Landshuter Band im Rocketclub
Comeback nach Zwangspause: Lokalmatador zurück auf der Bühne

07.07.2021 | Stand 07.07.2021, 13:17 Uhr

Lokalmatadoren aus Landshut: Seit 2020 treten Robert Rauchenecker (von links), Thomas Buchner, Benedikt Wagensonner, Daniel Brandhuber und Moritz Petschko gemeinsam als Brew Berrymore auf. Beim Kulturfestival am 8. August spielen sie noch einmal in Landshut. Foto: Huber

Von Korbinian Huber

Lautstark sind die Lokalmatadoren der Band Brew Berrymore aus dem zweiten Lockdown zurückgekehrt. Den ersten Auftritt des Sommers feierten die Landshuter im Rocketclub.



Die letzten Sonnenstrahlen des Tages scheinen über den Außenbereich des Landshuter Rocketclubs. Eine kühle Brise erfrischt den warmen Samstagabend, 26. Juni. Zwischen den blauen, grünen und schwarzen Sonnenschirmen reihen sich in einem Abstand von eineinhalb Meter Biergarnituren aneinander. Neben dem ikonischen Turm erhebt sich eine schwarze Bühne, vor der 200 Menschen warten. Aus den Lautsprechern tönt Joe Cockers „With a Little Help From My Friend“. Doch nicht deshalb sind die Zuhörer gekommen. Sie warten auf Brew Berrymore.

Nach einem schmalen Durchgang eröffnet sich ein eingezäunter Bereich: Backstage. Dort stehen Benedikt Wagensonner und seine Band – fünf junge Männer Mitte 20. Sie tragen schillernde Outfits, manche ein Cap, einer eine Sonnenbrille. In fünf Minuten geht es los – der erste Auftritt seit neun Monaten. Es sei immer etwas Besonderes in der Heimat zu spielen, erklärt Wagensonner. Dort sitzen Freunde und Familie vor der Bühne. „Jetzt ist die Nervosität da“, sagt er. Von der Seite ruft der Keyboarder Thomas Buchner ein aufmunterndes „Des rock ma scho!“ in die Runde, bevor die Musiker den Weg zur Bühne antreten.

Die Stunden vor dem Sturm

Schon fünf Stunden vor dem Auftritt sind drei der fünf Bandmitglieder vor Ort. Sänger Benedikt Wagensonner, Gitarrist Robert Rauchenecker und Schlagzeuger Daniel Brandhuber lümmeln an einem Biertisch vor der Bühne. Selbstgedrehte Zigaretten helfen über die Wartezeit. Die Temperatur kratzt an der 30-Grad-Marke. Der Soundcheck steht noch an, die GEMA-Liste muss übermittelt werden und eine Mahlzeit vor dem ersehnten Auftritt steht auf dem Plan.

Nach einer Weile komplettieren die übrigen Bandmitglieder Thomas Buchner und Bassist Moritz Petschko das 2017 gegründete Quintett. Seit dem vergangenen Jahr spielen sie in der aktuellen Besetzung. Der Name Brew Berrymore sei durch ein Kreuzworträtsel entstanden, bei dem Brandhuber den Namen der amerikanischen Schauspielerin nicht nur an einer Stelle falsch buchstabiert hat. „Wir sind heiß ohne Ende“, freut sich Wagensonner über den Auftritt. Außer einiger Streaming-Konzerte sei es sehr ruhig gewesen während des zweiten Lockdowns. Im Hintergrund stimmt die Passauer Vorband Flokati ihre Instrumente.

Immer mehr bekannte Gesichter mischen sich unter die Zuhörer. „Bei vielen Konzerten würde ich jetzt abchillen, aber nicht bei diesem“, sagt Brandhuber. Gespielt haben sie schon im Olympia-Stadion, auf dem Altstadtfest in Landshut vor über 1000 Zuhörern und mit Django3000 auf Tour durch Süddeutschland. Auch nach Luxemburg und Hamburg hat es die Niederbayern verschlagen. Um für größere Auftritte infrage zu kommen, sei ein starker Online-Auftritt wichtig. Mit knapp 1500 Abonnenten auf Instagram, bis zu 50 000 Clicks auf Youtube sowie einem Album und zwei Singles auf Spotifiy ist die Gruppe mittlerweile über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt. Für die heimischen Fans haben die Musiker sechs neue Titel im Gepäck. „Wir wollen bei unserer Mukke vieles ausprobieren“, sagt Wagensonner. Die Richtung nennt sich „Alternative Rock“.

Die Nervosität steigt langsam aber sicher

Jetzt sind es noch eineinhalb Stunden bis zum Auftritt. Flokati beendet ihr Konzert. Zunächst bringen die Jungs von Brew Berrymore Gitarre, Bass und Keyboard auf die Bühne. Jeder verkabelt sein Instrument. Das Schlagzeug steht bereits. Alles hat seinen Platz. Schließlich soll die begrenzte Fläche maximal ausgenutzt werden. In enger Abstimmung mit dem Tontechniker im Zelt gegenüber regeln sie die Lautstärken. Sänger Benedikt Wagensonner springt sich warm.

Soundcheck beendet, noch 45 Minuten bis zum Auftritt. Hinter der Bühne schlüpfen die Fünf in ihre Glitzeroutfits. „Langsam geht die Pumpe“, beschreibt Rauchenecker seine Herzfrequenz. Die letzten Rituale vor dem Konzert sind „Rauchen und Angstbieseln“, scherzt Wagensonner und erklärt: „Es dauert so zwei bis drei Lieder, bis man drin ist.“ Kleine Schweißperlen bedecken die Bandgesichter. Auf der anderen Seite sitzen die Besucher auf ihren Bierbänken. Die Gespräche werden langsam eingestellt, die Blicke schweifen nun immer häufiger in Richtung der noch leeren Bühne. Für viele ist es das erste Konzert nach dem Lockdown. Die fünf Landshuter Goldburschen betreten das Podium. Das Publikum applaudiert. Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard setzen ein. Nun singt auch Benedikt Wagensonner. Er springt, tanzt und heizt die Stimmung an, von Nervosität keine Spur mehr. Zwischen den Songs gibt es immer wieder die Interaktion mit dem Publikum: „Könnt ihr auch klatschen, Landshut?“, fragt der Frontmann. „Es ist so geil“, ruft Rauchenecker. Nach dem vierten Lied sitzt kaum mehr ein Zuhörer ruhig auf seinem Platz. „Zugabe, Zugabe“, schallt es nach dem Auftritt der Bühne entgegen.

Da lässt sich Brew Berrymore nicht lange bitten. Das Publikum jubelt. Fast alle Zuhörer singen mit und feuern an. Und die Band? Die spielt, hüpft und animiert, als gäbe es kein Morgen, als wollten sie den gesamten Frust der neun-monatigen Zwangspause einfach wegspielen. Passend dazu der neue Song: „Freedom“. Nach eineinhalb Stunden ist es geschafft. Trotz wiederholter Zugabe-Rufe legen die Fünf ihre Instrumente weg und verbäugen sich. Ende.

Überglücklich und bereit für das nächste Konzert

Durchgeschwitzt, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht taumelt die Gruppe von der Bühne. „Geil!“ lautet die einhellige Meinung unter den Musikern. Nicht mal der sonst so gesprächige Wagensonner bringt noch einen vollständigen Satz heraus. Die ersten Gratulanten machen sich auf den Weg zu der Gruppe. Jetzt wird gefeiert. Denn der Auftritt war erst der Anfang eines langen Sommers, in dem endlich wieder live gespielt werden darf.


Weitere Termine: 23. Juli KultHafen Kelheim – Support für folkshilfe, 24. Juli Neuhaus am Inn – Zauberberg Kultur Express, Support für Raggabund, 25. Juli München – Tollwood, 8. August Landshut – Kulturfestival, 14. August Regensburg – Silberstreif, Benefiz für Hilfsorganisation Space Eye aus Regensburg.