Sport mit 200 Personen
Selbstversuch: Gruppen-Schwitzen bei Fit im Park in Landshut

25.06.2022 | Stand 26.06.2022, 17:26 Uhr

Rund 200 Personen waren beim gemeinsamen Fit-im-Park-Sporteln auf der Ringlstecherwiese mit dabei. −Fotos: Steffi Fels/Fit Plus

Von Corinna Mühlehner

Geteilter Muskelkater ist halber Muskelkater? Corinna Mühlehner hat einen Selbstversuch unternommen und mit 200 Personen bei Fit im Park in Landshut teilgenommen.



Sport in Gruppen ist nichts für mich. Ich mag es nicht, mich mit hochrotem Kopf, schnaufend und prustend vor anderen abzurackern. Diese Scheu hat mich bislang zum alleinigen Sporteln in den eigenen vier Wänden bewegt. An diesem Tag will ich mich aus der Komfortzone wagen. Von null (Menschen) auf knapp 200 – bei Fit im Park auf der Ringlstecherwiese.

Von April bis September, jeden Montag um 19 Uhr, bietet das Fitnessstudio Fit Plus dieses kostenlose Sportangebot im Freien an. Dauer: knapp 45 Minuten. Jeder kann mitmachen, egal welches Fitnesslevel. Als ich um 20 Minuten vor Sieben ankomme, ist die Wiese allerdings leer. Panik regt sich in mir. Dann entdecke ich in der Ferne die Wochenblatt- und Fit-Plus-Banner. Puh, ich bin wohl doch richtig.

Selbst Mutter mit Tochter trainieren mit

Ich steuere über die mit Gänseblümchen gespickte Wiese auf die Fit-Plus-Trainer zu. Geschäftsführer Marcel Reichel und das Mutter-Tochter-Gespann Fabienne und Steffi Fels warten schon. „Das ist immer so“, sagt Marcel auf meine Frage, wo denn alle bleiben. Und tatsächlich: Nicht viel später nähern sich uns die ersten mit Sportmatten bepackten Menschen.

Leidenswillig wie ich bin, platziere ich meine Matte ganz vorne. Marcel freut sich, weil sich der Rest so auch gleich ein Stück weiter vor traue. Nachdem sich aber die erste Reihe mit ein paar motivierten Damen gefüllt hat, ziehe ich meine Matte doch noch ein Stück weiter nach hinten. Man muss ja beim ersten Mal nicht gleich übertreiben.

Teilnehmer sind bunt gemischt

Die wachsende Masse ist bunt gemischt: Vornehmlich sind es junge Frauen, aber auch ältere und einige Männer jeden Alters sind dabei. Manche scheinen regelmäßig Sport zu treiben, andere nutzen Fit im Park vielleicht als Einstieg oder kehren nach einer Pause zurück. Hinter mir wartet eine Mutter mit ihrer etwa neunjährigen Tochter darauf, dass es losgeht.

Steffi Fels verneigt sich mit einem Grinsen vor der Menge und Marcel ruft die Leute mit lauter Stimme auf, sich zu erheben. Ohne viel Aufhebens geht es los. Den ersten Teil übernimmt Trainerin Fabienne Fels. Und die Übungen haben es in sich: Von schnellem Dribbeln mit den Füßen geht‘s ohne Pause zu Hampelmännern und Scherensprüngen – und dann alles wieder fröhlich von vorne. Immerhin komme ich bei dem Tempo gar nicht dazu, mich zu genieren. Bei den Übergängen stolpere ich anfangs noch etwas, doch zum Glück sind die Übungen nicht kompliziert und so finde ich schnell den Rhythmus.

Am meisten schmerzt, wenn es heißt: Noch eine Runde

Während Fabienne die Menge immer wieder anpeitscht, zählen die Teilnehmer mit. „20... 19...18...“ Nach kurzem Zögern, spreche auch ich mit. Es dauert nicht lange, dann mischen sich die ersten angestrengten Seufzer darunter. Auch mir steigt der Puls – im wörtlichen Sinne. Die ersten Zweifel kommen auf, ob ich für diese Art von Training gemacht bin. Aber da erkenne ich schnell den Vorteil des Gruppen-Sportelns: Auch wenn die Muskeln und die Lunge brennen, man beißt die Zähne zusammen. Muss ja nicht jeder sehen, dass man aus dem letzten Loch pfeift.

Dann geht es auf die Matte. Runter auf ein Knie, das andere Bein zur Seite strecken, den Körper seitwärts neigen und wieder zurück. Jupp. Zieht ein bisserl. Marcel, der mit Steffi durch die Reihen wandert und Hilfestellungen gibt, flüstert mir im Vorbeigehen zu: „Falsche Seite.“ Ein Blick auf meine Vorderfrauen zeigt: Die machen das tatsächlich anders. Hoppala. Schnell wird korrigiert – wirklich angenehmer wird‘s dadurch nicht.

Mit dem Schmerz nicht allein

Es folgt eine Flut an Bein- und Bauchübungen. Besonders weh tut‘s in der Seele, wenn Fabienne wieder eine neue Runde ankündigt. Aber: Das Hecheln und Ächzen ringsherum vermittelt das Gefühl von geteiltem Leid, dass man mit seinem Schmerz nicht allein ist. Schnell wird mit der Nachbarin Kontakt geknüpft. Die ist sichtlich fit und hält alle Übungen mit Bravour durch – die Klagen über den sicheren Muskelkater am nächsten Tag bleiben aber auch bei ihr nicht aus. Und schon geht‘s einem besser.

Dann übernimmt Marcel das Ruder. Ich lasse mir von meiner Nachbarin bestätigen, dass ich mich nicht verhört habe. Mit einem Anflug von Entsetzen stelle ich fest: Es gibt tatsächlich einen Teil zwei. Rücken und nochmal Beine – letztere geben mir durch vermehrtes Zittern deutlich zu verstehen, dass sie keine Lust mehr haben. Allerdings hat mich auch der Ehrgeiz gepackt. Aufgeben ist nicht.

Ein verdammt gutes Gefühl und ein Muskelkater

Als die Zeit bei einer Übung wieder gemeinschaftlich heruntergezählt wird, sind die Rufe einer Gruppe von Menschen hartnäckig eine Sekunde voraus. „18...“, schnaufen die einen. „17!“, kontert die Gruppe. Gelächter mischt sich unter das Ächzen und Keuchen. Auch Trainer Marcel Reichel kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Man kann‘s ja mal probieren.

Dann ist das Training vorbei. Zusammen werden die schmerzenden Muskeln gedehnt, eine Runde Applaus und es ist geschafft. Zurück bleiben verschwitzte, aber grinsende Gesichter. Wer will, kann noch für den guten Zweck spenden, denn Fit im Park ist zwar kostenlos, Spenden gehen aber an die Direkthilfe von Oberbürgermeister und Schirmherr Alexander Putz und kommen Landshutern in Not zugute. Ein wenig wird noch geratscht, dann löst sich das Ganze so ungezwungen auf, wie es begonnen hat. Erschöpft und zufrieden rolle ich meine Sportmatte zusammen. Was ich von Fit im Park mitnehme? Ein verdammt gutes Gefühl und einen sicheren Muskelkater. Mit schweren Beinen geht‘s nach Hause. Dort erwartet mich eine letzte Hürde: die Treppen hinauf in den dritten Stock.