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Ein fauchender Drache kommt in das neue Museum der Superlative

22.03.2019 | Stand 13.09.2023, 6:42 Uhr
−Foto: Foto: Nico Tavalai (

Zehn Wochen noch, dann wird das neue Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg eröffnet. Jetzt ist schonmal ein fauchender Drache ins Museum eingezogen.

REGENSBURG Weißblau lacht der berühmte bayerische Himmel über Regensburg durch eine Decke in Rautenform: Das neue Museum der Bayerischen Geschichte wird, ein Jahr nach ursprünglicher Planung, am 4. Juni eröffnet. Brandstiftung verhinderte im vergangenen Jahr die Eröffnung pünktlich zum 100. Geburtstag des Freistaates Bayern und genau 200 Jahre, nachdem Bayern als Königreich erstmals eine Verfassung bekam. Kein Wunder also, dass der Bau derzeit einem Hochsicherheitstrakt gleicht. „Heute sind Exponate im Wert eines zweistelligen Millionenbetrags geliefert worden“, sagt der ansonsten immer zu Späßen aufgelegte Richard Loibl. Der Leiter des Hauses der Bayerischen Geschichte ist zuständig für die Ausstellung. Am heutigen Donnerstag präsentiert er einen besonderen neuen Bewohner des Museums: Der Kopf des Further Drachens ist eingezogen.

Mächtig stolz ist auch der Bürgermeister von Furth im Wald, Sandro Bauer. „Wir sagen immer: Furth lebt so lange gut, wie der Drache stirbt.“ Das Exponat ist eines von drei Exponaten im neuen Museum. Zum einen ist eine Ritterrüstung von der Landshuter Hochzeit zu sehen, zum anderen wird ein Gemälde Königin Therese von Bayern zeigen, die für das Münchner Oktoberfest eine ganz besondere Bedeutung hatte. Der Raum ist Teil der Kulturkabinette, die etwa dem bayerischen Dialekt oder der bayerischen Baukunst gewidmet sind. An der Wand stehen viele Feste, die Bayern prägten: Auch die Passauer Dult etwa oder das Straubiger Gäubodenfest. „König Ludwig I. sagte stets, die Feste sind es, die Bayern einen“, so Loibl.

Der Further Drache ist eine genaue Kopie des Originals, das von der Firma „Magicon“ angefertigt wurde. „Der Drache hat zwei Specials: Zum einen hat der Drache ein Skelett in seinem Maul, zum anderen einen Goldzahn“, sagt Henrik Scheib von der Firma „Magicon“. Alle zehn Minuten schließt der Drache sein Augenlid, bevor er fürchterlich zu Fauchen beginnt. „Wir freuen uns, dass unser prominentester Further einen solchen Platz im Museum findet, und mich macht das sehr, sehr stolz“, sagte Bauer. Liebevoll nannte Bauer die Kopie des Further Drachens „die Schwester des Originals. Wir nennen ihn Fanny!“ Doch zierlich ist der nicht. Der Further Drache ist der größte vierbeinige Schreitroboter der Welt.

Überhaupt wird das neue Museum ein Haus der Superlative, das steht fest. 1.000 Exponate werden ausgestellt auf 2.400 Quadratmetern. Etwa ein Drittel der Exponate ist schon drin. Die Hälfte aller Ausstellungsstücke stammt aus den Beständen des Freistaats, die andere Hälfte kommt von Bürgern Bayerns, die diese zumeist schenkten.

Verbaut ist im neuen Museum eine der größten an einem Stück verbauten Glasscheiben Europas, in der sich die Türme des Regensburger Doms spiegeln. Nicht jeder ist begeistert von dem Bauwerk, viele Regensburger empfinden die Architektur einem Parkhaus nachempfunden. Die Keramikfassade aus schlank-geriffelten Stäben setzt sich allerdings, mit unterschiedlicher Deckenhöhe, im Inneren fort. „Es wird sehr bunt hier drinnen“, sagt Loibl. Unterschiedliche Bühnen mit wechselnder Beleuchtung sollen den Räumen zusätzliche Tiefe geben. An der Wand, die im Museum die höchste Stelle markiert, wird der Teppich aus dem früheren Plenarsaal des Bayerischen Landtags hängen.

Übrigens wird auch der Initiator des Museums einen Ehrenplatz erhalten. Horst Seehofer hatte mit einer für ihn typischen Aktion für Aufsehen gesorgt, als er in seiner Regierungserklärung 2008 ein solches Museum der Bayern ankündigte. Damals hätte er wohl noch nicht gedacht, dass ein anderer das Museum eröffnen würde. Dennoch wird Seehofer zu sehen sein: „Wir haben eine Bühne für die Gegenwart, dort wird Herr Seehofer zu sehen sein, wie er als erster Ministerpräsident Bayerns nach dem Zweiten Weltkrieg Prag besucht“, sagt Loibl. Allerdings wird das zwischen den Exponaten sein, „die wir historisch noch nicht bewerten können, weil sie zu nah an der Gegenwart sind.“ Seehofers Platz in der Geschichte Bayerns, so kann man Loibl verstehen, ist auch für ihn als Historiker noch nicht so ganz abzuschätzen.

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