Regensburger Band
Widerspenstig, aber braver als der Vorgänger – „Taming the Shrew“ ist mit neuem Album am Start

02.11.2019 | Stand 31.07.2023, 1:26 Uhr
−Foto: n/a

Den Titel einer Komödie des großen Dramatikers William Shakespeare zu wählen, wollte der Sängerin Daniela Liebl, als sie vor rund fünf Jahren gemeinsam mit vier weiteren jungen Musikern eine Band gründete, nicht eingehen. Die Idee zum Band-Namen „Taming the Shew“ – also „Der widerspenstigen Zähmung“ – hatte der damalige Drummer der Gruppe. „Aber irgendwie wollte ich mich nicht als das wilde Biest sehen, das die braven Jungs erst zähmen müssen“, erklärt die 35-Jährige, die im Nachhinein jedoch zugeben muss: „Der Name passt zu uns.“ Denn wer die Band schon einmal live erlebt hat, der weiß, dass sich die Musiker-Herren, Josef Zweck an der Gitarre, Heinrich Gmach am Bass, Norbert Staudte am Piano und Felix Blume an den Drums, – man möchte fast sagen „ruhig“ – im Hintergrund halten, während Daniela wild und voller Leidenschaft die Bühne rockt. Ja, sie ist widerspenstig, originär, nicht zu zähmen und dadurch voll und ganz authentisch.

REGENSBURG „Taming the Shrew“, das passiert, „wenn die Fesseln des Alltags gelöst werden und sich endlich die Freiheit entfalten kann in einer Welt, die zwischen all den Widerspenstigkeiten und Widersprüchlichkeiten oft den Fokus auf die falschen Dinge zu richten droht“, so die fünfköpfige Band. Es geht den Musikern darum, ihren eigenen Emotionen wieder ehrlich zu vertrauen. Bauch statt Kopf, das ist das Motto.

Seit fünf Jahren rockt die Band nun schon die kleineren und größeren Bühnen der Region, tritt bei Bürgerfesten und Open-Air-Konzerten auf und ist in der Regensburger Musikszene keine unbekannte Größe. Doch die Liebe zur Musik hat die Musiker natürlich schon viel früher getroffen: Lead-Sängerin Daniela beispielsweise singt seit ihrem 18. Lebensjahr und war bereits vor „Taming the Shrew“ Mitglied einer Coverband in Regensburg, bis Studium und Beruf die Gruppe doch wieder trennten.

Die Texte schreiben die Bandmitglieder selbst, wobei Sängerin Daniela Liebl und Gitarrist Josef Zweck die Hauptsongschreiber sind, die den Anstoß zu neuen Melodien und Texten geben. „Oft singe ich Josef ein paar Zeilen, die mir in den Sinn gekommen sind, einfach vor und er versucht gleich, mich mit der Gitarre zu begleiten. Ganz intuitiv“, erklärt die Sozialpädagogin den Schaffensprozess. Im Anschluss arbeiten die Musiker gemeinsam den neuen Song aus – bis alles stimmig ist. „Bei der Komposition einzelner Stücke kommt es mir vor allem auf die Spontanität ihrer Entstehung an. Sie entwickeln sich aus dem Unterbewussten heraus, wodurch sie eigenständig und frisch wirken. Dadurch habe ich das Gefühl, mich musikalisch weniger auf ausgetretenen Pfaden zu bewegen“, formuliert es Josef Zweck ganz treffend.

Erwachsener und positiver als das Debüt

Das Debüt-Album der Band lautete „Heartbeat Poetry“. Der Nachfolger wurde am Freitag, 11. Oktober, bei einer Release-Party im „TikiBeat“ in Regensburg unter dem Titel „Cure“ präsentiert. „Unser erstes Album war wilder, wütender. ‚Cure’ präsentiert sich erwachsener, ruhiger, gelassener, positiver. Das spiegelt sich auch in meiner eigenen Entwicklung wieder“, erklärt die Songschreiberin, die nun mit 35 Jahren stärker in sich selbst ruht.

„All meine Texte beschäftigen sich genau mit diesem Thema auf unterschiedliche Art und Weise. In ‚Breathe‘ geht es um das Loslassen, das reine Sein im Moment und eben dieses ‚Zu sich Stehen‘! ‚Sent me Overseas‘ behandelt den Tod meiner Großmutter, verbunden mit dem Wissen, dass Nichts wirklich stirbt. In ‚Don‘t‘ verarbeite ich meine Vaterthemen“, so Daniela Liebl. Ihr Song „Cure“ scheint förmlich genau diesen Bewusstseinswandel, dieses sich selbst zu zeigen, heraus zu schreien. Stellvertretend für das ganze Album wurde der Songtitel auch von der wilden Musikerin als Albumtitel gewählt.

Gerade dieses Wachsen hört man den acht warmen und wundervoll dynamischen Nummern an. „Cure“ ist die konsequente – nicht zwingend stringente – Weiterentwicklung ihres ganz eigenen Sounds. „Wir haben unsere musikalischen Wurzeln nach wie vor in organischem Bluesrock und subtilem Hippie- und Psychedelic-Flair. Unser neuer Sound entfaltet sich jedoch immer mehr nach vorne und schließt auch moderner klingende Elemente in die Arme, statt sich nur rückwärts gerichtet selbst zu reproduzieren“, beschreibt die Band ihren Stil. „Taming the Shrew“ beweisen bereits mit ihrem Debütnachfolger, dass sie nur nach sich selbst klingen, nur ihre eigene Sprache sprechen und sich keine Vorbilder „andichten“ lassen. Die Musiker wollen sie selbst sein und sich und ihre Persönlichkeit ungeschminkt und ohne Umschweife zeigen. „Janis Joplin und Amy Winehouse finde ich gut, aber das bin ich nicht“, stellt Daniela Liebl klar, die sich vehement dagegen wehrt, diesen großen Musikerinnen oder auch anderen nachzueifern.

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