Der Offensivmann im Porträt
Zwangspause für den neuen Führungsspieler: Christian Kühlwetter fehlt wohl zum Auftakt

23.07.2024 | Stand 24.07.2024, 6:07 Uhr |

Muss eine Zwangspause einlegen: Jahn-Neuzugang Christian Kühlwetter Foto: Imago

Schlechte Nachricht für den Fußball-Zweitligisten SSV Jahn. Regensburgs Neuzugang Christian Kühlwetter hat sich am Samstag beim Jubiläumsturnier der Stuttgarter Kickers eine Muskelverletzung zugezogen.



Der 28-Jährige war in der Partie gegen die Kickers früh ausgetauscht worden. Nun steht fest, dass der Angreifer vorerst eine Zwangspause einlegen muss. Muskelfaserriss im Oberschenkel, so lautet die Diagnose. Beim Jahn taxiert man die Ausfallzeit auf zwei bis drei Wochen. Ein Einsatz zum Zweitliga-Auftakt in Hannover am 3. August ist unwahrscheinlich.

Kühlwetter ist gekommen, um dem Jahn, aber auch sich selbst zu helfen. „Wir haben eine junge Mannschaft. Da müssen die Älteren vorangehen. Ich bin ein Typ, der gerne vorangeht“, erklärt er. Am wohlsten fühlt sich der Offensivmann im Sturmzentrum oder auf der Zehn. „In Heidenheim hat man aber gesehen, dass ich flexibel einsetzbar bin“, verweist Kühlwetter darauf, dass er auch andere Positionen bekleiden kann.

Fast bei Polizei gelandet

Bei der Vorstellung des zweitligaerfahrenen Angreifers, der für Jahn-Verhältnisse durchaus namhaft ist, geriet Sport-Geschäftsführer Achim Beierlorzer ins Schwärmen. „Er wird der Mannschaft auch mit seiner Persönlichkeit und seiner Mentalität guttun“, erklärte er mit Blick darauf, dass Kühlwetter auf und neben dem Platz eine wichtige Rolle einnehmen soll.

Dass der 28-Jährige noch als Profi unterwegs ist, das ist übrigens gar nicht so selbstverständlich, wie es auf den ersten Blick scheint. In Kaiserslautern hätte seine Karriere beinahe früh ein Ende gefunden. „Nachdem mir einer das Wadenbein durchgetreten hatte, war nicht klar, ob es mit Fußball weitergeht. Dann habe ich mich schon mal nach einem Plan B umgeschaut. Und obwohl es in Kaiserslautern dann doch mit einer Verlängerung klappte, habe ich die Einstellungstests bei der Polizei gemacht“, erzählt Kühlwetter stolz. „Denn es gibt auch irgendwann mal ein Leben nach dem Fußball. Ich fand es interessant, die Erfahrung zu sammeln.“ Wäre das was für die Karriere nach der sportlichen Karriere? „Ob es für mich noch sinnvoll ist, eine komplette Ausbildung bei der Polizei zu durchlaufen, das muss man sehen. Ich hoffe, dass ich noch lange spielen kann.”

Trubel in der Stadt, den braucht Christian Kühlwetter derweil nicht. In Zeitlarn freut man sich über den prominenten neuen Mitbürger. Rund eine Viertelstunde sind es künftig jeweils zu seinen neuen Arbeitsstätten im Jahnstadion Regensburg und zum Trainingszentrum am Kaulbachweg.

Die Idylle weiß er auch bei seinen Eltern zu schätzen, die etwas außerhalb Bonns zu Hause sind. Oder bei den Schwiegereltern vor den Toren Kölns. „Wir haben auch einen Hund. Von daher ist es optimal. Im Regen kann er sich schön abkühlen“, sagt der Neuzugang der Regensburger zur Auswahl seines neuen Wohnorts. „Mitten in der Stadt zu wohnen, das brauchen wir nicht unbedingt. Benji hält uns viel auf Trab. Wir unternehmen viel mit ihm, fahren zum Beispiel auch immer wieder einmal in die Berge.”

Der 28-Jährige liebt die Natur – und ist schwer darum bemüht, seine Freizeit sinnvoll zu gestalten. „Ich habe meinen Instagram-Account deaktiviert, weil es für mich zu viel Zeitverschwendung war“, berichtet Kühlwetter. „Ich wollte mich auf das Wichtigste konzentrieren und vermisse es jetzt gar nicht. Ich bin stolz darauf, das durchzuziehen.“ Nun kann er von den positiven Begleiterscheinungen berichten: „Ich habe gesehen, dass ich dadurch auch wieder mehr Kontakt zu Freunden habe. Ansonsten hat man ja auf Insta gesehen, was die machen, jetzt tauscht man sich wieder viel mehr direkt aus. Zuletzt zum Beispiel mit Niklas Beste.” Mit seinem früheren Teamkollegen in Heidenheim, der auch beim Jahn schon erfolgreich wirkte, hatte er rund um dessen spektakulären Wechsel zu Benfica Lissabon direkt Kontakt.

Auch Kühlwetter verbindet mit Regensburg schöne Erinnerungen. Auf den 28. Mai 2023 und das irre 3:2 im Jahnstadion blickt er sehr gerne zurück. „Bis zur 90. Minute waren meine Erinnerungen an Regensburg nicht so gut. Wie wir das dann gedreht haben, das war Wahnsinn. Aufsteigen ist das eine, mit so einem Spiel Meister zu werden, das ist eine Erinnerung, die ich nie vergessen werde. Auch das Hinspiel war verrückt, da ging es hin und her.”

Wenige Lichtblicke

Auch wenn es nur einjährig und mit einem mageren Einsatz verbunden war, das Abenteuer Bundesliga wird Kühlwetter nicht so schnell vergessen. „Die Stadien und die Vereine in der Bundesliga, das ist schon etwas Besonderes. Sportlich gesehen war es für mich in der Hinrunde aber schwierig. Ich bin kaum im Kader gewesen. Im DFB-Pokal durfte ich gegen Mönchengladbach immerhin eine Halbzeit ran. Das war cool, vor allem, weil es nahe meiner Heimat ist.” In der Rückrunde sei es besser gelaufen, „weil ich sehr oft im Kader war und auch den Einsatz in Darmstadt bekommen habe, wo ich ein Tor vorbereiten konnte. Insgesamt hatte ich mir das aber, was die Einsatzzeiten angeht, anders vorgestellt.“ In Regensburg soll das anders ausschauen. „Nach so einer Saison will ich mich nun zeigen. Zeigen, dass ich es noch drauf habe.” Mit auskurierter Oberschenkelverletzung möglichst schnell wieder in der 2. Liga.

Die Neuen beim Jahn: In einer Serie stellen wir alle Neuzugänge vor. Und blicken dabei auch darauf, welche Interessen sie außerhalb des Fußballplatzes haben.

Zu den Kommentaren