Ressourcen-Verwertung
Müll-Aktion in Landshut: Auf der Straße liegt eine Botschaft

09.09.2022 | Stand 25.10.2023, 10:49 Uhr

Hoffen, bei den Bürgern ein Bewusstsein zu schaffen: Oberbürgermeister Alexander Putz (v.l.), Leiter des Sachgebietes Abfallwirtschaft der Bauamtlichen Betriebe Richard Geiger, stellvertretender Leiter des Bau- und Umweltreferates Hans Zistl-Schlingmann, Leiter der Bauamtlichen Betriebe Stefan Weinzierl und Mitarbeiter der Bauamtlichen Betriebe Peter Wagensonner. −F.: Mühlehner

Von Corinna Mühlehner

Müll ist unsexy. Und dennoch sind die Zentren größerer Städte voll davon. Passanten werfen ihren Abfall nicht selten achtlos auf den Weg. Zwei Künstlerinnen haben diesem unschönen Phänomen mit dem Projekt #DEINMÜLL nun den Kampf angesagt.



Bei der Aktion macht auch die Stadt Landshut mit und hat jüngst im wahrsten Sinne des Wortes ein Zeichen gesetzt: Seit vergangenem Donnerstag zieren Umrisse von Trinkbechern, Flaschen und Co. die Landshuter Straßen. Im Inneren sind freche Sprüche zu lesen. Das Ziel: Eine humorvolle Botschaft senden, um den Leuten klarzumachen, dass der Müll zu ihnen und nicht auf die Straße gehört.

Sympathische Botschaft ohne erhobenen Zeigefinger

Der Vorschlag, sich an dem Projekt zu beteiligen, kam aus der Verwaltung, wie Oberbürgermeister Alexander Putz bei einem Termin vergangene Woche vorm Rathaus in der Altstadt erklärte. Federführend zeichnete Richard Geiger, Leiter des Sachgebiets Abfallwirtschaft der Baulichen Betriebe, für die Umsetzung verantwortlich.

„Wir wollten nicht mit erhobenem Zeigefinger dastehen“, betont dieser. Auch deshalb habe man sich für die überregionale Aktion der Kommunikationsdesignerinnen Katalin Marghescu und Ursula Pfingstgraf entschieden: Mit Schablonen werden die Silhouetten von typischem weggeworfenen Müll auf die Straße „gemalt“ – entweder mit umweltfreundlicher Markierungskreide oder auf schmutzigeren Flächen mit Hilfe des Hochdruckreinigers. So werden die gereinigten Stellen zu Umrissen. Trinkbecher und Flaschen, die den den Passanten mit Sprüchen wie „Ich will mit dir gehen“, „Nimm mich mit“ oder „Ich gehöre zu dir“ direkt ansprechen. „Und sympathisch auf das Problem aufmerksam macht“, wie Richard Geiger sagt.

Über 50 Standorte geplant

Aktuell sind in Landshut über 50 Standorte für die Anbringung der Motive geplant. Wichtig ist dabei auch, dass durch die Aktion kein neuer Müll entsteht, betont Richard Geiger. Das Projekt fand sofort Anklang, wie Zweiter Bürgermeister Dr. Thomas Haslinger erklärte, der auch Vorsitzender des Umweltsenats der Stadt ist.

Die Aktion sei vergleichsweise kostengünstig, sagte Richard Geiger. Rund 5000 Euro kosteten die Bilder. Bezahlt wird das Ganze vom Gebührenzahler. Ein vertretbarer Aufwand für eine flächendeckende Botschaft, wie Richard Geiger findet.

„Littering“ ist nicht nur unschön, es ist auch Verschwendung, wie er erklärt. „Das sind Ressourcen, die auf dem Boden liegen.“ Denn was nicht im Müll landet, wird auch nicht wiederverwertet. Auch unterwegs sei es natürlich erst einmal besser, wenn der Müll im Abfalleimer statt auf dem Boden landet. „Aber die Eimer sind für Reiseabfälle gedacht, nicht etwa für Partyabfälle wie Pizzaschachteln“, betont Geiger.

30 Tonnen Müll fallen jeden Monat an

„Wir haben in Landshut überdurchschnittlich viele Abfalleimer“, sagt OB Putz. Rund 930 sind in der Stadt Landshut aufgestellt, aus denen im Monat rund 30 Tonnen Müll entsorgt werden. Das entspricht der monatlichen Hausmüllmenge von 2250 Einwohnern, wie die Stadt mitteilt. Auch für die Müllentsorgung aus den Grünflächen im Zentrum, wofür das Stadtgartenamt zuständig ist, fielen wöchentlich 25 Arbeitsstunden an. Über 300 Mülleimer obliegen dem Amt im gesamten Stadtgebiet. Darin finden sich überwiegend Abfälle von Feiernden.

Rund 36 Mitarbeiter aus dem Sachgebiet Straßenreinigung der Bauamtlichen Betrieb kümmern sich darum, dass die Stadt sauber bleibt. Die Reinigungskosten steigen jedes Jahr, betonte OB Putz beim Ortstermin. Der Verband der Kommunalen Unternehmen (VKU) geht von rund 700 Millionen Euro jährlich in ganz Deutschland aus. Umgerechnet auf die Stadt Landshut wären das rund 615.000 Euro.

Container mit Müll einer Wochenendreinigung

Und noch ein gewichtiges Bild hatte die Stadt auf Lager: Am Montag hat die Stadtreinigung in einem Container vor dem Rathaus den kompletten Müll von nur einer Wochenendreinigung gesammelt – 1,2 Tonnen. „Da war wieder ein Haufen Papier drin. Schachteln, die da eigentlich nichts zu suchen haben“, erzählt Richard Geiger. Das sei dann verloren, da es so arg verschmutzt ist, dass es nicht wiederverwertet werden kann. Auch ein Sortieren des Mülls wäre zu aufwendig. Am Ende steht auch hier die Botschaft: #DEINMÜLL