Ehrenamt
Zwei Chamer auf der Weltfreiwilligenkonferenz

29.10.2018 | Stand 31.07.2023, 13:55 Uhr
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800 Teilnehmer aus fünf Kontinenten und 90 Ländern – das sind die nackten Zahlen der 25. Weltfreiwilligenkonferenz, die letzte Woche in Augsburg stattfand. Mit Karlheinz Sölch vom Treffpunkt Ehrenamt und Franz Raab (Malteser Hilfsdienst), der die Teilnahme im Rahmen eines Ehrenamtskartengewinnspiels gewonnen hatte, waren auch zwei Teilnehmer aus dem Landkreis Cham mit dabei.

CHAM / PRESSEMITTEILUNG Erstmals in der Geschichte der IAVE (International Association for Volunteer Effort)-Weltfreiwilligenkonferenzen wurde diese 2018 in Deutschland ausgetragen. Gemeinsam mit IAVE organisierte das Freiwilligen-Zentrum Augsburg die Konferenz. Die lagfa Bayern (Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen) war Kooperationspartner der Veranstaltung und als deren Vorsitzender war Karlheinz Sölch mit eingebunden.

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Augsburger Konferenz war ein voller Erfolg, organisatorisch, inhaltlich und prominent besetzt. Wolfgang Krell vom Freiwilligen-Zentrum Augsburg hat eine ausgezeichnete Arbeit geleistet, Deutschland, Bayern und die Friedensstadt Augsburg als hervorragende Gastgeber repräsentiert. Von politischer Seite waren Deutschlands Entwicklungshilfeminister Gerd Müller, die bayerische Sozialministerin Kerstin Schreyer und Augsburgs OB Kurt Gribl vertreten.

Das unbestrittene Highlight aber war Felix Finkbeiner, der als Zehnjähriger in der vierten Klasse ein Schulreferat über den Klimawandel hielt und vorschlug, dass Kinder Millionen von Bäumen pflanzen sollten. Zusammen mit anderen Kindern gründete er die Organisation „Plant fort he Planet“. Als 13-jähriger sprach er vor der UN-Vollversammlung und erlangte so noch mehr weltweites Interesse und Aufsehen. Nach drei Jahren pflanzte die Initiative bereits ihren millionsten Baum und zehn Jahre später hat die Organisation 130 Mitarbeiter und rund 70.000 Mitglieder in 67 Ländern. Felix Finkbeiner ist mittlerweile 21 und wird gefeiert wie ein Popstar. Er hielt auf der Weltfreiwilligenkonferenz ein beeindruckendes Referat und rief zur weiteren Unterstützung seiner Idee auf.

Internationale Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Aber auch die interaktiven Workshops und Vorträge hatten ein hohes Niveau. Referenten aus aller Welt berichteten von ihren ehrenamtlichen Projekten. Dabei wurde sehr deutlich, dass sich die Probleme auf allen Kontinenten oftmals gleichen und auch ähnlich angegangen werden.

Trotzdem wurden auch einige Unterschiede deutlich, wie sie z.B. Fabrizio Caciono Serrano aus Peru schilderte: Wenn sich in Peru jemand in ein Krankenhaus begeben muss, ist dies oft mit tagelangen Anreisen und der Begleitung durch Angehörige verbunden. Während sich die Patienten sich zur Untersuchung oder in stationäre Behandlung begeben, liegen die wartenden Angehörigen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße. Ohne Unterkunft und Verpflegung müssen sie oft mehrere Tage ausharren, bis sie die Patienten wieder mit nach Hause nehmen dürfen. Und gerade für diese Menschen hat Fabrizio Caciono Serrano ein Projekt gegründet, mit dem er sie mit Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeiten versorgt – ehrenamtlich versteht sich. In den letzten dreieinhalb Jahren haben er und seine ehrenamtlichen Helfer knapp 175.000 Verpflegungspakete geschnürt und ausgegeben – „jedes handgemacht und mit Augenkontakt übergeben“, darauf legt der Initiator großen Wert.

„Gerade dieses Projekt macht deutlich, wie gut es uns eigentlich geht“, meint Karlheinz Sölch, „regen wir uns doch schon auf, wenn wir mal zwei, drei Stunden im Krankenhaus warten müssen!“

Neben den zahlreichen Möglichkeiten an Workshops teilzunehmen, kam auch der persönliche Austausch nicht zu kurz. Begegnungen und Gespräche mit der IAVE-Präsidentin Kylee Bates aus Australien, mit Kollegen aus Dänemark, Österreich, Kroatien, Tansania, Singapur, Afghanistan, Simbabwe, Kiribati (Südsee) und den ganzen südamerikanischen Ländern werden speziell in Erinnerung bleiben.

Franz Raab zeigte sich von der Harmonie und Freundlichkeit unter den Kongressteilnehmern überwältigt: „Ich bin begeistert von den Kolleginnen und Kollegen aus allen Herren Ländern. Die Harmonie und der interkulturelle Austausch unter den Teilnehmern sind beeindruckend. Hier merkt man,

dass es jedem um die Sache und nicht um eine Selbstdarstellung geht. Und ich hatte nicht gewusst, wie gut der relativ kleine Treffpunkt Ehrenamt aus dem Landkreis Cham in der Welt der Freiwilligenarbeit vernetzt, präsent und gut aufgestellt ist. Diese Teilnahme motiviert mich für meine weitere Ehrenamtlichkeit und ich bin glücklich, dass ich bei diesem einmaligen Ereignis dabei sein durfte.“

Neben dem inhaltlichen kam auch der gesellige Austausch nicht zu kurz. Besonders der bayerische Abend in einem Bierzelt mit Oktoberfest-Flair hat bei den internationalen Gästen einem bleibenden Eindruck hinterlassen. „Wir haben Freunde wieder getroffen und neue Freunde hinzugewonnen, die wir hoffentlich in zwei Jahren bei der nächsten Weltfreiwilligenkonferenz in Abu Dhabi wiedersehen werden“, so das Fazit von Karlheinz Sölch über den Augsburger Kongress.

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