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„Campus Asyl“ – schwieriges Jahr 2020 gut gemeistert

21.01.2021 | Stand 13.09.2023, 6:58 Uhr
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2020 war für den Regensburger Verein „Campus Asyl“ wie für jeden Verein ein schwieriges Jahr. Im ersten Lockdown herrschte noch Chaos, man befand sich in der Findungsphase, probierte viel aus und stieß an vielen Stellen an Grenzen. Doch der Verein wuchs an den neuen Herausforderungen und bereits im Sommer, als die Corona-Situation ein klein wenig entspannter war, konnten einige Lösungen umgesetzt werden.

Regensburg. Viele Projekte wurden einfach in den Park verlegt, manche finden sowieso im Freien statt, so wie der Interkulturelle Garten, und andere konnten in digitaler Form wieder angeboten werden. Die digitale Lösung habe zwar viel Zuspruch gefunden, aber fast nur auf deutscher Seite, berichtet Geschäftsführerin Angelika Frey. Bei Geflüchteten gab es die ein oder andere Herausforderung, sei es der fehlende Internetzugang, der Mangel an Hardware und technischem Wissen oder Berührungsängste bei Videokonferenzen. „Per Video ist es einfach nochmal schwieriger, wenn jemand nicht so gut Deutsch spricht“, erzählt Frey. Trotzdem war die Motivation, vor allem im Sommer, riesig: „Die Leute brechen nicht weg und sind alle noch dabei“, so Frey, „und gerade im Sommer waren alle total flexibel, auch wenn nicht immer alles auf Anhieb geklappt hat“. Im aktuellen zweiten Lockdown finden beispielsweise das Sportprojekt oder die Lerntandems trotz Corona statt, über Zoom oder im Falle der Tandems zu zweit beim Spazierengehen, und auch die Kleiderkammer konnte durchweg aufrechterhalten werden.

Abseits von Corona gab es aber auch positive Entwicklungen im Verein: Mit neuen Stellen für die Bildungsförderung an Schulen und für den Frauensprachkurs (hier läuft die Bewerbungsphase noch) vergrößert sich das Team und der Horizont erweitert sich. Und seit Januar 2021 gibt es das neue Projekt „Mother Schools“, das sich an Mütter richtet und Radikalisierungsprävention in alle Richtungen anbietet. Im Projekt sollen Mütter darin ausgebildet werden, Radikalisierung bei Kindern früh zu erkennen, und gezeigt bekommen, wie man dieser entgegenwirken kann. Und im Juli hat „Campus Asyl“ einen neuen Vereinsbus bekommen. „Unser alter Bus ist genau in dem Moment kaputt gegangen“, erzählt Frey. Der Bus wird vor allem bei Umzügen, aber auch für Projektfahrten, beispielsweise wenn das Gartenprojekt Gartenerde einkaufen muss, für Wochenendausflüge oder für Sachspendenabholungen genutzt.

„Wunderschön“ war neben diesen Entwicklungen auch das alljährliche, vom Beirat organisierte Zeltwochenende im August 2020. Der Verein hatte Glück und konnte einen riesigen Zeltplatz für sich allein nutzen, sodass trotz Corona dieser besonderen Begegnung nichts im Wege stand. Auf Begegnungen dieser oder ähnlicher Art zwischen Geflüchteten und Deutschen liegt normalerweise der Fokus des Vereins. 2020 und aktuell sah und sieht dies natürlich etwas anders aus. Statt den vielseitigen Gruppenangeboten findet momentan eher eine Art Einzelbetreuung statt, die für den Verein und für die Ehrenamtlichen etwas Neues und teilweise sehr anspruchsvoll ist.

Zudem sei die Regierung zwar relativ kooperativ, was den Zugang zu Unterkünften betrifft, trotzdem werden diese zur Zeit stärker abgeschirmt, berichtet Frey. Trotz Vorsichtsmaßnahmen kam es zu Beginn der Pandemie in den Regensburger Unterkünften zu Ausbrüchen mit dem Coronavirus. Die Situation sei dabei allerdings noch besser gewesen, als in anderen Städten, so Frey, und momentan sei die Lage ziemlich unproblematisch und nur einzelne Personen befinden sich in Quarantäne. Eine generelle Kritik an der beengten Unterbringung hat der Verein dennoch – wie jedes Jahr – geäußert.

Ebenso beobachtet Frey eine massive Verstärkung der Probleme Geflüchteter durch die Pandemie, zum Beispiel durch die sehr schlechte Internetversorgung, was die Teilnahme an Online-Angeboten erheblich erschwert. Die Benachteiligung werde zudem durch die Wohnverhältnisse verstärkt. Und zu Beginn der Pandemie sei der Informationszugang nicht ausreichend gegeben gewesen, so Frey. Doch mittlerweile habe sich hier viel verbessert.

Das Engagement der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sei aber trotz Corona vorhanden, auch das Spendenaufkommen sei nicht zurückgegangen, schildert die Geschäftsführerin. Hilfe wird derzeit vor allem bei den Azubi-Tandems benötigt, denn durch die Pandemie gibt es viel mehr Azubis, die das Nachhilfeangebot nutzen wollen. Den Umständen entsprechend ist das Jahr 2020 für „Campus Asyl“ aber ganz gut gelaufen: „Es war schwierig, wie für alle, aber ich bin trotzdem sehr dankbar. Die finanzielle Basis ist gut, wir mussten keine Angst um den Verein haben. Unsere Mitglieder strahlen eine sehr positive Energie aus, hier hat sich unsere Gruppe echt bewährt“, resümiert Angelika Frey das vergangene Jahr. Weitere Informationen zum Verein „Campus Asyl“, zu Angeboten und zu den Projekten bekommen Interessierte im Internet unter www.campus-asyl.de.

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