Auszeichnungen
Thomas Muggenthaler erhält den Kulturpreis 2019 der Stadt Regensburg für sein Lebenswerk

23.10.2019 | Stand 03.08.2023, 0:24 Uhr
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Im Rahmen des städtischen „Empfangs für Künstlerinnen, Künstler, Kulturgestalterinnen und Kulturgestalter“ wurden am 22. Oktober im Marinaforum die kulturellen Auszeichnungen der Stadt Regensburg verliehen.

REGENSBURG Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer würdigte die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger für den Kulturpreis 2019, die drei Kulturförderpreise 2019, den Hochschulpreis 2019 sowie eine besondere Anerkennung für das Ostentorkino.

Thomas Muggenthaler erhält den Kulturpreis 2019 für sein Lebenswerk

Thomas Muggenthaler, geboren 1956, studierte Politikwissenschaften und Soziologie an der Universität Regensburg.

Er arbeitet mit allen Formaten der medialen Öffentlichkeit. In TV und Radio, in filmischen Arbeiten und durch Buchveröffentlichungen hat er wichtige Beiträge zur Aufarbeitung der NS-Zeit in Niederbayern und der Oberpfalz geleistet – meist mit dem Fokus auf Regensburg. Die Wirkung seiner Arbeit reicht jedoch auch in die deutsche Medienlandschaft und das europäische Ausland. Thomas Muggenthalers Beiträge befassen sich etwa mit der Jüdischen Geschichte, der NS-Zwangsarbeit, dem Widerstand gegen Hitler und dem KZ Flossenbürg. Seit den 1980er-Jahren ist Thomas Muggenthaler für den Bayerischen Rundfunk tätig. Im Rahmen der aktuellen Berichterstattung hat er zum Erhalt des Velodroms beigetragen, das KZ Außenlager Colosseum in Erinnerung gerufen und umfangreich über die Gestapo-Zentrale im Minoritenweg 1 recherchiert. Sein intensives Engagement für die Erinnerungsarbeit ist persönlicher und journalistischer Natur. Großes Feingefühl und Professionalität zeichnen seine Arbeit für die Gedenkkultur in Ostbayern und der Stadt Regensburg aus.

Aus dem Statement der Kulturpreis-Jury: „Thomas Muggenthalers Filme, Reportagen, Recherchen für Radio und Printmedien tragen seit vielen Jahren zum guten Ansehen der Stadt Regensburg bei. Besonders hervorzuheben sind hierbei die außergewöhnlichen filmischen Arbeiten, seine Radioreportagen und Buchveröffentlichungen. Die Filme „Todeszug in die Freiheit“, „Überall war der Tod“ und „Verbrechen Liebe“ zeichnen sich in hervorragender Weise aus durch ihre besondere Recherchegenauigkeit, die Entdeckung und Sicherung von vielen fotografischen Belegen, auch von historisch wichtigen Original-Filmaufnahmen.

Muggenthalers Filme bespiegeln neben seiner filmischen Sicherung und Aufarbeitung historischer Ereignisse in und um Regensburg auch das zeitgenössische mediale Kulturschaffen der Stadt Regensburg. Thomas Muggenthalers Filme sind Werke der zeitgenössischen und dokumentarischen Filmkunst. Sie sind in besonderem Maße auszeichnungswürdig.“

Thomas Muggenthaler hat ein herausragendes Lebenswerk geschaffen. Er hat das kulturelle Leben der Stadt Regensburg durch seine dokumentarische Arbeit und sein künstlerisches Wirken maßgeblich bereichert. Die große städtische Auszeichnung stellt eine angemessene Würdigung seines langjährigen bedeutsamen Schaffens dar.

Katharina Claudia Dobner erhält einen Kulturförderpreis 2019 für ihr künstlerisches Wirken

Katharina Claudia Dobner wurde 1981 in München geboren. Sie studierte an der renommierten Kunsthochschule Berlin Weißensee und absolvierte dort eine umfassende künstlerische Ausbildung im Fachgebiet Kostüm- und Bühnenbild. Schon zu Akademiezeiten wurde die Künstlerin als Assistentin für Produktionen an namhaften Häusern im In- und Ausland engagiert.

Seit 2011 lebt und arbeitet Katharina Claudia Dobner als freischaffende Künstlerin in Regensburg. Als Bühnen- und Kostümbildnerin beeinflusst sie in spannender Weise die Eigenproduktionen am Regensburger Turmtheater. Von hoher künstlerischer Qualität sind ihre Engagements für das Metropoltheater und das Volkstheater in München, das Apollo-Theater in Siegen, das Altstadttheater in Ingolstadt oder das Junge Theater Augsburg. Als Dozentin an der Akademie für Gestaltung Regensburg gibt sie ihr Wissen im Bereich Bühnen- und Kostümbild an den Nachwuchs weiter.

Eine große Neugierde und Offenheit zeichnen Katharina Claudia Dobners Arbeit aus. Mit Aufgeschlossenheit und kritischem Blick kreiert sie erfindungsreiche Arbeiten für die Bühne, für Performances oder für freie Arbeiten. Katharina Claudia Dobners Schaffen besticht durch Kreativität und Pioniergeist, stets beschreitet sie neue Wege. Mit ihrer mutigen und innovativen Arbeit bereichert sie die hiesige Kulturszene wesentlich.

Alexander Rosol erhält einen Kulturförderpreis für sein künstlerisches Schaffen im Bereich der Bildenden Kunst

Alexander Rosol wurde 1982 in Regensburg geboren und absolvierte sein Studium der Kunsterziehung und Anglistik an der Universität Regensburg. Seit 2011 lebt er in seiner Heimatstadt als freischaffender Künstler.

Die produktive Zusammenarbeit mit anderen Künstlerkollegen findet sich wiederkehrend in Rosols Schaffen. Mit dem Regensburger Fotografen Christoph Gabler entwickelte und zeigte er das bemerkenswerte Projekt „Konex“ in der Städtischen Galerie im Leeren Beutel und im Depo in Pilsen. In großen Formaten fertigte Gabler Portraits von Regensburger Persönlichkeiten an. Die Abzüge wurden – bis auf die Augenpartie der Personen – von Rosol übermalt.

2017 gewann Alexander Rosol den ersten Preis der Rewag-Kulturstiftung, ebenfalls für eine Kooperationsarbeit. Gemeinsam mit Nico Sawatzki gestaltete Alexander Rosol eine beeindruckende Wandarbeit im öffentlichen Raum. Mit Sprühlack und Farbe zeigt die großformatige Arbeit an der Fassade eines Parkhauses die abstrakte Darstellung der Regensburger Silhouette. Auch in seiner Mixed-Media-Werksreihe „Statt-Sicht“ zeigt Rosol seit 2013 prägnante Stadtsilhouetten, die an Regensburg erinnern. Rosol konzipiert in seinen Arbeiten den strukturalen Zusammenhang architektonischer und industrieller Elemente und Formen – und thematisiert dabei die Frage, wie urbane Räume konzipiert sind. Die 2018 ausgestellte Bilderserie „Bodennullpunkt“ zeigt ebenfalls jene Stadtutopien. Je nach Größe der Arbeiten werden teilweise mehrere hundert Fotografien und Versatzstücke übereinander gelagert. Die neueste Serie „Light:Room“ greift die Thematik dieser Arbeiten auf und überführt sie in Form von Lichtobjekten in eine dreidimensionale Räumlichkeit.

Immer wieder setzt Rosol mit seinen Werken innovative Impulse für das regionale Kunstschaffen, er trägt maßgeblich zu dessen Weiterentwicklung bei.

Johannes Molz erhält einen Kulturförderpreis 2019 für sein Wirken im Bereich Musik und Literatur

Johannes Molz, 1982 geboren, studierte Anglistik und Informationswissenschaften in Regensburg, schloss seine freie Promotion in Anglistik an der LMU im Jahr 2019 ab. Sein Hauptprojekt ist das 2015 begonnene musikalisch-literarische Mischprojekt namens „null“, für das er Bücher schreibt und zu jedem Buch ein Album mit Songs veröffentlicht. Live und im Studio ist Molz in zahlreichen Bands in den musikalischen Bereichen von Jazz, Pop, Klassik und Metal aktiv. Als Bassist von Matthias Kellner konnte Molz in beinahe 400 Konzerten in ganz Europa internationale Bühnen- und Tournee-Erfahrung sammeln. In seinem Studio produziert Johannes Molz lokale und überregionale Musikerinnen und Musiker. 2018 steuerte Molz die Musik für die Uraufführung der Produktion „Yoda ich bin! Alles ich weiß“ am Theater Regensburg bei. Zudem komponiert Johannes Molz Soundtracks für Filme und Games. Molz organisiert und moderiert in Regensburg den Songwriter-Wettbewerb Song Slam in der Alten Mälzerei. Er ist erster Vorstand des Vereins „8Tracksessions“ e. V., der kostenlos Videos und Mitschnitte von Live-Auftritten für junge Regensburger Bands dreht und diesen damit ermöglicht, sich einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren. Seine langjährige Erfahrung im Bereich der Musik gibt Johannes Molz auch an junge Studierende und Nachwuchskünstlerinnen und -künstler weiter: am Institut für Medieninformatik und Medienwissenschaften der Universität Regensburg, an der OTH sowie am Regensburger Music College.

Johannes Molz leistet durch sein vielseitiges Schaffen und sein großes gesellschaftliches Engagement einen wichtigen Beitrag für die lebendige regionale Kulturszene und trägt maßgeblich zu ihrer Förderung und Weiterentwicklung bei.

Der Hochschulpreis 2019 geht an den Organisten Tobias Lindner

Tobias Lindner ist 1975 in Deggendorf geboren. Seit 1986 erhielt er Orgelunterricht bei Kirchenmusiker Wolfgang Riegraf. In den Fächern „Orgel“ und „Klavier“ des renommierten „Jugend musiziert“-Wettbewerbs erhielt er schon in jungen Jahren mehrere Preise. Bereits im Jahr 1994 wurde er mit dem „3. Bundespreis Orgel“ in Leipzig ausgezeichnet.

In beinahe 40 Kursen bei großen Namen der Orgelwelt beschäftigte sich Lindner mit den unterschiedlichen Facetten der Orgelmusik. Sein Studium begann der 1995 an der Regensburger Kirchenmusikschule, das er mit dem B-Examen abschloss. Zudem erhielt er an der Musikhochschule München das Lehrdiplom für das Fach Orgel. Weitere Studien an der Staatlichen Musikhochschule in Freiburg sowie an der Schola Cantorum in Basel folgten.

Zahlreiche Auszeichnungen begleiten Tobias Lindners Lebensweg. Er war als Cembalist und Organist mit dem „Venice Baroque Orchestra“ zu hören, spielte für das Schweizer Radio DRS und war hauptamtlicher Kirchenmusiker an der Franziskuskirche in Basel/Riehen. Verschiedene Engagements führten ihn als Continuospieler an die Frankfurter Oper. Seit 2008 ist Lindner Präsident der Konzertveranstaltenden Organisten Basels KVOB. Seine erste Solo-CD erschien 2003, 2009 die Gesamtaufnahme des „Apparatus musico-organisticus“.

Als Lehrbeauftragter gibt Tobias Lindner heute sein Wissen und Können an junge Studierende weiter. Acht Jahre lang lehrte er Orgelspiel und Improvisation an der Musikhochschule in Hannover. Seit 2000 ist er Lehrbeauftragter für Generalbass und Cembalo Schola Cantorum in Basel, seit 2016 am selbigen Institut Professor für Orgel.

Prof. Tobias Lindner wird für seine herausragende musikalische Leistung und einen beeindruckenden Lebenslauf mit dem Hochschulpreis der Stadt Regensburg gewürdigt.

Besondere Anerkennung für das Ostentorkino

Seit fast 50 Jahren ist das Ostentorkino nicht mehr aus der Kulturlandschaft der Stadt Regensburg wegzudenken. Gegründet wurde es 1972 von Werner Hofbauer in einem ehemaligen Tanzsaal, als erstes Programmkino der Stadt. Seitdem hat sich das Ostentorkino zu einem überregional bekannten Hotspot für den Film entwickelt. Dennoch war vor nicht allzu langer Zeit der weitere Erhalt des Ostentorkinos nicht mehr sicher. Vor vier Jahren stand die Regensburger Institution kurz vor dem Aus. Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex – in dem das Ostentorkino mit Restaurant Chaplin und Kinokneipe beheimatet ist – sollte verkauft werden. 14 000 Unterstützerinnen und Unterstützer engagierten sich mit ihren Unterschriften für eine Rettung. Die jetzigen Pächter – Hans Geldhäuser, Martin Haygis und Medard Kammermeier – haben das altehrwürdige Kino mit einem bunten Programm wieder zu neuem Leben erweckt. Neben den Filmvorführungen werden unter anderem Lesungen, Diskussionsrunden, Kabarettveranstaltungen, Tanzvorführungen oder Konzerte angeboten. Das Ostentorkino ist zudem Austragungsort gleich mehrerer international renommierter Filmfestivals und trägt dazu bei, die Filmlandschaft Regensburgs über den Mainstream hinaus zu erweitern, Filmpremieren nach Regensburg zu holen und auch Kurzfilme in einem angemessenen Rahmen im Kino zu zeigen.

Das Ostentorkino hat sich in besonderem Maße um das kulturelle Leben der Stadt Regensburg verdient gemacht. Den Betreibern kommt für ihr außerordentliches Engagement und ihre Verdienste um die regionale Kulturlandschaft eine besondere Anerkennung zu.

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