Kunst im öffentlichen Raum
„Artist in Residence“-Programm – Künstler stellten ihre Begegnungen mit Regensburg vor

23.08.2019 | Stand 31.07.2023, 2:37 Uhr
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Beim „Artist Talk“ der Gäste des „Danube Art Lab 2019“ am Mittwoch, 22. August, im Degginger präsentierten Eszter Muray, Pavla Scerankova und Dušan Zahoranský bereits realisierte Projekte. Besonders interessant gerade für Regensburger*innen, wie die Künstler der UNESCO-Welterbestadt begegnen und was sie besonders interessiert.

REGENSBURG Eszter Muray, Pavla Scerankova und Dušan Zahoranský sind Gäste des „Artist in Residence“-Programms der „donumenta“, dem „Danube Art Lab“ (DAL). Hier entwickeln sie Ideen für künstlerische Interventionen, die im nächsten Jahr im Stadtraum umgesetzt werden sollen. Der Dialog mit den Residentinnen und Residenten birgt für die anwesenden Regensburger*innen überraschende Momente. „Ihr frischer unvoreingenommener Blick hilft uns, Dinge wieder zu sehen, die wir längst gar nicht mehr wahrnehmen, so selbstverständlich sind sie uns geworden“ sagt Regina Hellwig-Schmid, Gründerin und erste Vorsitzende des „donumenta“.

Kehrt das Innen nach außen

Der Budapesterin Eszter Muray hat in den Niederlanden und in Großbritannien studiert. Ihr war aufgefallen, wie viele Zugänge es in Regensburg zur Donau gibt. In Budapest gibt es diese nicht. Ihr Blick auf Regensburg erinnere sie an ein Projekt, das sie 2015 in Budapest realisiert habe: Insula Lutherana ist das Museum der evangelischen Kirche in Budapest. Die evangelische Kirche war für Muray damals so neu wie Regensburg Anfang August dieses Jahres. An einer sehr belebten Straße gelegen, zog das Museum der evangelischen Kirche dennoch in der Vergangenheit nur sehr wenig Aufmerksamkeit auf sich. Das sollte sich ändern. Muray gestaltete die Fensterläden typografisch mit Texten Luthers oder anderer evangelischer Autoren, die – offen und verschlossen – auf Passantinnen und Passanten wirkten, besonders bei Dunkelheit, wenn Licht durch die in Metall gefrästen Textpassagen fällt. Muray hat das Innen nach außen gekehrt.

Schafft Denk- und Diskussionsräume

Dušan Zahoranský aus Prag ist ein Meister der Typografie im öffentlichen Raum. „Wörter in einer öffentlichen demokratischen Umgebung fördern die Diskussion“, sagt Zahoranský, der zu den bedeutendsten Künstlern Tschechiens gehört. Auf einer Art Teppichstange aus betonierten Stützen hat er Buchstaben aufgefädelt. Wer vorbeikommt, setzt sie zu neuen Worten zusammen und kommt so mit anderen ins Gespräch. Zahoranskýs großes Interesse für die Geschichte der Arbeit, volkswirtschaftliche Aspekte von Kapitalismus und Kommunismus sowie ihre Dynamiken zeigt exemplarisch sein Projekt in der ehemaligen Maschinenhalle einer Zuckerfabrik. Acht Skulpturen beziehen sich auf Personen, die dort gearbeitet haben. Zahoranský hat die Halle so in einen Denkraum für Künstler, Philosophen und Schriftsteller verwandelt.

Bezieht Position durch ihre Werk

Auch im Werk der Slowakin Pavla Scerankova spielt Industriearbeit und deren Veränderung eine große Rolle. Ein schwebender Webstuhl ist mit am Boden stehenden Spulen verbunden. Arrangiert wie in Gruppen stehende Figuren, geben diese Garnrollen das Bild von Menschen ab, die ihre Arbeit und damit einen Teil ihrer Existenz verloren haben. Sie bleiben zurück, während die Webstühle entschwinden. Dieses Werk ist das Readymade einer Textilfabrik, die nach der Wende kapitalistischen Strukturen zum Opfer gefallen ist. Auch die Abstimmung des Brexits hat die international gefragte Künstlerin kommentiert. In London hat sie einen Brunnen mit mehreren Dutzend Bojen mit Fähnchen bestückt. Die Wimpel sind die Relikte eines zerschnittenen Union Jacks.

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