Interview zum Playoff-Start
Tigers-Manager Dunham über Gegentore, Spektakel am Pulverturm und die Zukunft

14.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:02 Uhr

Unter der Regie von Manager Jason Dunham (links) und Trainer Tom Pokel (rechts) wurden die Straubing Tigers seit Oktober 2017 Jahr um Jahr besser. Der nächste Schritt: Über die Grizzyls Wolfsburg will sich der Klub zum zweiten Mal in seiner 16-Jährigen DEL-Geschichte für das Halbfinale qualifizieren. −Fotos: Stefan Ritzinger

Mit dem ersten Viertelfinalspiel gegen Wolfsburg beginnt für die Straubing Tigers am Dienstagabend (Bully 19 Uhr) die „geilste Zeit des Jahres“. Passend dazu hat sich die PNP mit dem Mann unterhalten, der großen Anteil am Erreichen der Playoffs hat und von sich behauptet, der größte Fan des Klubs zu sein: Manager Jason Dunham (52).



Von Platz 4 aus geht es für ihren Klub in die Playoffs. Wie würden Sie die Hauptrunde zusammenfassen?
Jason Dunham: Es ist ein Traum, was im Straubinger Eishockey passiert. Wir, Mannschaft und Geschäftsstelle, haben extrem viel gemeistert und du stehst da, wo du es verdienst zu stehen. Von Anfang September bis jetzt haben wir einen hervorragenden Job gemacht. Ein Spektakel wie es Straubing noch nie erlebt hat. Ich bin sehr stolz.

Was wir erleben, ist das Maximum, das am Standort Straubing möglich ist?
Dunham: Wir bewegen uns über dem Maximum. Trainer, Spieler, alle Mitarbeiter liefern seit mehreren Jahren konstant Leistungen am Limit ab.

Viele Gegentore – „eine bewusste Entscheidung“



Im Viertelfinale geht es gegen Wolfsburg. Einen Gegner, der zwei Hauptrundenduelle gewonnen hat und in den vier Spielen 15 Tore gegen Straubing erzielte. Überhaupt scheint die Balance zwischen Offensivspektakel und defensiver Stabilität im Tigers-Team nicht immer zu stimmen.
Dunham: Das hat mit dem Konstrukt zu tun. Unsere Strategie ist, moderndes Eishockey zu spielen. Das heißt: aktiver und schneller und härter nach vorne. Wir wollen mehr Tore schießen. Ich kann gleichzeitig nicht drei Nationalverteidiger verpflichten. Es war im Sommer eine Entscheidung für mehr Offensivpower. Deshalb kann ich akzeptieren, dass wir nicht immer eine Topverteidigung haben. Das ist unser Weg und daher wird es nächste Saison genauso sein.

Die Straubing Tigers sind das mit Abstand heimstärkste Team der DEL. In der Auswärtstabelle reicht es nur zu Platz 9. Können Sie uns das erklären?
Dunham: Hier daheim ist jedes Spiel ein Spektakel. Die Zuschauer helfen uns definitiv. Bei rund 70 Spielen in der Saison, wird es immer Spiele geben, in denen du einen Durchhänger hast. Die hatten wir öfter auswärts. Außerdem bitte nicht vergessen: Wir haben Champions League gespielt, das hat uns viel Kraft gekostet, denn unser Team ist nicht das jüngste der Liga. Darum kann ich mit diesem neunten Platz gut leben. Schauen Sie sich in der DEL um: Wer den tiefsten Kader und finanziell die meisten Möglichkeiten, der hat einen Riesenvorteil. Nicht umsonst werden seit vielen Jahren eigentlich immer die gleichen drei Klubs deutscher Meister (Berlin, Mannheim, München, Anm. d. Red.).

Was hat Sie in der Hauptrunde am meisten überrascht?
Dunham: Die Ernsthaftigkeit mit der unsere Mannschaft vom ersten Tag bis jetzt gearbeitet hat. Wir erwarten das natürlich, aber dass alle in diesem langen Zeitraum so professionell trainieren, das war für mich schon überraschend. Durch die Aufstockung der Liga auf 15 Mannschaften und die CHL haben wir zwölf Spiele mehr als letzte Saison und trotzdem hat die Mannschaft eigentlich immer ihre Leistung gebracht. Das war sofort ein Team, das etwas erreichen wollte und will. Wenn ich an einem Dienstag oder Mittwoch das Training beobachtet habe, musste ich mich oft wegdrehen, wie die in die Zweikämpfe gegangen sind. Da wird einer brutal gegen die Bande gefahren und dann lachen beide – und ich denk mir nur: Mein Gott, was machen die. Die Jungs sind hart zueinander. Wenn ich das im Training mache, krieg ich es auch in den Spielen hin.

„Spekulationen interessieren mich Nullkommanull“



Zum vierten Mal nacheinander haben sich die Tigers direkt für das Viertelfinale qualifiziert. Erstmals durfte der Klub 2022 an der Champions Hockey League teilnehmen. Machen diese Erfolge ihre Arbeit als Manager einfacher oder schwieriger?
Dunham: (lacht, schaut in seinem Büro im Eisstadion auf eine Pinnwand mit Spielplänen, Spielerprofilen und Notizen und schweigt)

Im Ernst. Einerseits sind erfolgreiche Spieler begehrt und bekommen Angebote, andererseits wollen Profis bei einem erfolgreichen Klub sein.
Dunham: Wir sind nicht in der Position, alle Leistungsträger halten zu können. Das wissen wir und ist völlig okay. Auf der anderen Seite sehen gerade junge Spieler mittlerweile: Wenn ich in Straubing gute Leistungen zeige, dann stehen mir viele Türen offen. Das ist eine gute Verhandlungsbasis. Topleute werden uns nach einer gewissen Zeit wieder verlassen, andere bleiben, weil sie die Kleinstadt mögen und es ihren Familien hier gutgeht. Genau das macht 90 Prozent unserer Arbeit auf der Geschäftsstelle aus. Es muss für die Spieler passen.

Zu wieviel Prozent steht der Kader für die nächste Saison schon?
Dunham: Oh, ich habe viel Arbeit vor mir. Es stehen noch viele Entscheidungen aus.

Trainer Tom Pokel hat laut Medienberichten das Interesse anderer Klubs geweckt. Haben Sie seine Zusage schon?
Dunham: Spekulationen interessieren mich Nullkommanull. Ich habe meine Arbeitsweise nicht geändert: Nach der Saison setze ich mich mit den Trainern hin und präsentiere ihnen, wer unterschrieben hat, wer gehen möchte und was meine Gedanken zur Zukunft sind. Und dann frage ich: Bist du dabei?


Das ganze Interview lesen Sie am Dienstag, 14. März, im Sportteil der PNP (Online-Kiosk) – oder hier als registrierter Abonnent.