Tötung der 12-jährigen Luise durch zwei Mädchen im gleichen Alter beschäftigt auch das Polizeipräsidium Oberpfalz. Bei der Vorstellung des Sicherheitsberichts für 2022 betonte Polizeipräsident Norbert Zink, dass man diese Entwicklungen sehr genau beobachten werde.



Im vergangenen Jahr begingen in der Oberpfalz 806 Kinder Straftaten zudem 1866 Jugendliche und 1929 Heranwachsende unter 21 Jahren. Damit war jeder fünfte Tatverdächtige noch nicht erwachsen. „Wenngleich es sich in dieser Altersgruppe um eine sehr geringe Anzahl von Gewaltdelikten handelt, so sind wir in Zusammenarbeit mit Schulen und Behörden dennoch intensiv gefordert“, sagte Zink auch in Anspielung auf vereitelte Anschlagspläne eines 13-Jährigen in der Nordoberpfalz, die Anfang des Jahres bekannt wurden.

Kinderpornografie: 20 Prozent der Täter unter 14 Jahre



Vor allem im Bereich der Verbreitung von kinderpornografischen Inhalten stach der Anteil der sehr jungen Straftäter „signifikant“ heraus. Gut 20 Prozent der Tatverdächtigen waren unter 14 Jahre alt. „Die Eltern müssen sich mehr damit beschäftigen, welche Inhalte ihre Kinder nutzen“, forderte Kriminaldirektor Michael Danninger mit Blick auf Kinderpornografie im Klassenchat.

Weitere Informationen zum Thema: Schlag gegen Kinderpornografie-Szene

Wer seinem Kind ein Handy zur Verfügung stelle, müsse sich auch mit den Sicherheitseinstellungen befassen „und nicht darauf vertrauen, dass die Kinder schon das Richtige anschauen werden“. Die Polizei unterstützt mit präventiven Maßnahmen, um hier bei Kindern wie Erwachsenen das Bewusstsein für strafrechtliches Verhalten zu schärfen. Insgesamt 1241 Sexualdelikte verzeichnete das Polizeipräsidium 2022, in 550 Fällen handelte es sich um die Verbreitung von Kinderpornografie.

Neues Phänomen Klimakleber



Wie im bayernweiten Trend ist auch in der Oberpfalz die Zahl der Straftaten mit den Lockerungen nach der Corona-Zeit wieder angestiegen. Insgesamt 41989 Straftaten (ohne Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht) wurden registriert. Vor der Pandemie lag der Wert 2019 bei 43 055. Im vergangenen Jahr waren es 36806. Die meisten Straftaten ereigneten sich in der Stadt Regensburg (12144/+20,7%), im Landkreis Schwandorf (4968/+8,4%) und im Landkreis Regensburg (4416/+17,2%).

Lesen Sie hier: Rechnung für Klimakleber

Polizeivizepräsident Thomas Schöniger, Leiter der Abteilung Einsatz, beleuchtete ein neues Phänomen, mit dem die Polizei im Juni vergangenen Jahres erstmals konfrontiert war. In der Frankenstraße hatten sich im Juni Klimaaktivisten festgeklebt und konnten erst nach zwei Stunden von einem Notarzt und der Feuerwehr entfernt werden. Inzwischen, so Schöniger, sei die Polizei mit entsprechenden Materialien ausgestattet, um derartige Verkehrsblockaden schneller aufzulösen. Die Klimakleber müssen sich wegen des Tatbestands der Nötigung vor Gericht verantworten.

Immer ausgefeilter werden die Maschen, mit denen Callcenter- und WhatsApp-Betrüger ihre Opfer zur Zahlung von oft hohen Geldbeträgen nötigen. 390 Fälle richteten einen Schaden von über zwei Millionen Euro an. Erfreulich sei, dass in acht von zehn Fällen aber keine Geldübergabe erfolgte.

45 Straftaten gegen das Leben



9591 Menschen wurden Opfer einer Straftat gegen Leib, Leben, körperliche Unversehrtheit, Freiheit, Ehre oder Selbstbestimmung, davon 38,8 Prozent Frauen. In 45 Fällen war das Leben durch eine Straftat bedroht. 680 Kinder (7,1 Prozent) und 1498 Jugendliche und Heranwachsende (15,7 Prozent) listet die Opfer-Statistik auf. Der Anteil der deutschen Tatverdächtigen lag 2022 bei 67,1 Prozent, knapp ein Drittel hatte eine andere Nationalität, davon waren 8,1 Prozent Zuwanderer. Mit 76,6 Prozent sind die meisten Tatverdächtigen männlichen Geschlechts.

Im bayernweiten Vergleich steht die Oberpfalz bei der Häufigkeitszahl, die die Straftaten ins Verhältnis zur Einwohnerzahl setzt, gut da. Mit 3760 Straftaten je Einwohner belegt sie Platz 3. Besser stehen nur Niederbayern (3375) und Unterfranken (3503) da. Bayernweit kommen auf je 100000 Einwohner 4260 Straftaten.

Weitere Zahlen:



Notrufe: 2022 gingen in der Oberpfalz 114264 Notrufe über die 110 ein. Der einsatzstärkste Tag ist Freitag, der schwächste Tag ist Sonntag.

Delikte: Ein Viertel der insgesamt 41989 Straftaten waren Diebstähle (10873 Straftaten). Gefolgt von Rohheitsdelikten (17,4 %), Vermögens- und Fälschungsdelikten (14,2 %).Der Anteil der Sexualdelikte lag bei drei Prozent.

Aufklärungsquote: 70,8 Prozent der Delikte konnten aufgeklärt werden. Ein Vor-Corona-Höchstwert. 2013 lag die Quote bei 63,9 Prozent.

Rauschgiftkriminalität: 2022 starben In der Oberpfalz 30 Menschen durch Drogenkonsum. Das jüngste Opfer war 19 Jahre alt, das älteste 55.

Reichsbürger: 314 Oberpfälzer werden der Bewegung zugerechnet. 13,8 Prozent mehr als 2021.

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