Fast 41 Stunden
Stockschießen im Landkreis Landshut: ESC Aham holt Weltrekord

27.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:21 Uhr

Das 127. Spiel – da die Anzeige nur bis 99 geht, musste improvisiert werden. −Fotos: ESC AHAM

Von Veronika Bayer

Ein Event, das seinesgleichen sucht: Von Samstag, 13. August, 5 Uhr, bis Sonntag, 14. August, 22 Uhr, holten sich zehn Stockschützen des ESC Aham mit zwei Mannschaften den Weltrekord im Dauerstockschießen auf Asphaltbahnen in der Ahamer Stockhalle.



Die Idee hinter der Mammutaufgabe entwuchs zum einen den Erfolgen der Mannschaften, zum andern dem heuer zu feiernden 50-jährigen Vereinsjubiläum.

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„Eine grandiose Leistung“, freut sich Sportler Erich Winkler. „Der zehn Stockschützen, aber auch aller Helfer, die erst mit der Organisation und dann in den zwei Tagen des Wettbewerbs unermüdlich im Einsatz waren.“ Knapp 1000 Zuschauer, etwa 300 Fans: Sie alle seien während des Weltrekords zu verpflegen gewesen. Viele Zuschauer seien mehrmals gekommen, hätten Anfang, Mitte, Ende miterlebt. „Die konnten zwischendrin auch schlafen“, schmunzelt Winkler.

Weder lange Pausen noch Schlaf

Für die Sportler galt das nicht, sie mussten durchhalten. Genau nach den Regeln der IFE (International Federation Icestocksport) wurden die Spiele der zwei Mannschaften mit je vier Schützen und einem Ersatzspieler abgehalten. In Team 1 spielten Martin Nadler, Florian Winkler, Michael Hasreiter, Manfred Mahnert und Erich Winkler. In Team 2 waren Robert Nadler, Tobias Wiesböck, Thomas Seidel, Philipp Hasreiter und Andreas Prams vertreten. Nach jedem Spiel wurde im gleichen Rhythmus das Team gewechselt – ausgedehnte Pausen oder Schlafen waren so nicht möglich.

Auch die Anzahl der Spiele war am Ende wichtig, um nicht nur die gesetzte Zeit – den bisherigen Weltrekord hielt der SV Neureichenau mit einer Zeit von 40,05,43 – zu überbieten, sondern auch in der Anzahl der gesamten Spielanzahl besser zu sein. Um das hohe Level zu schaffen, hatte es bereits Mitte Mai einen Probelauf über 30 Stunden gegeben, bei dem sich die Teilnehmer für den Weltrekordversuch selbst auf Standvermögen, Ausdauer und Geduld testen und vereinsintern qualifizieren konnten.

Organisiert und begutachtet wurde der Weltrekord über das Rekordinstitut für Deutschland (RID). Über den gesamten Zeitraum waren zwei unabhängige Schiedsrichter vor Ort um die Spiele und Punkte zu dokumentieren und den richtigen Ablauf zu überwachen.

„An aufgeben dachte niemand“

Die Planungen des ESC Aham im Vorfeld liefen auf Hochtouren, um ein solches Event zu stemmen. Schon vor dem ersten Schuss schwor Vorstand, Organisator und Schütze Martin Nadler seine Mannschaften ein: „Um mit dem nötigen Teamgeist anzutreten, positiv zu denken und den Willen und Ehrgeiz so zu stärken, dass man Schmerzen und Müdigkeit nicht zu stark aufkommen lässt“, berichtet Teammitglied Erich Winkler.

„Aus meiner Sicht war die Nacht wieder sehr schwierig, die Belastung ist ständig hoch, der Konzentration und den schwindenden Kräften werden keine Pausen gegönnt, die Motivation, die Form und die Lust schwinden – aber das Team macht einen stark und an aufgeben dachte zu keinem Zeitpunkt irgendjemand“, fasst Erich Winkler zusammen. „Unser ,Cheforganisator‘, Vorstand und Schütze hatte am Morgen zum Sonntag mehrere Stunden mit Schwindel und Kreislaufproblemen zu kämpfen und kämpfte sich trotzdem noch 15 Stunden durch. Natürlich werden Hände und Füße extrem belastet, auf die Blasen an den Füßen gab‘s Blasenpflaster und für die offenen Hände gab‘s einen Handschuh.“

Bei knapp 50 Kilometer Laufleistung und knapp 700 Schüssen könne das „eben passieren“, so Winkler. Die „kleinen Probleme“, die jeder gehabt habe, „spielten aber am Ende keine Rolle mehr“.

136 Spiele wurden gespielt

In den ersten Stunden hielten sich die Mannschaften nach Siegen die Waage. Im weiteren Verlauf setzte sich Team 2 mit Robert Nadler als Mannschaftsführer immer mehr ab und kontrollierte das Ergebnis und den Vorsprung bis zum Schluss. Nach 40,52,16 Stunden und 136 Spielen hielt der ESC Aham den Weltrekord am Sonntag in den Händen. RID-Abgeordnete Laura Kuchenbecker überreichte die verdiente Urkunde.

Zum 50-jährigen Jubiläum des ESC Aham war dieser Erfolg, nach dem Aufstieg der 1. Mannschaft auf Eis und Asphalt in die 1. Bundesliga, das Sahnehäubchen. Mehr Infos zum Weltrekordwochenende gibt‘s auch auf der Facebook-Seite des ESC Aham und auf Instagram esc_aham.