Mehr Individualität, weniger CO2
Innovatives Lackier-Verfahren in Dingolfinger Werk im Testbetrieb

01.10.2021 | Stand 01.10.2021, 18:55 Uhr

„Randscharf“ kann die Anlage den Lack aufbringen. Dadurch wird Material und Energie eingespart. −Foto: BMW

Ein neuartiges Lackierverfahren hat BMW gerade in seinem Werk in Dingolfing im Testbetrieb. Damit will der Autobauer einerseits noch mehr Individualität bei der Farbauswahl bieten und andererseits ökologischer arbeiten, jährlich 2000 Tonnen CO2 einsparen.

Im ersten Schritt bringt der „EcoPaintJet Pro“, der mit dem Maschinen- und Anlagenbauer Dürr entwickelt wurde, Lack auf eine Kleinserie aus 19 M4 Coupé. Die Autos bekommen eine extravagante Bicolor-Lackierung und eine M4-Kennzeichnung auf Motorhaube und Heckklappe.



Die Vorteile des „oversprayfreien Lackierverfahrens“ ermöglicht laut BMW mehrfarbige Lackierungen oder Muster ohne Schablonen und Abkleben des Fahrzeugs. Milan Nedeljkovic, Produktionsvorstand von BMW, spricht in einer Mitteilung „höchste Ansprüche an unsere Produktion hinsichtlich Effizienz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung“ an. Die „smarte Lackiertechnologie“ vereine diese Ansprüche.

So funktioniert das neue Verfahren

Im herkömmlichen Verfahren wird Lack mit einer Rotationsglocke zerstäubt, die sich mit 35- bis 55.000 Umdrehungen pro Minute bewegt, und elektrostatisch an der Karosserie haftet. Das neue Verfahren arbeitet hingegen ohne Elektrostatik mit einer Strahlapplikation. Eine Düsenplatte trägt den Lack „randscharf“ und in einer variablen Breite zwischen einem und 50 Millimetern auf, erklärt BMW weiter.

Neben der dadurch weit höheren Möglichkeit, Kundenwünsche in Sachen Farben zu erfüllten, stellt das Unternehmen den Umweltaspekt in den Vordergrund. Denn das manuelle Abkleben, sogenanntes Maskieren, bei Sonderanfertigungen ist nicht mehr nötig. Es gibt außerdem keine überschüssigen Lackpartikel mehr, die beim „Overspray“ anfallen und entsorgt werden müssen. Das spart nicht nur Lack, sondern auch Energie, zumal auch keine Lackabscheidung mehr erforderlich ist, erklärt BMW und rechnet für Dingolfing hoch: Bei rund 7000 Betriebsstunden würden mehr als 6000 Megawattstunden gespart und der CO2-Footprint um etwa 2000 Tonnen pro Jahr verkleinert.

Frisch lackierte M4 als Unikate

Die Lacktechnologie soll nächstes Jahr in der Serienanwendung weiter getestet werden. Die frisch lackierten M4 aus dem ersten Testlauf sind übrigens Unikate und kommen in den firmeneigenen Fuhrpark.

− pnp/ek