Stummfilmwoche
Romantik, Vampire und Superspione auf der großen Leinwand

03.08.2018 | Stand 02.08.2023, 23:55 Uhr
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Auch heuer findet mitten in der Urlaubszeit, von 14. bis zum 19. August, die Regensburger Stummfilmwoche statt. Sie kehrt in ihrem 36. Jahr an ihren angestammten Spielort zurück, den Innenhof des Thon-Dittmer-Palais. Entsprechen die eleganten Arkaden nicht fast den Rängen in der Pariser Opéra Garnier? Deswegen startet das Filmfestival am Dienstag, 14. August, mit dem „Phantom der Oper“. Die Geschichte ist weltberühmt, aber keine Kino- oder Theaterfassung zeigt den Entstellten so schauerlich und „echt“, anrührend vertont von Bertl Wenzl und Markus Stark.

REGENSBURG Am Feiertag, dem 15. August, folgt der Klassiker des deutschen Schauerfilms, „Nosferatu“. F. W. Murnau bringt das Grauen ganz nah und zeigt die Schatten von der anderen Seite. Das Aljoscha-Zimmermann-Ensemble (Violine & Piano) wird dem Publikum seine Musik mit Gänsehauteffekt erleben lassen. „Der Gang in die Nacht“, gezeigt am 16. August, hat Murnau unmittelbar vor dem berühmten Vampirfilm geschaffen. Die verwickelten Beziehungen um einen erblindenden Maler reißen die Personen von der Sonnen- auf die Schattenseite des Lebens. Eine andere Art von Beziehungsdrama ist „Michael“ von Starregisseur C. T. Dreyer, zu sehen am Freitag, 17. August. Es spielt auch im Malermilieu, hier geht es aber um Hetero-, Bi- und Homosexualität. Ohne Dinge zu benennen ist das einer der bis heute eindrucksvollsten Filme über Intensität der Gefühle. Und Vsevolod Pozdejev, versierter Pianist und Stummfilm-Neuentdeckung 2017, wird seine eigene neoromantische Klangfarbe einbringen.

Am Samstag, 18. August, wird das Aljoscha-Zimmermann-Ensemble Gas geben. Es steht der erste richtige Spionagefilm an: „Spione“. Fritz Lang hat für einige Genres die Urversionen geschaffen. Es gibt: den smarten Superagenten Nr. 326. Die glamouröse undurchsichtige Lady. Den verrückten Superverbrecher. Mord und Selbstmord, Sex and Crime, Opium und Alkohol, Politik und Geheimdienst, Verfolgungsjagden, modernste Überwachungs- und Kommunikationstechnik… ein wunderbarer Unterhaltungsfilm. Und der letzte Abend gehört einem der größten Komiker aller Zeiten, Buster Keaton. „Sherloxk, Jr.“. beginnt wie viele: der Held ist schwer verliebt, wird aber nicht erhört. Er schläft im Kino ein, dann hebt der Film ab. Buster träumt und springt mitten in die Handlung. Der rasante Film-im-Film zeigt sein Genie in Akrobatik, Rhythmus und Stunt – und die Macher der Stummfilmwoche sind froh, dass Busters Filme endlich wieder verfügbar sind – digital restauriert im 4k-Standard.

Die digitale Revolution macht auch vor Filmklassikern keinen Halt

Letzteres wird nun immer öfter kommen. Heuer besteht zum ersten Mal ein 50:50-Verhältnis zwischen 35mm-Vorstellung auf dem gepflegt schnurrenden historischen Projektor und digitaler Projektion. Werden Filme heute restauriert, sind sie von enorm hoher Qualität, aber nicht mehr als „richtiges“ Filmmaterial verfügbar. So überlegen die Organisatoren für jeden Abend, was noch machbar ist. Wer das analoge Filmerlebnis schätzt und den laufenden Projektor erleben möchte, sollte jetzt kommen! Es wird von Jahr zu Jahr weniger Filme im traditionellen Kinoformat geben.

Was bleiben wird: das Erlebnis eines Filmkonzerts. Denn Stummfilme sind ja nicht stumm! Hochkarätige Musiker schaffen neue Partituren, interpretieren die Filme auf ihre ganz eigene Weise, tragen sie ins Heute und schenken den Zuschauern einmalige Abende. Beginn ist jeweils um 20:30 Uhr. Karten gibt es auf www.stummfilmwoche.de, bei der Tourist Info und an der Abendkasse. Bei Regen geht es nur zwei Stockwerke höher ins Auditorium.

Regensburg