Wie toppt man eine Top-Saison nach der anderen? Vor dieser Frage steht Jason Dunham, Sportchef von Eishockey-Erstligist Straubing Tigers, in diesem Sommer nicht zum ersten Mal.
Die Antwort indes wird umso schwieriger nach der historisch erfolgreichsten Spielzeit 2023/24 in der 83-jährigen Geschichte des Kufensports im Gäuboden – mit Hauptrunden-Platz 3, Champions-League-Quali, Zuschauer-Rekord (Schnitt: 5300), dazu die image-trächtige Einladung zum renommierten Spengler-Cup im Dezember in der Schweiz. Dunhams einfacher Plan: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen!“
Die Heimatzeitung erwischt den erfahrenen Manager, einer der dienstältesten im deutschen Eishockey-Oberhaus, dieser Tage am Handy – im Kraftraum der Tigers. Nein, zurück in den Profi- Kader drängt es den drahtigen Deutsch-Kanadier – selbst stolzer Papa von DEL-Youngster Noah Dunham (ERC Ingolstadt) – mit 54 Jahren natürlich nicht mehr. „Aber beim Workout bekomme ich den Kopf wieder frei“, einfach mal Durchschnaufen vom stressigen Job als Team-Architekt an einem der kleinsten, aber zugleich erfolgreichsten DEL-Standorte.
„Mit Vorbereitung sehr zufrieden“
„Wir sind mit dem Stand der Vorbereitung sehr, sehr zufrieden. Man sieht in jedem Training schon wieder diesen unglaublichen Willen und Ehrgeiz der Mannschaft. Gerade auch unsere jungen Leute machen sich wirklich gut.“ Gut die Hälfte der bislang elf Neuzugänge ist 23 Jahre oder jünger – das sind Wechsel auf die Zukunft. Und dass die Perspektiven für Jungprofis unter Tigers-Chefcoach Tom Pokel mit die besten der Liga sind, zeigt die Entwicklung eines Joshua Samanski, Mario Zimmermann, Adrian Klein oder von Torhüter Florian Bugl, die mit Anfang 20 schon zu den Leistungsträgern am Pulverturm gehören.
Ein gehöriges Plus an Scoring Power gegenüber der Vorsaison wird natürlich von den „Rückkehrern“ Taylor Leier (aus Linköping/Schweiden) und Travis St. Denis (aus Ingolstadt) erwartet – beide bildeten von 2021 bis 2023 bereits ein kongeniales Torjäger-Duo im Gäuboden mit insgesamt 181 Scorerpunkten in 106 DEL-Partien. Es spricht für das stetig gestiegene Standing im europäischen Eishockey, dass die beschauliche Gäubodenstadt auch für gestandene Stars zur interessanten Adresse geworden ist – nicht zuletzt aufgrund der Verlässlichkeit des mehr als 30 regionale Unternehmen umfassenden Gesellschafter-Pools. „Unsere Gesellschafter ziehen voll mit und es gibt überhaupt keine Diskussion, wenn die sportliche Führung Verstärkungen im Kader als notwendig erachtet“, so Dunham.
Große Belastung
Neben den „jungen Wilden“ bringen „alte Haudegen“ wie Justin Braun, Marcel Brandt, Phil Samuelsson, Stephan Daschner, Marcel Müller, Mike Connolly, Justin Scott oder Michael Clarke mit ihrer immensen Erfahrung bekannte Qualitäten in den Kader.
Andererseits muss in der Anfang September beginnenden neuen Spielzeit mit DEL, Champions Hockey League und Spengler Cup eine neue Dreifach-Belastung gestemmt werden. „Das ist natürlich personell eine Riesen-Herausforderung, auf die wir allerdings auch sehr stolz sind“, sagt Manager Dunham. Er weiß, wie schwer die Abgänge u.a. des langjährigen Kapitäns Sandro Schönberger, des Star-Verteidigers Nick Mattinen (zum NHL-Klub Toronto Maple Leafs), des Vize-Weltmeisters Parker Tuomie (nach Köln), des Torhüters Hunter Miska bzw. der Abwehr-Oldies Benedikt Kohl und Cody Lampl (Karriereende) wiegen. Dunham: „Kein DEL-Team, auch nicht München oder Mannheim, könnte einen Nick Mattinen eins zu eins ersetzen. Also werden wir versuchen, den Verlust gemeinsam im Team aufzufangen.“
Neu-Tiger 2024/25
Tor: Pascal Seidel (21/Dresdner Eislöwen)
Abwehr: Alex Green (26/Chicago Wolves/AHL), Nicolas Geitner (25/ Düsseldorfer EG).
Angriff: Taylor Leier (30/HC Linköping), Travis St. Denis (31/ERC Ingolstadt), Skyler McKenzie (26/Pinguins Bremerhaven), Elis Hede (23), Tim Fleischer (23), Danjo Leonhardt (22/alle Nürnberg Ice Tigers), Simon Seidl (17), Tobias Schwarz (18/beide EV Landshut).
