„Diamantene Freundschaft“
Landshut & Compiègne feiern 60. Partnerschaft bei Dreifachjubiläum

18.06.2022 | Stand 18.06.2022, 12:00 Uhr

Compiègner Freunde bereiteten ihren Gästen einen warmherzigen Empfang. −Foto: Stadt Landshut

1962 besiegelten die beiden Städte ihre Freundschaftsbeziehung. Ein Versprechen, das bis heute währt – und kürzlich der Grund für die Reise einer städtischen Delegation mit Oberbürgermeister Alexander Putz an der Spitze nach Compiègne war.

Sie ist 80 Kilometer von Paris entfernt; 1430 fiel vor ihren Mauern die französische Nationalheldin Jeanne D’Arc, Jungfrau von Orléans, den Burgundern in die Hände; in ihrem prunkvollen Kaiserschloss residierte einst Kaiser Napoléon; auch Modeikone Coco Chanel wählte sie zu einem ihrer Wohnorte; inmitten eines der größten Waldgebiete Frankreichs gelegen, ist sie bekannt durch die Unterzeichnung des Waffenstillstands 1918, der faktisch den Ersten Weltkrieg beendete. Die Rede ist von Compiègne – Landshuts Partnerstadt und das seit nunmehr 60 Jahren.

Frieden und Zusammenhalt im Fokus

Über das Wochenende erwartete die Gäste ein vielseitiges Programm mit einer Reihe gemeinsamer Unternehmungen, die vor allem eins verdeutlichten: die enge Verbundenheit zwischen den Landshutern und ihren französischen Freunden. Begleitet wurde der Oberbürgermeister von den Stadträten Ludwig Zellner und Dr. Thomas Keyßner sowie dem Städtepartnerschaftsbeauftragten Thomas Heilmeier. Komplettiert wurde die städtische Delegation um den stellvertretenden Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Landshut-Compiègne, Josef Obermaier, und Vereinsmitglied Peter Schulhauser.

In der 700 Kilometer entfernten nordfranzösischen Partnerstadt angekommen, erwartete die Landshuter eine dreifache Jubiläumsfeier: 60 Jahre mit Landshut, 60 Jahre mit Arona in Italien (Region Piemont, Lago Maggiore) und 20 Jahre mit der polnischen Stadt Elblag (Woiwodschaft Ermland-Masuren, nahe Ostseeküste).

Im gotischen Rathaus fand der offizielle Festakt statt. Zuvor gab es einen warmherzigen Empfang mit musikalischer Begrüßung – gefolgt von einer besonderen Ehre, die Compiègnes Oberbürgermeister Philippe Marini seinen drei Amtskollegen erwies: Im „Salle du Conseil Municipal“, den prunkvollen historischen Senatsräumlichkeiten, in denen die Gäste zugleich einen Einblick in das politische Geschehen der rund 42.000 Einwohner zählenden Partnerstadt erhielten, verewigte sich Oberbürgermeister Alexander Putz gemeinsam mit den Vertretern von Arona und Elblag im Goldenen Buch.

Ein anschließender Umtrunk mit einem kräftigen „Santé“ auf die Gesundheit und Freundschaft durfte da freilich nicht fehlen, ehe sich die Gäste dem Herzstück des Jubiläumswochenendes – dem Festakt – zuwandten.

Der europäische Gedanke, Frieden und Zusammenhalt standen klar im Fokus der jeweiligen Ansprachen. Oberbürgermeister Philippe Marini hob ausdrücklich den Wert der Städtepartnerschaften für das friedliche Zusammenleben in Europa hervor. „Welche Bedeutung dieses Treffen befreundeter Städte in Europa angesichts des grausamen Krieges in der Ukraine als Symbol des friedlichen Miteinanders und der Verbundenheit der europäischen Staaten bekommen würde“, wie Oberbürgermeister Alexander Putz in seiner Rede bekräftigte, daran habe zum Zeitpunkt der Planungen dieser Feierlichkeiten vermutlich niemand gedacht. „Die vergangenen Monate und die vergangenen zwei Pandemie-Jahre haben uns vor Augen geführt, wie fundamental wichtig ein einiges Europa ist“, betonte Putz.

Das Gewicht, das gemeinsames Handeln auf verschiedensten Ebenen hat – besonders im Fokus ist gegenwärtig die Gesundheits- und Außenpolitik – kann Putz‘ Auffassung zufolge daher kaum überschätzt werden. Der Zusammenhalt der europäischen Staaten, so der Oberbürgermeister weiter, müsse angesichts der Herausforderungen auf ein solides Fundament gestellt werden, das auch in Zukunft Bestand hat.

Partnerschaften stärken kommunales Europa



Putz hob in diesem Zusammenhang die zahllosen Städtepartnerschaften hervor, die Kommunen in ganz Europa verbinden – wie auch die zwischen Compiègne und Landshut, Arona sowie Elblag. Die tragischen Ereignisse in der Ukraine hätten gezeigt, dass Frieden zwischen den Völkern leider keine Selbstverständlichkeit sei.

Umso hoffnungsvoller und bedeutender sei es, fuhr Putz mit Blick in den vollbesetzten Saal fort, „dass es Menschen wie Sie gibt, die Verbindungen auf kommunaler Ebene pflegen und damit eine Saat ausbringen, die Früchte trägt und deren Ernte besonders in schwierigen Zeiten eingebracht werden kann“.

Er dankte den langjährigen Vorsitzenden der Partnerschaftsvereine, Michèle Bilbault und Michaela Schörcher, stellvertretend für alle, die in den vergangenen 60 Jahren den Städtepartnerschaften mit großartigem Engagement, viel Zeit und Herzblut Leben eingehaucht haben. Zusammen mit den Vertretern der Verwaltung seien zahllose Treffen organisiert, begleitet und damit der Grundstein für Begegnungen und Freundschaften gelegt worden; namentlich hob Putz hier Compiègnes zweite Bürgermeisterin Arielle Francois und den ehemaligen städtischen Partnerschaftsbeauftragten Walter Blaschke lobend hervor.

„Zeichen der Hoffnung“

Er betonte, wie sehr er sich darüber freue, aus Anlass dieser langjährigen Städtefreundschaft erneut in Compiègne sein zu dürfen. Zuletzt war Putz 2018 anlässlich der Gedenkveranstaltung zum 100. Jahrestag des Waffenstillstandes vom 11. November 1918, an der auch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron teilnahmen, in die französische Partnerstadt gereist.

Mit Bezug auf den damaligen Waffenstillstand sagte Putz: „Aus ehemaligen Kriegsgegnern sind Freunde geworden – dies sei ein Zeichen der Hoffnung und würdiger Anlass. Lassen Sie uns diesen gemeinsam feiern!“ Was die europäischen Freunde gern beherzigten, besonders bei der Jubiläumsfeier, in deren Rahmen auch mit Gastgeschenken gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung bekundet wurden.

− lw