Historische Wandmalereien
Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz restauriert Turmzimmer im Goldenen Turm

31.05.2019 | Stand 28.07.2023, 15:10 Uhr
−Foto: n/a

Der Goldene Turm gilt als eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt Regensburg. Nur wenigen ist jedoch bekannt, dass das denkmalgeschützte Bauwerk eine Wohnanlage des Studentenwerks Niederbayern/Oberpfalz mit 43 Wohnplätzen enthält.

REGENSBURG An der Spitze des um 1250 erbauten und zum Anfang des 14. Jahrhunderts aufgestockten Turms befindet sich das aus bemalten Holztafeln konstruierte Turmzimmer. Um den historischen Bestand aus Holztafeln und Wandmalereien zu bewahren, lässt das Studentenwerk das Turmzimmer im neunten Obergeschoss des Wohnturms restaurieren.

Figürliche Wandmalereien aus der Renaissance

Die auf den Holztafeln angebrachten Malereien entstanden um das Jahr 1600. Sie zeigen in gemalten Wandnischen meist unbekleidete weibliche und männliche Skulpturen, die jeweils einzeln in unterschiedlichen Posen stehen. Eine genaue Deutung der Darstellungen ist schwierig. Ein vom Studentenwerk bei der Restaurierungswerkstatt Landskron in Auftrag gegebener Untersuchungsbericht und die anschließenden Restaurierungsarbeiten legen jedoch die bauliche Entwicklung des Turmzimmers seit der Renaissance offen:

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts – eventuell auch schon früher – wurde die um das Jahr 1600 entstandene Raumkonstruktion in Teilen verändert und vermutlich die Täfelung neu bemalt. Hierfür wurden die gliedernden Profilleisten entfernt und die noch vorhandenen Bereiche der ursprünglichen Malerei mit Rupfen bzw. Leinwand überspannt. Die erhaltenen Reste zeigen florale Ornamentmalerei mit Akanthusranken, Blüten und Granatäpfeln ergänzt durch figürliche Darstellungen. Vermutlich noch vor 1900 werden die Kaschierung der älteren Malerei wieder entfernt und der Raum in diesem rudimentären Zustand belassen. Die jüngsten Ergänzungen der Tafelwände durch holzsichtige Bretter sowie partielle statische Ertüchtigungen an den Außenseiten der Wände erfolgten zum Ende des 20. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt wird auch die Holzdecke mit gefasten Brettern erneuert.

Schadenserhebung und Ziel der Restaurierung

In der Zusammenfassung des Untersuchungsberichts heißt es zum Zustand der Holztäfelung vor der Restaurierung: „Die Holzsubstanz der einzelnen Bretter und Tafeln ist gut, ein Befall mit holzzerstörenden Insekten ist nicht festzustellen. Es zeigen sich vor allem nutzungsbedingte Schäden.“ Und zum Zustand der Wandmalereien: „Die Malereien sind aus unterschiedlichen Gründen meist stark reduziert, die Malschicht ist in vielen Bereichen schwach gebunden und pudert an der Oberfläche ab. Zudem ist die Bindung zum Bildträger oftmals mangelhaft, die Malschicht hat sich in weiten Bereichen gelockert.“ Ziel der Restaurierungsarbeiten ist aus denkmalpflegerischer Sicht eine reine Konservierung des überkommenen Zustands.

Ende der Restaurierungsarbeiten im Mai 2019

Auf Grundlage des Untersuchungsberichts führte die Firma Preis & Preis Werkstätten für Restaurierung die Restaurierungsarbeiten im April und Mai 2019 durch. Da die Malschicht aufgrund von klimatischen Einflüssen und Alterung zu bröckeln begann, sollen Festigungsvorgänge die Malereien bewahren. Die Festigung gelockerter Malschichten und abpudernder Malereibereiche sowie die Abnahme sich schädlich auswirkender Verschmutzungen werden den Bestand und Erhalt des Turmzimmers mit seiner Tafelmalerei für die kommenden Jahre sichern.

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