Mehr Energie nutzen
Mehr Stoff für Wasserstoff: Aiwanger lädt zum Gipfel nach Straubing

27.02.2023 | Stand 17.09.2023, 1:57 Uhr

Wasserstofftanks auf dem Dach: Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (links) lässt sich von Dr. Tobias Nothdurft den „Helios“ von Fendt erklären. −Foto: Bäumel-Schachtner

Wasserstoff ist für Hubert Aiwanger der Schüsselstoff für die Energiewende. Und auch für die Landwirtschaft spielt er nach Worten des bayerischen Wirtschafts- und Energieministers von den Freien Wählern eine entscheidende Rolle. In Straubing hat er jetzt sogar einen Wasserstoffgipfel ins Leben gerufen.





Nicht nur, weil mit Wasserstoff Diesel als Antriebsstoff ersetzt werden kann. Sondern auch, weil aus in der Land- und Forstwirtschaft anfallenden „biogenen Stoffen“ Wasserstoff erzeugt werden kann. Doch die Bundesregierung treibe bislang lediglich die Wasserstoff-Erzeugung durch Elektrolyse, für die Strom benötigt wird, voran. Darüber ärgerte sich Aiwanger bei einem von ihm ins Leben gerufenen Wasserstoffgipfel in Straubing mit über 150 Teilnehmern und forderte Berlin auf, den Kurs zu ändern.

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Neue Möglichkeiten bei Biogasanlagen



„Man kann aus biogenen Stoffen Wasserstoff gewinnen, und auch aus der Biogasanlage“, verdeutlichte Aiwanger gestern. Bei Biogasanlagen ergeben sich ihm zufolge sogar nach dem Wegfall der Förderung neue Möglichkeiten. Allerdings, nicht alles, was technisch möglich sei, werde politisch auch gewünscht, wetterte er und führte die Themen Biosprit und Brennholz an. „In Berlin sitzen Ideologen“, schimpfte Aiwanger. Er bat die Land- und Forstwirte, sich auf die Hinterfüße zu stellen und für Pragmatismus zu werben.

„Wasserstoff ist das Weißbier der Energiewende“, sagte Dr. Fabian Pfaffenberger vom Zentrum Wasserstoff.Bayern. Allerdings: „Nur mit Wasserstoff werden wir es nichts schaffen“, so der Fachmann. Wasserstoff werde in der Industrie sehr stark nachgefragt, man brauche ihn als Energievektor, als Energiespeicher und als Grund- und Brennstoff. Auch in der Landwirtschaft sei er sehr wichtig – beim Ersetzen von Erdöl und herkömmlichen Düngemitteln. Aus grünem Wasserstoff könne auch grüner Dünger werden.

Herstellung mit verschiedenen Möglichkeiten



Prof. Jürgen Karl vom Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg zeigte auf, neben der Wasserstoffgewinnung durch Elektrolyse gebe es auch den klassischen Weg, nämlich die thermochemische Herstellungsweise, zum Beispiel durch Vergasung von Holz. Im EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) sei festgeschrieben, grüner Wasserstoff müsse immer auf elektrochemischem Wege erzeugt werden, nicht aus erneuerbaren Energien. „Doch auch Wasserstoff aus erneuerbaren Energien ist grün“, machte Karl deutlich. Die Option aus Biomasse sei sogar die kostengünstigste Lösung gegenüber Strom für die Elektrolyse. Ein Auto mit Wasserstoff zu betreiben, ist Karl zufolge drei bis viermal so kostspielig wie ein Elektroauto. Sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten sieht er in der Stahlerzeugung, Düngemittelproduktion, der chemischen Industrie, für grünen Ammoniak, Flug- und Schiffsverkehr und als Stromspeicher.

Wasserstofftraktor vorgestellt



Beim Wasserstoffgipfel präsentierten sich auch Unternehmen aus dem Bereich Wasserstofferzeugung und -verarbeitung. Dr. Tobias Nothdurft (Fendt) zeigte einen Wasserstofftraktor. Je größer das Fahrzeug, desto größer die Herausforderung in der Herstellung, zeigte er auf. Denn ein großer Traktor bedeutet gleichzeitig auch eine längere Stundenlaufzeit und mehr Auslastung. Das Fabrikat Helios, das auch Hubert Aiwanger genau unter die Lupe nahm, hat eine 100 kW-Brennstoffzelle, eine 25 kW Boos-Batterie und 20 Kilo Wasserstoff in fünf Tanks gespeichert. Die ersten Feldtests werden heuer im Frühjahr gestartet.

In einer Diskussionsrunde stellten sich auch Bayerns BBV-Präsident Günther Felßner, der Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes Josef Ziegler sowie Leonhard Ost vom Maschinenring und Peter Flierl von der BayWa hinter die Technologie Wasserstoff. Ihnen allen war wie auch dem Minister wichtig, dass biogene Reststoffe berücksichtigt und der Wasserstoff regional erzeugt wird, damit Land- und Forstwirte in die Wertschöpfungskette eingebunden sind.