Ein Insasse aus dem Bezirksklinikum Mainkofen hatte am Samstag den Gruppenausgang genutzt, um sich davon zu machen. Am Sonntagnachmittag konnte ihn die Polizei schnappen.
Wie ein Polizeisprecher mitteilte, konnte eine Streife den Mann gegen 15 Uhr im Plattlinger Stadtgebiet aufgreifen. Weitere Details nannten die Beamten zunächst nicht.
„Im Rahmen einer ordentlichen, zu gewährenden Lockerung auf dem Klinikgelände, kam es gestern im Bezirksklinikum Mainkofen erneut zu einem Lockerungsmissbrauch“, teilte eine Sprecherin des Bezirks Niederbayern mit. Bei einem abendlichen, unbegleitetem Freigang dreier Patienten auf dem Klinikgelände missbrauchte eine Person die Lockerung.
Eine öffentlicher Fahndungsaufruf sei bis dennoch nicht erfolgt, dazu fehlten die rechtlichen Grundlagen, hieß es. Denn von dem Mann, der aufgrund „deliktischer Hintergründe“, also auch Straftaten, im Bezirksklinikum ist, gehe keine Gefahr für die Allgemeinheit aus. Eher liege hier ein Fall von möglicher Selbstgefährdung vor, weshalb der Mann dringend auf Medikamente angewiesen sei.
Patient war am 8. August bei der Flucht des Somaliers ebenfalls im Kino dabei
Die jetzt entflohene Person war laut der Sprecherin einer der drei Patienten, „welcher ebenfalls an der externen Erprobungsmaßnahme am 8. August 2024 im Kino teilnahm“. Diesen begleiteten Ausgang hatte ein Totschläger zur Flucht genutzt.
Da der andere Patient hierbei in keinerlei Weise auffällig war „und von ihm keine akute Gefahr ausgeht, wurde die gestrige Lockerungsmaßnahme gewährt“, so eine Sprecherin des Bezirks weiter.
Patient durfte mehrmals täglich mit anderen spazieren gehen und sei „nicht gefährlich“
Nach vorerst unbestätigten Informationen der Mediengruppe Bayern hatte der Flüchtige die so genannte B-Stufe. Das heißt unter anderem, dass er mehrmals täglich zusammen mit anderen Patienten spazieren gehen darf. Pflegepersonal soll hier angeblich nicht dabei sein. Der letzte Ausgang ist immer zwischen 18 und 20 Uhr. Von diesem ist der Mann nicht zurückgekommen.
Wie die Bezirkssprecherin mitteilte, sei der Patient nach aktuellem Kenntnisstand „der richtigen Stufe der möglichen Lockerung zugeordnet“. Deswegen sei diese - unbegleiteter Ausgang auf dem Klinikgelände - entsprechend den gesetzlichen Vorgaben gewährt worden. „Hinweise auf Planungsfehler in der Durchführung ergaben sich bis dato nicht, der Patient wird nicht als gefährlich eingeschätzt“, so die Sprecherin.
Fall vom 8. August wird weiterhin mit Hochdruck aufgearbeitet
Unterdessen werde weiterhin mit Hochdruck an der Aufarbeitung des Lockerungsmissbrauchs eines Patienten aus der forensischen Abteilung gearbeitet, der sich am 8. August ereignete. Über Sofortmaßnahmen und das weitere Vorgehen berichtete in der Sitzung des Bezirkstags von Niederbayern am vergangenen Dienstag Prof. Dr. Johannes Hamann, Ärztlicher Direktor des Bezirksklinikums Mainkofen.
Strukturen und Prozesse würden genau überprüft und es werde eine externe Untersuchung in Abstimmung mit der Fachaufsicht (Amt für Maßregelvollzug) eingeleitet. Alle Maßnahmen finden dabei in engster Abstimmung mit den weiteren bayerischen Forensiken und in der „Arbeitsgruppe Sicherheit“ des Sozialministeriums statt. Weitreichende Fort- und Weiterbildungskonzepte werden implementiert. Auch Sofortmaßnahmen wurden bereits umgesetzt.
Zu den Kommentaren