Gewitterzelle fegt über die Region
Nach den Unwettern in der Nacht zieht die Polizei Bilanz

07.08.2021 | Stand 08.08.2021, 6:16 Uhr

Entwurzelter Baum in St.Georgen. −Foto: FDL/BeMi

Von Andreas Geroldinger und Karin Seibold

Stromausfälle, umgestürzte Bäume, gesperrte Straßen und Schienen: Eine Unwetterfront ist am Samstagabend über den Südosten Bayerns hinweggezogen. Eine Bilanz am Morgen danach.

Einsatz-Schwerpunkte in Niederbayern waren laut Einsatzleiter der Integrierten Leitstelle Passau der Bereich Simbach am Inn sowie der Raum Passau. In Simbach ist teilweise der Strom ausgefallen, nachdem ein Baum in eine Stromleitung gefallen war, hieß es am späten Abend auf PNP-Nachfrage. Etliche umgestürzte Bäume mussten von Straßen geräumt werden. Gesperrt waren deshalb auch die B12 von Passau Richtung Salzweg und die B8 zwischen Passau und Vilshofen bei Seestetten. Zudem waren einige Straßen wegen Überflutungen unpassierbar.

Erst vor drei Wochen hatten heftige Unwetter für Überschwemmungen in der Region gesorgt:



Weit über 100 Notrufe in Niederbayern

Auch ein Polizeisprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern nennt als Schwerpunkt im Bezirk die Bereiche Passau und Simbach am Inn. Weit über 100 Notrufe gingen laut Polizei in Zusammenhang mit der Gewitterfront zwischen 19 und 20 Uhr bei der Polizei in Niederbayern ein. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei wurden bei unwetterbedingten Verkehrsunfällen in Niederbayern zwei Menschen bei unwetterbedingten Unfällen leicht verletzt. In einem Fall war Aquaplaning die Ursache, heißt es. In Passau fuhr in der Hauzenberger Straße/Sulzsteg ein Mann mit seinem Auto in einen auf der Straße liegenden Baum und brach sich dabei das linke Handgelenk. Auf der Kreisstraße PAN23 bei Kirchdorf am Inn fielen mehrere Bäume über die Fahrbahn, einer davon auf ein fahrendes Auto, dessen Fahrerin noch rechtzeitig aus dem Auto sprang und somit unverletzt blieb.

In Simbach am Inn stürzten in der Moosecker Straße gleich zehn Bäume über die Fahrbahn, das blieb aber ohne größeren Schaden. Die Anwohnerstraße bleibt bis auf Weiteres gesperrt. In Eggenfelden, im Stadtteil Zellhub, wehte der Sturm das Dixi-Klo einer Baustelle auf die Straße. Ein Blitz schlug in einen Baum in Obertürken bei Zeilarn, Lkr. Rottal-Inn, ein. In unmittelbarer Nähe der Wohnbebauung kam es zu einer starken Rauchentwicklung, als der Baum vollständig abbrannte.

Etwa 31 Mal wurden Bäume über Fahrbahn gemeldet, vereinzelt auf der B12 und B8, sonst in der Mehrzahl über untergeordnete oder Nebenstraßen und einmal über die Bahnstrecke München – Simbach, Nähe Simbach am Inn. „Hier kam es zu einer kurzfristigen Gleissperrung“, teilt die Polizei mit. In etwa dreizehn Fällen stürzten Bäume auf geparkte Autos, insbesondere im Raum Passau und Simbach am Inn, wo auch deutlich der Unwetterschwerpunkt lag. In Winzer, Landkreis Deggendorf, beschädigte ein umgefallener Baum gleich drei geparkte Fahrzeuge.

Die Polizeidienststellen in den stark betroffenen Bereichen Passau und östliches Rottal wurden von einer Einheit der Bereitschaftspolizei aus München, die ursprünglich zur Verstärkung der Grenzpolizei vor Ort war, mit großem Engagement unterstützt. „Eine Schätzung der Höhe des entstandenen Unwetterschadens in Niederbayern kann bislang noch nicht vorgenommen werden“, heißt es von Seiten der Polizei.

Oberbayern: Stromausfälle und Einsätze auf dem Chiemsee

Alle vier Landkreise im Gebiet der Integrierten Leitstelle Traunstein (Traunstein, Altötting, Berchtesgadener Land und Mühldorf am Inn) hat die Gewitterzelle erwischt. Ein Schwerpunkt lasse sich aber nicht ausmachen, hieß es dort auf PNP-Nachfrage. Mehrere kleinere Zugstrecken waren durch Bäume blockiert; auch viele Gemeindeverbindungsstraßen mussten gesperrt werden. Im Bereich Mühldorf und Fridolfing sei „großflächiger“ der Strom ausgefallen. Teilweise sei auch Wasser in Keller gedrückt worden. Verletzte gebe es nach ersten Erkenntnissen nicht.

Viel zu tun hatten die Wasserretter am Chiemsee. Zwölf Einsätze hat es dort unwetterbedingt gegeben. Wie der Sprecher der Integrierten Leitstelle Traunstein auf PNP-Nachfrage mitteilt, mussten trotz vorheriger Sturmwarnung Elektroboote und andere Wassersportler von Wasserrettungseinheiten an Land gebracht werden. Problematisch war nach Angaben der Priener Polizei vor allem die Rettung von sechs betrunkenen Besatzungsmitgliedern im Bereich der Krautinsel. Diese mussten von der Wasserschutzpolizei in Sicherheit gebracht werden. Nachdem das Unwetter abgezogen war, wurde der See abgesucht. Auch hier endete nach ersten Erkenntnissen alles glimpflich.

Über 700 Einsätze in Oberösterreich

Über 700 Einsätze meldet die Landeswarnzentrale Oberösterreich. Der Schwerpunkt lag auch hier beim Entfernen von umgestürzten Bäumen. Im Bezirk Vöcklabruck wurden Feuerwehren und die Wasserrettung zu „zahlreichen Bootsbergungen“ alarmiert. Trotz rechtzeitiger Sturmwarnung hatten viele Schwimmer und Boote das Ufer nicht rechtzeitig vor Beginn der Unwetter erreicht, darunter auch eine schwangere Frau.

Die Feuerwehren der Stadt Braunau mussten eine eingeklemmte Person aus einem Auto befreien, nachdem dieses von einem Baum getroffen worden war. Zudem waren die Feuerwehren bei einem Wohnhausbrand im Stadtgebiet von Braunau - vermutlich ausgelöst von einem Blitzschlag - gefordert.