Rund die Hälfte der Akteure absolvierte die schweißtreibende Übungseinheit in ärmellosen Muskelshirts. Die lautstarken Kommandos von Cheftrainer Joe Enochs schallten über den Platz auf dem Trainingsgelände am Regensburger Kaulbachweg. Rund 250 Zuschauer waren Augenzeugen, als der frisch gebackene Fußball-Zweitligist SSV Jahn am Samstag die Saisonvorbereitung einläutete.
Sie geizten nicht mit Szenenapplaus und bejubelten ganz besonders einen Neuzugang. Der gebürtige Altöttinger Julian Pollersbeck nämlich glänzte bei der offiziellen Vorstellung mit lupenreinem Bairisch und wird zur Schafkopf-Fraktion beim SSV Jahn stoßen.
„Sehr gute Mischung“
„Nicht nur punktuell, sondern auch gezielt“ sei die Mannschaft verstärkt worden, sagte Sport-Geschäftsführer Achim Beierlorzer, der das möglichst frühe Erreichen der 40-Punkte-Marke und den Klassenerhalt als Saisonziele des Aufsteigers nannte. Der Kader stelle eine „sehr gute Mischung“ dar: „Zum Trainingsstart haben wir die Mannschaft so zusammen, wie wir sie haben wollen.“ Mit den sieben Neuzugängen plus dem nach der Leihe aus Nürnberg fest verpflichteten Louis Breunig sei die Personalplanung prinzipiell abgeschlossen. Aber, fügte Beierlorzer einschränkend hinzu: „Wir wissen ja nicht, was noch passiert.“ Das Transferfenster sei noch zwei Monate offen, in beide Richtungen.
Der 56-Jährige schloss nicht aus, dass der eine oder andere junge Spieler aus der zweiten Reihe abgegeben bzw. verliehen wird, um Spielpraxis zu sammeln. Kelvin Onuigwe etwa spielt aktuell bein einem anderen Verein vor und fehlte deshalb am schwülheißen Samstag. Elias Huth laboriert noch an den Nachwirkungen eines Bänderrisses im Sprunggelenk und trainierte nur individuell . Ansonsten tummelten sich 31 Spieler auf dem Platz, auch Eric Hottmann, der nach seiner schweren Knieverletzung wieder voll in den Übungsbetrieb einsteigt.
Mehr Kreativität im Mittelfeld
Am Donnerstag hatte der Jahn die Verpflichtung von Sebastian Ernst von Hannover 96 verkündet. Der 29-Jährige soll für mehr Kreativität im zentralen Mittelfeld sorgen, ist aber laut Beierlorzer „eher ein Achter oder Zehner, aber definitiv kein defensiver Mittelfeldspieler“. Als erste Alternative zu Andreas Geipl und Rasim Bulic auf der Sechs sieht der Sportchef Christian Viet.
Insgesamt hätten sich die Regensburger vor allem auch in der Offensive „richtig gut verstärkt“. So habe das Team „viel Qualität gewonnen“ und sei „sehr flexibel: Damit kann es jetzt auch sein, dass wir mit zwei Sturmspitzen und zwei zentralen Mittelfeldspielern agieren“. Akteure wie Sebastian Ernst, Christian Kühlwetter oder Kai Pröger brächten zudem viel Erfahrung in der 2.Liga mit und sorgten für Stabilität: „Sie können auch mal Bälle besser festmachen, als wir es letzte Saison konnten.“
Bereits am Freitag stand der obligatorische Laktattest auf dem Programm. „Die Jungs haben wirklich sehr, sehr gut gearbeitet in der Sommerpause“ lobte Enochs die Resultate: „Deswegen können wir im Training sofort in die fußballspezifische Ausdauer reingehen.“ Wichtig in der Vorbereitung werde es sein, die Neuzugänge (Enochs: „Wir haben wieder sehr darauf geachtet, dass sie charakterlich zur Mannschaft passen“) schnell zu integrieren und auf das Jahn-typische Spiel gegen den Ball zu eichen: „Vorne richtig hoch und im Vollsprint anlaufen,“ Enochs hob wie Beierlorzer hervor, dass die Mannschaft noch flexibler auftreten kann als in der Vergangenheit. Die Qualität im Kader lasse das zu. „4-2-3-1, 4-4-2, 3-5-2: Es sind viele Systeme, die zu uns passen können“, sagte der 52-Jährige.
Jahn-Kapitän Andreas Geipl hat die kurze Sommerpause nach der erfolgreichen Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden zum Familienurlaub am Gardasee und auf Korsika genutzt. Nun brennt er wieder auf Fußball. „Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl in die Saison“, sagte der Routinier. „Unsere Neuzugänge sind charakterlich top und bringen Qualität mit. Jeder Einzelne kann uns helfen, verstärkt uns. Ich glaube, wenn wir es wieder relativ schnell hinbringen, dass wir als Mannschaft wachsen und zusammen alles geben, dann kann das eine coole Saison werden“, sagte Geipl.
Extrem prominent besetzt
HSV, Köln, Schalke, Hertha: Die Liga ist so prominent besetzt wie selten oder wohl nie zuvor. „Alleine schon diese Stadien! Das ist top. Wir freuen uns riesig drauf,“ sagte Geipl.