Distanz-, Wechsel- oder Präsenzunterricht?
Im Raum Landshut ist das Schul-Chaos perfekt!

12.03.2021 | Stand 18.03.2021, 15:35 Uhr

Was für ein Wirrwarr: Während in Landshut die Klassenzimmer ab Montag leer bleiben, schaltet der Landkreis gleichzeitig in den Präsenz- bzw. Wechselunterricht. Foto: 123rf.com

Jetzt ist das Chaos perfekt: Während in der Stadt Landshut in der kommenden Woche ab Montag nur noch Distanzunterricht stattfindet, wird im gleichen Zeitraum in den Schulen im Landkreis Landshut Präsenz- bzw. Wechselunterricht über die Bühne gehen. Wichtig: Entscheidend für die einzelnen Schüler ist nicht der Wohnort, sondern der Standort der Schule.

Von tg/lw

Landshut. Schlechte Nachrichten für Landshuter Schüler, Lehrer und Eltern: An sämtlichen Schulen im Stadtgebiet Landshut findet in der gesamten kommenden Woche grundsätzlich nur noch Distanzunterricht („Home Schooling“) statt. Grund ist das aktuell sehr hohe Infektionsgeschehen in der Stadt, das sich in einer stark steigenden 7-Tage-Inzidenz ausdrückt. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) lag der Wert am Freitag bei 106,3 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und damit mehr als dreimal so hoch wie vor einer Woche. Der Landkreis Landshut liegt am Freitag bei 79,4.



Den zweiten Tag in Folge wurde in Landshut der von Bund und Ländern definierte „Hotspot“-Grenzwert von 100,0 gerissen. Auf Basis dieser Daten und in Einklang mit den landesrechtlichen Regelungen ist die Stadt Landshut daher als zuständige Kreisverwaltungsbehörde gezwungen, aus Infektionsschutzgründen auch den seit 22. Februar laufenden Wechselunterricht an Grund- und Förderschulen zunächst bis einschließlich 19. März auszusetzen. Eine Notbetreuung wird an allen Schulen eingerichtet; über Details der jeweiligen Angebote informieren die Schulen direkt. An den weiterführenden Schulen bleibt nächste Woche alles beim Alten: Dort findet ohnehin bereits seit Mitte Dezember nur noch Distanzunterricht statt. Ausgenommen von dieser Regelung, die für Einrichtungen auf dem Gebiet der kreisfreien Stadt Landshut gilt, sind nach wie vor die Schüler der Abschlussklassen aller Schularten: Für sie darf Wechselunterricht angeboten werden.



Wichtig: Welche Regelung für den jeweiligen Schüler gilt, bestimmt sich nach dem Standort der besuchten Schule, nicht nach dem Wohnort des Betroffenen. So werden Schülerinnen und Schüler, die im Landkreis wohnen, aber eine Schule im Stadtgebiet besuchen, Distanzunterricht erhalten. Umgekehrt werden Schülerinnen und Schüler, die in der Stadt wohnen, aber eine Schule im Landkreis besuchen, Wechselunterricht erhalten.



Stark eingeschränkt werden muss das Betreuungsangebot für Kleinkinder. Bei einer 7-Tage-Inzidenz über 100 kann gemäß der 12. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung in Kindertagesstätten und Tagespflegestellen (Kindertagesbetreuung) nur noch eine Notbetreuung aufrechterhalten werden. Dies bedeutet, dass nur noch Kinder, deren Eltern keine anderweitige Betreuung sicherstellen können, die Kindertageseinrichtung bzw. Tagespflegestelle besuchen dürfen. Ergänzend muss die Stadt Landshut darauf hinweisen, dass ab Montag alle Kinder schon bei leichten Erkältungssymptomen (Schnupfen, leichter Husten, Halskratzen etc.) einen negativen Corona-Test (PCR-Test oder Antigen-Schnelltest) vorlegen müssen, um die Einrichtung besuchen zu dürfen. Ein Selbsttest ist nicht ausreichend. Eine entsprechende Verschärfung des Rahmenhygieneplans hat gestern das bayerische Familienministerium veröffentlicht. Kranke Kinder, beispielsweise mit Fieber oder Durchfall, dürfen die Kita ohnehin nicht besuchen. Sie müssen, wenn sie nach überstandener Erkrankung wieder in die Einrichtung zurückkehren wollen, ebenfalls einen negativen PCR- oder Antigen-Schnelltest vorweisen können.



„Die neuerlichen Einschränkungen im Schul- und Kitabetrieb bedeuten für tausende Familien im Stadtgebiet eine weitere schwere Belastung. Das bedauere ich sehr und kann nur einmal mehr um Verständnis bitten“, sagt Oberbürgermeister Alexander Putz. „Neben den eindeutigen landesrechtlichen Vorgaben lässt uns aber vor allem das lokale Infektionsgeschehen mit seiner momentan besorgniserregenden Dynamik keine andere Wahl: Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die sich aufbauende dritte Corona-Welle möglichst schnell und nachhaltig zu brechen.“ Dass viele Schüler, Eltern und Lehrer seit Monaten an der Grenze ihrer Belastbarkeit und oft darüber hinaus arbeiten und lernen müssen, ist Putz dabei sehr bewusst: „Ich bin selbst Großvater und weiß, was gerade berufstätigen Müttern und Vätern momentan zugemutet werden muss. Die Leistung, die Eltern, aber auch Lehrer und Schüler unter schwierigsten Bedingungen täglich erbringen, kann man gar nicht hoch genug einschätzen.“



Umso trauriger sei es, dass sich die Rahmenbedingungen nun ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da in der Öffnungsstrategie von Bund und Ländern eigentlich eine Rückkehr in den Präsenzunterricht in Aussicht gestellt worden war, erneut verschlechtern. „Das zermürbt Schüler, Eltern und Lehrer“, sagt der Oberbürgermeister. „Ein Jahr nach Beginn der Pandemie wäre es nun allerhöchste Zeit, auch in Deutschland andere wirksame Strategien anzuwenden, damit auf Schul- und Kitaschließungen verzichtet werden kann.“ Putz denkt dabei einerseits zur Überbrückung an ein im Schulalltag praktikables System aus Schnell- und Selbsttests für Schüler und Lehrkräfte, andererseits und vor allem aber an eine zeitnahe Durchimpfung der gesamten erwachsenen Bevölkerung. „Auf diesen beiden zentralen Gebieten der Pandemiebekämpfung haben wir in Deutschland leider im internationalen Vergleich nach wie vor ganz erhebliche Defizite. Diese offensichtlichen Versäumnisse, sei es bei der Entwicklung und Umsetzung eines Testkonzepts, sei es bei der Beschaffung und Verteilung von Impfstoffen, haben nun erneut unsere Kinder und Familien auszubaden“, sagt Putz. „Das ist beschämend – und muss allen Verantwortlichen Verpflichtung sein, mit Hochdruck an einer Lösung zu arbeiten.“



Der Landkreis Landshut liegt bei 79,4



Da die 7-Tages-Inzidenz im Landkreis Landshut aktuell laut dem Robert-Koch-Institut bei 79,4 liegt, wird ab Montag, 15. März in allen Schularten und Jahrgangsstufen Präsenzunterricht stattfinden: Dabei müssen zwingend zwischen den Schülern 1,5 Meter Abstand gewährleistet sein. Da dies in den wenigsten Schulgebäuden gewährleistet werden kann, wird es in der Regel auf Wechselunterricht hinauslaufen. Es gilt während des Unterrichtsbetriebs sowie auf allen Gängen und Wegen im Schulgebäude (medizinische) Maskenpflicht. Die Organisation liegt in der Hand der Schulen, die die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern entsprechend informieren werden. Eine Notbetreuung wird gewährleistet.



Im Rahmen der Schülerbeförderung sind alle benötigten Verstärkerbusse, für die Schulstandorte bei denen Präsenz-bzw. Wechselunterricht stattfindet, im Einsatz. Auf diese Weise wird die Schülerbeförderung entzerrt und das Ansteckungsrisiko minimiert. Auch hier gilt, wie im gesamten Öffentlichen Personennahverkehr, Maskenpflicht für alle Fahrgäste, ab 15 Jahren ist eine FFP2-Maske zu tragen. Weitere Informationen finden Sie unter: www.lavv.info.



Damit Eltern und Schulen mehr Planungssicherheit haben, wird diese Regelung eine Woche, unabhängig von Inzidenz-Schwankungen, bestehen bleiben. Ausnahme: Sollte sich die Inzidenz rapide verschlechtern, könnte auch unter der Woche eine Änderung des Schulbetriebs beschlossen werden.



Für die Kindertagesstätten und Kindertagespflege gilt im Landkreis Landshut in der kommenden Woche der eingeschränkte Regelbetrieb: Die Einrichtungen können zwar über den Notbetrieb hinaus öffnen, die Betreuung darf aber nur in festen Gruppen erfolgen.