Trotz der Gegendemonstration einer rechten Gruppierung ist der sechste Christopher-Street-Day (CSD) am Samstag in Landshut weitgehend friedlich verlaufen.
Mit bis zu 400 Teilnehmern hatte sich die mutmaßlich rechtsextremistische Gruppe „Jung und Stark Bayern“ in Landshut im Vorfeld angekündigt. Entsprechend groß waren die polizeilichen Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt, über 200 Polizisten waren im Einsatz, wie Polizeisprecherin Anja Fink auf Anfrage angibt. Tatsächlich nach Landshut gekommen seien dann etwa 50 rechte Demonstranten. Ihnen gegenüber standen rund 1000 Teilnehmer am CSD, bei dem Menschen für die Rechte von Homosexuellen, transsexuellen Personen und Menschen mit anderer sexueller Orientierung demonstrieren. Es war das erste Mal, dass sich in Landshut eine Gegendemo zum CSD formierte.
Polizei zieht positive Bilanz
Der Landshuter CSD war mit Spannung erwartet worden. Denn: Die Gruppe „Jung und Stark“ wird vom Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz (BayLfV) beobachtet. Der Behörde liegen „Erkenntnisse über Bezüge der Gruppierung zum Rechtsextremismus vor“, zitiert die Landshuter Zeitung die Behörde. Außerdem pflege „Jung und Stark“ Kontakte zu anderen Jugendgruppierungen aus dem rechtsextremistischen Spektrum wie den Jungen Nationalisten oder auch der Jungen Alternative für Deutschland (JA), schreibt der BR.
In einer Meldung von Samstagnachmittag zieht die Polizei eine positive Bilanz vom Landshuter CSD. „Die meisten Versammlungsteilnehmer machten friedlich von ihrem Recht der Versammlungsfreiheit Gebrauch“, schreibt das Polizeipräsidium Niederbayern. Nur bei wenigen Störern sei konsequentes Einschreiten durch die eingesetzten Kräfte nötig gewesen, um den weiteren friedlichen Verlauf der Versammlungen aufrecht zu erhalten. Neben einem tätlichen Angriff auf einen Polizeibeamten und Körperverletzungsdelikten sei es durch einzelne Teilnehmer zu versammlungsrechtlichen Verstößen gekommen.
Zusammenstöße am Münchner Hauptbahnhof
Zuvor kam es laut Polizei bereits zu Zusammenstößen zwischen „opponierenden Gruppen“ am Münchner Hauptbahnhof. Auf dem CSD in Landshut war von rechten Aktivisten die Rede, die mit linken Gruppen aneinandergerieten. Deshalb sei „eine mittlere Anzahl“ von „Jung und Stark“-Mitgliedern an der weiterfahrt nach Landshut gehindert worden, so die Polizei.
Ein breites Bündnis unterstützte den CSD in Landshut. Oberbürgermeister Alexander Putz (CSU) übernahm die Schirmherrschaft. In seiner Rede nach dem Demonstrationszug durch die Landshuter Altstadt sagte er: „Leider hat sich heuer eine rechtsextreme Gegendemo formiert“. Darüber sei er „entsetzt“ gewesen. Nach seinem Appell: „Jeder sollte lieben dürfen, wen er möchte. Jeder sollte leben dürfen, wie er möchte“ gab es Applaus.
Anton Hofreiter vor Ort
Doch auch Politiker über die Stadtgrenzen Landshuts hinaus nahmen an dem Zug teil. So etwa Anton Hofreiter, Bundestagsabgeordneter der Grünen. Er sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: „Wir sehen eine Zunahme rechtsextremer Bestrebungen. Man muss dem begegnen. Es braucht den Zusammenhalt aller Demokratinnen und Demokraten.“ Und weiter: „Wir müssen dafür sorgen, dass in Sozialen Netzwerken nicht ein solches Ausmaß an Hass, Hetze und illegaler Propaganda stattfindet.“
Ruth Müller, Generalsekretärin der bayerischen SPD, sagte unserer Zeitung: „Es ist wichtig zu zeigen, dass wir für Vielfalt stehen und uns von Rechtsextremen nicht einschüchtern lassen.“ Die rechte Gegendemo bezeichnete sie als Einschüchterungsversuch.
Zu den Kommentaren