Filmfestival
Zum siebten Mal „Film ab!“ für queere Streifen

08.10.2018 | Stand 02.08.2023, 19:29 Uhr
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Vom 18. bis 24. Oktober 2018 zeigt das Queer-Streifen Filmfestival bereits zum siebten Mal die ganze Bandbreite des queeren Films: die Hauptrolle spielen Identitäten und Beziehungsformen, die sonst selten auf der Kinoleinwand zu sehen sind.

REGENSBURG Das bunte Programm besteht aus elf Spielfilmen und Dokumentation sowie 28 Kurzfilmen, die in 24 Ländern gedreht wurden. In der internationalen Ausrichtung des Festivals spiegeln sich vielfältige Lebenswelten wieder, von Filmemacherinnen und Fußballspielern über den Konditor bis hin zur Ballerina. Allerdings ist Gleichberechtigung bei weitem nicht überall eine Selbstverständlichkeit: In Indien etwa steht Homosexualität zwar seit Kurzem nicht mehr unter Strafe, doch ein Outing kann zur Existenzbedrohung werden. Das zeigt die berührende Familiengeschichte im Eröffnungsfilm

„Evening Shadows“, dessen Regisseur Sridhar Rangayan für ein Filmgespräch zu Gast sein wird.

Auch hierzulande bedeutet die Öffnung der Ehe noch nicht das Ende der Diskriminierung: tatsächlich war Regensburg im September erste Station der homophoben Bustour für vermeintliche Meinungsfreiheit, veranstaltet von der Initiative „Demo für alle“. Demgegenüber zeugt das Doku-Porträt „Political Animals“ vom unermüdlichen Einsatz vier lesbischer Senatorinnen in Kalifornien, die auf dem Weg zur gleichberechtigten Ehe inmitten konservativer Entscheidungsträger unter anderem ein Antidiskriminierungsgesetz etablieren.

Der Liebesfilm „Rafiki“, in dem zwei junge Frauen in Nairobi starke Gefühle füreinander entwickeln, wurde vor Ort verboten. Ebenfalls aus Kenia kommt die unter riskanten Bedingungen gedrehte Zero-Budget-Dokumentation „Sidney & Friends“, die prekär lebenden inter- und transgeschlechtlichen Menschen eine Stimme gibt. Was mit Jugendlichen passiert, die sogenannten (in Deutschland übrigens legalen) Konversionstherapien ausgesetzt sind, schildert der Film „The Miseducation of Cameron Post“ sehr eindringlich. In „Boys for Sale“ bewegen sich junge Männer in einer durch das Tabu schwuler Erotik geprägten Parallelwelt. Ein besonderes Highlight im Festivalprogramm ist÷ das brandneue belgische Drama „Girl“, in dem eine junge Tänzerin Äußerstes von sich abverlangt. Der Film wurde in Cannes mehrfach ausgezeichnet.

Kurzfilmregisseure können Preise gewinnen

Das Queer-Streifen Filmfestival veranstaltet deutschlandweit den einzigen queer thematisierten internationalen Kurzfilmwettbewerb – Filmschaffende aus 55 Ländern reichten an die 300 Werke mit einer maximalen Länge von 30 Minuten ein. Den mit 500 Euro dotierten Kurzfilmpreis der Jury für den besten Kurzfilm verleihen diesmal: Marika Gruber, Geschichts- und ehemalige Religionslehrerin, die ihre Lehrbefugnis ablegen musste um ihre Lebensgefährtin zu heiraten (siehe Film „Marikas Missio“ von Michael Schmitt), Marie Beaujean, Mitorganisatorin des CinEScultura-Festivals und Markus Apel, Vorstand der Interessenvertretung LSVD Bayern. Das Publikum darf über die Favoriten in den Kategorien „lesbisch“, „schwul“ und „queer“ mitentscheiden, die jeweils mit 200 Euro gewürdigt werden. Daneben gibt es auch Lorbeeren für den beliebtesten Langfilm.

Frau Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer hat erneut die Schirmherrschaft über das Festival übernommen. Austragungsort ist die Filmgalerie im Leeren Beutel, in deren Foyer am Samstagabend wieder die kultige Flimmerkasten-Fete steigt. Mary Maude aus München und eve massacre aus Nürnberg, die beide bereits letztes Jahr an den Reglern standen, bringen einen einzigartigen, ausgesprochen queeren Musikmix mit.

Die Queer-Streifen setzen ein Zeichen dagegen, dass Menschen immer noch aufgrund ihrer Geschlechtsidentität, sexuellen Orientierung oder ihrer Beziehungsformen benachteiligt und verfolgt werden. Das ehrenamtlich tätige Festivalteam freut sich auf eine erfüllte Oktoberwoche! Nicht nur die queere Community, sondern alle Filminteressierten sind herzlich eingeladen: Begrüßungsgetränke stehen bereit und Filmeindrücke dürfen gerne geteilt werden ...

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