Dach muss neu gemacht werden
Wörther Turnhalle ist ein „Protokoll erschreckender Inkompetenz“

31.03.2021 | Stand 31.03.2021, 15:08 Uhr

Baustopp im Mai 2018: Die Kinder der benachbarten Schule und des Kinderhorts warten sehnsüchtig auf die Fertigstellung der Wörther Kleinsporthalle. Foto: Grießer

Das gerichtliche Gutachten zur umstrittenen Halle in Wörth liegt nun vor. Das Fazit fällt ernüchternd aus. Anwalt Günther Eder: „Das Dach muss runter und neu gemacht werden“. Er schätzt den Schaden auf 150.000 bis 200.000 Euro.

Von Tobias Grießer

Wörth/Isar. Seit dem Mai 2018 ruhen die Arbeiten an der Kleinsporthalle in Wörth, die freilich längst in Betrieb sein sollte. Die Gemeinde hatte damals – „aufgrund von offensichtlichen Planungs- und Ausführungsmängel“ – einen Baustopp verhängt. Nachdem ein Gutachten zum Sockelbereich seit längerem vorliegt und die Mängel bestätigt, liegt Bürgermeister Stefan Scheibenzuber und dem Anwalt der Gemeinde, Günther Eder, auch das 120-seitige Sachverständigengutachten vor. „Mit einem vernichtenden Urteil“, wie Eder sagt. „Der Gutachter hat beim Dachgewerk – wie auch schon beim Sockel – eine fehlerhafte Planung, eine unzureichende Bauüberwachung sowie erhebliche Ausführungsfehler festgestellt. Kurz gesagt: Gravierende Mängel oben und unten.“



Laut des Gutachters müsse nun eine Sanierungsplanung erarbeitet werden, ehe die Arbeiten an der Kleinsporthalle wieder aufgenommen werden können. Allerdings steht zuerst ein massiver Rückbau auf der To-do-Liste. Günther Eder zum Wochenblatt: „Das Hallendach muss komplett runter und von vorne neu gebaut werden. Mit punktueller Mängelbeseitigung geht hier gar nichts mehr.“



Die erste Grobkostenschätzung des Gutachters für das Dach würde bei rund 120.000 Euro liegen, wobei weitere 30.000 Euro für die Planungen hinzukommen dürften. Eder: „Ich gehe aber eher davon aus, dass man am Ende jenseits der 200.000 Euro rauskommt. Schließlich muss man erst eine Firma finden, die das Risiko für einen solchen Problemfall übernimmt. Das wird sicher nicht billig – bei derzeit vollen Auftragsbüchern.“



Der Rechtsanwalt schüttelt den Kopf: „200.000 Euro an Sanierungskosten allein beim Dachgewerk, für das eine Auftragssumme von 50.000 Euro veranschlagt war. Da ist man schnell sprachlos. Solche gravierende Fehler in dieser Vielzahl habe ich in 30 Jahren als Anwalt äußerst selten erlebt.“



Durch die beiden Gutachten des Sachverständigen zum Sockelbereich und zum Dach sieht sich Bürgermeister Stefan Scheibenzuber bestätigt. „Man kann hier sicherlich nicht mehr von einer Ansammlung unglücklicher Umstände sprechen. Die Inhalte des vorliegenden Gutachtens bezeichne ich als ein Protokoll erschreckender Inkompetenz“, so Scheibenzuber in seinen Ausführungen. Oberstes Ziel der Gemeinde ist es nun, die Kleinsporthalle für die Schul- und Hortkinder zeitnah fertigzustellen und ohne Mängel ihrer Bestimmung zu übergeben. Dies wird die Gemeinde laut dem Bürgermeister mit größtem Nachdruck weiterverfolgen.