Für Nizar Klica waren die Regensburger Stadtmeisterschaften ein ganz besonderes Turnier: Denn dort startete er sein Fußball-Comeback. Rund zweieinhalb Jahre nach einem schweren Verkehrsunfall, bei dem der langjährige Landesliga-Spieler seinen rechten Arm verlor, schnürte er erstmals wieder seine Fußballschuhe in einem offiziellen Pflichtspiel.
„Das war ein tolles Gefühl, endlich wieder mit den Jungs auf dem Feld zu stehen“, freute sich der 33-Jährige, der rund ein Jahrzehnt für den SV Fortuna Regensburg dem Leder nachjagte. Als Stammkraft feierte er beispielsweise 2016 die Vizemeisterschaft, bevor die Grün-Weißen in der Relegation zur Bayernliga am TSV Bogen scheiterten.
Im Sommer 2019 verließ Klica den SV und fungierte zwei Saisons als Spielertrainer beim VfB Bach, bevor er wieder an die Isarstraße zurückwechselte. Ein Spiel sollte er dort allerdings nicht mehr bestreiten können, denn am 20. Juli 2022 war er in einen schweren Pkw-Unfall verwickelt. „Als ich von der Narkose aufgewacht bin, war mein rechter Arm bereits amputiert“, blickt Klica zurück, dessen Kämpferqualitäten mehr denn je nun auch außerhalb des Fußballplatzes gefordert waren. „Von Anfang an war es mein Ziel, dass sich beruflich, sportlich und privat nicht viel ändern sollte.“
Auch Bein schwer verletzt
Klica befindet sich auf einem guten Weg. Zum einen steht er wieder voll im Berufsleben, zum anderen ging nun auch das Fußball-Comeback über die Bühne. Allerdings musste Nino, wie er von seinen Freunden genannt wird, viel Geduld aufbringen. „Bei dem Unfall zog ich mir auch Verletzungen am Bein zu. Ich wollte aber nicht zwei Baustellen auf einmal aufmachen. Zuerst der Arm, dann der Rest.“
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Anfang des Jahres wurde Klica am Kreuzband operiert. „Die Stadtmeisterschaft war mein erster Wettkampf. Zuvor kickte ich aber schon mit Freunden, beispielsweise in der Kick-Arena im Gewerbepark. Mein Dank gilt auch dem BSC Regensburg, bei dem ich zweimal auf Kunstrasen mittrainieren durfte.“
Rückkehr auf den Rasen angepeilt
Nach der Knie-Operation dauerte es seine Zeit, bis er wieder schmerzfrei war. „Die ersten Comeback-Versuche waren für mich zu früh. Dazwischen musste ich immer wieder Pausen einlegen. Nun bin ich aber so weit, kann auch wieder voll in die Zweikämpfe gehen“, freut sich Klica, der im Frühjahr 2025 endlich auch auf dem grünen Rasen zurückkehren möchte. „Die Kreis- oder Bezirksliga traue ich mir noch zu. Ich bin gespannt.“ In ein oder zwei Jahren kann es sich Klica durchaus vorstellen, wieder als Spielertrainer oder Trainer zu arbeiten.
Nizar Klica hat inzwischen auch eine elektrische Armprothese, mit der er greifen kann. „Für die Arbeit oder den Sport ist sie aber nichts“, schränkt er ein. Er hat gelernt, mit nur einem Arm zurechtzukommen. „Wenn man etwas lernen muss, geht das viel schneller als wenn man etwas nur lernen möchte. Und mir blieb ja keine andere Wahl.“
Umgewöhnen auf dem Platz
In der schweren Zeit konnte sich Klica auf seinen engsten Freundeskreis verlassen, was ihm sehr geholfen hat. „Auch auf dem Platz muss ich mich umgewöhnen. Beispielsweise kann ich den Ball nicht mehr so abschirmen wie früher. Den rechten Arm kann ich halt nicht mehr einsetzen“, erklärt er.
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Jammern ist nicht seine Sache. „In meiner Zeit in der Amputationsklinik habe ich Menschen gesehen, denen es viel schlechter geht als mir. Immerhin habe ich noch einen Arm und zwei Beine. Schlimmer wäre eine Kopfverletzung gewesen, denn einen Kopf gibt es nur einmal.“
Nachwuchs schürt Vorfreude
Klica ist voller Hoffnung, kleine Rückschläge werden ihn nicht von seinem Weg abbringen. Er hat gelernt, sich heranzutasten, sich in Geduld zu üben und beharrlich an seinen Zielen zu arbeiten. „Wichtig wird sein, dass ich wieder regelmäßig mit meinen Freunden kicken kann. Fußball ist für mich mehr als ein Spiel.“ Und gemeinsam mit seiner Freundin Franziska erwartet er zur Jahresmitte Nachwuchs. So sind Zuversicht und Vorfreude auf 2025 jetzt schon riesig.