Er hat 3.000 Tote behandelt
Leichenpräparator plaudert aus dem Nähkästchen

07.02.2019 | Stand 03.08.2023, 13:23 Uhr
−Foto: n/a

Autorenlesung und Gespräch mit Alfred Riepertinger in der Straubinger Stadtbibliothek.

STRAUBING Er ist einer der besten seiner Zunft und mit dem Tod auf Du und Du – der bekannte Leichenpräparator und Einbalsamierer Alfred Riepertinger . Rund 30.000 Leichen hat er bis heute zu Gesicht bekommen. Modedesigner Rudolph Mooshammer, die Sänger Roy Black und Rex Gildo, Politiker Franz Josef Strauß und einige Adlige – sie lagen alle schon auf seinem Tisch im Sektionssaal des Instituts für Pathologie am Klinikum Schwabing. Am Donnerstag, 14. März, um 19 Uhr kommt er nun in die Stadtbibliothek Straubing, um aus seinem neuen Buch „Mumien“ zu lesen und von seinen spannendsten „Gästen“ zu berichten.

Die meisten Menschen verbinden mit dem Begriff „Mumien“ das alte Ägypten oder berühmte Exemplare wie Tutanchamun oder Ötzi. Dass auch heute noch viele Menschen nach ihrem Tod einbalsamiert oder mumifiziert aufgefunden werden, wird dabei oft vergessen. Insbesondere bei Leichen, die mit dem Flugzeug ins Ausland überführt oder aufgrund ihrer Berühmtheit längere Zeit öffentlich aufgebahrt werden sollen, ist eine Präparation unbedingt nötig. Zudem werden immer wieder Mumien in ganz normalen Wohnhäusern entdeckt – häufig alte und einsame Menschen, die von niemandem vermisst und nach ihrem Tod oft monate- oder jahrelang nicht gefunden werden.

Schon als Kind durfte Alfred Riepertinger seinen Vater auf den Friedhof und in die Leichenhalle begleiten; die Faszination für den Tod hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. Wenn Bestatter mit ihrem Latein am Ende sind, weil ein Körper nach einem Unfall oder einer Gewalttat entstellt ist, kommen sie oft zu ihm. Denn Riepertinger ist spezialisiert darauf, Leichname wiederherzustellen. Er formt, näht und schminkt und sorgt so dafür, dass Angehörige in Würde, von Angesicht zu Angesicht Abschied von den Verstorbenen nehmen können. Doch nicht nur das – als Experte für Plastination hat er außerdem mit „Dr. Tod“ Gunther von Hagens, dem Erfinder der Ausstellung „Körperwelten“, eng zusammengearbeitet.

In seiner Lesung nimmt Alfred Riepertinger die Zuhörer mit auf Spurensuche in alten Grüften. Er erklärt, wie ein Mensch zur Mumie wird und schildert die Techniken, die er selbst bei der Einbalsamierung anwendet. Neben Geschichten über berühmte und weniger bekannte Mumien geht er auch Mythen rund um Tod und Verwesung auf den Grund.

Mit seiner einzigartigen Mischung aus handfesten medizinischen Fakten, humorvollen, kuriosen, nachdenklichen und teilweise gruseligen Geschichten begeistert Riepertinger seit Jahren das Publikum des Münchner Krimifestivals – und nun hoffentlich auch in Straubing!

Im Anschluss an die Veranstaltung können die Besucher Fragen stellen sowie mitgebrachte oder vom bereitgestellten Büchertisch neu erworbene Bücher vom Autor signieren lassen.

Karten für die Lesung sind ab sofort in der Stadtbibliothek Straubing erhältlich, der Eintrittspreis beträgt 10,00 Euro. Unter Telefonnummer 09421/9919-30 oder per Mail an stadtbibliothek@straubing.de können Karten auch reserviert werden. Veranstaltungsort ist der Vortragsraum im 3. Stock der Stadtbibliothek, ein barrierefreier Zugang steht zur Verfügung.

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