Abwechslungsreicher Beruf
In der 23. Saison am Einlass – Ella Brücklmeier liebt das Theater

30.06.2020 | Stand 13.09.2023, 0:29 Uhr
−Foto: n/a

Ella Brücklmeier, eigentlich gelernte Einzelhandelskauffrau, wollte sich „einfach mal ausprobieren“ und bewarb sich vor langer Zeit beim Theater Regensburg als Einlassdame. Nach zehn Minuten war sie eingestellt, nach vier Monaten bereits Abteilungsleiterin. Sie hat viele Intendantenwechsel erlebt – immerhin steht sie jetzt schon die 23. Saison am Einlass. Wir haben mit ihr über ihren Beruf und die aktuelle Situation gesprochen.

Regensburg. Ella Brücklmeier ist quasi jeden Tag im Jahr am Theater Regensburg unterwegs. Außer an spielfreien Tagen, doch die gibt es nur selten. Auch im Home Office bleibt sie ständig mit dem Theater verbunden. Aktuell ist sie für 24 Einlassdamen und -herren im Alter von 18 bis circa 70 Jahren zuständig, schreibt den Dienstplan und ist vor jeder Theateraufführung die Erste im Haus. Sie ist aber nicht nur für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ständig da, sondern vor allem auch für die Gäste. So erteilt sie Auskünfte, ist bei Notfällen im Publikum sofort zur Stelle – oder hat auch mal den ein oder anderen Auftritt. An Silvester zum Beispiel darf sie mit ihrem Personal kleine Geschenke verteilen. Jeden Tag im Theater zu verbringen mache ihr gar nichts aus, „Weihnachten und Silvester sind sowieso die schönsten Theatertage“, so Brücklmeier.

Für Abwechslung ist auch immer gesorgt, so gibt es aktuell auch einige Veränderungen aufgrund der Corona-Krise. Nach 95 Tagen „Zwangspause“ startete der Theaterbetrieb in Regensburg mit der Freilichtbühne im Thon-Dittmer-Palais am Montag, 15. Juni, endlich wieder live. Und hier spielt das Einlasspersonal wieder eine große Rolle: „Wir wurden alle sehr gut geschult“, berichtet Brücklmeier. Die Damen und Herren am Einlass geben Auskunft, sorgen dafür, dass der Mindestabstand jederzeit eingehalten wird und weisen die Plätze zu, „sodass es nicht zum Stau kommt“. Die Karten für die Freilichtbühne gibt es nur personalisiert, zwischen den Einzel-, Zweier- oder Dreier-Sitzplätzen ist ein ausreichend großer Abstand gewährleistet. Außerdem gibt es „natürlich keine Programme, kein Catering und keine Pausen“, erklärt Brücklmeier. Stattdessen steht Desinfektionsmittel zur Verfügung.

Doch all dies scheint Brücklmeier nicht aus der Bahn zu werfen, mit strahlenden Augen erzählt sie von den vielen schönen Erlebnissen, die sie am Einlass hatte. Sie erinnert sich an Kinder, die einen Lebkuchenmann gebacken hatten und diesen dem „echten“ Lebkuchenmann bei einer Weihnachtsaufführung überreichen wollten. Brücklmeier führte die Kinder zum Lebkuchenmann, der ihnen ein Küsschen auf die Backe gab und sorgte wohl so dafür, dass für diese Kinder das Weihnachtsfest noch zauberhafter wurde. Eine anderes Erlebnis wird Brücklmeier wohl auch nie vergessen: Einmal stand eine hochschwangere Frau mit Presswehen vor ihr! Wie Brücklmeier später erfuhr, gebar sie eine Stunde später ihr Baby. Solche Erlebnisse, der Umgang mit Menschen und die vielen Kontakte am Theater sorgen für einen sehr abwechslungsreichen Beruf, den Brücklmeier, selbst ein großer Opernfan, deshalb mit viel Leidenschaft ausübt. „Man leidet auch mit, zum Beispiel, wenn einem Schauspieler die Stimme wegbleibt“, erzählt Brücklmeier, „und ich überlege mir, wie man den Leute eine Freude machen kann“. Durch die vielen Kontakte hat sie zum Beispiel schon das ein oder andere Autogramm für ihre Gäste organisiert.

Wer jetzt Lust bekommt, selbst am Einlass zu stehen, kann sich noch bis Sonntag, 28. Juni, bewerben, denn das Theater Regensburg sucht für die Spielzeit 2020/2021 noch Einlasspersonal. Im Internet unter www.theater-regensburg.de finden Interessierte die Ausschreibung und weitere Informationen. Neben der Freude am Theater sind für Brücklmeier Pünktlichkeit, Freundlichkeit, Spaß am Umgang mit Menschen und ein gepflegtes Äußeres besonders wichtig. Auch Studenten können sich gerne bewerben und dürfen, wenn sie zum Beispiel an der Garderobe eingeteilt sind, während der Aufführung die Zeit sogar zum Lernen nutzen. Sicher ist: Der Beruf macht Spaß, ist abwechslungsreich und man erlebt so einiges am Theater.

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