„Danube Art Lab“
„Hidden Places, Hidden Spaces“ bringt Blicke von außen auf das Welterbe Regensburg

26.07.2018 | Stand 31.07.2023, 3:38 Uhr
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Ein Jahr lang haben elf Künstlerinnen und Künstler aus elf europäischen Ländern an der Donau sich mit Geschichte und Gegenwart der Stadt Regensburg beschäftigt. In erster Linie ging es ihnen dabei um die weniger bekannten Aspekte im UNESCO-Welterbe, um Verstecktes und Vergessenes. Sie forschten und experimentierten im „Danube Art Lab“, einem von der EU geförderten Laboratorium für zeitgenössische Kunst und Kultur im Donauraum, das von der Stadt Regensburg gemeinsam mit dem donumenta e. V. initiiert wurde.

REGENSBURG Im Rahmen eines Artist-in-Residence-Programms waren die Künstlerinnen und Künstler im Sommer und Herbst 2017 in Regensburg zu Gast. Jetzt werden die Resultate ihrer künstlerischen Arbeit im „Danube Art Lab“ der Öffentlichkeit vorgestellt.

Verspiegelte Quader der römischen Legionslagermauer am St.-Georgen-Platz, der purpurrot verhüllte Anatomieturm bei der Königlichen Villa an der Donau, aufeinandergestapelte Not-betten aus einem ehemaligen Bunker hinter einem Schaufenster in der Maximilianstraße oder ein goldene Ellipse am Kepler-Monument in der Fürst-Anselm-Allee: An neun Orten im Stadtgebiet zeigen die Künstlerinnen und Künstler die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit historischen Zeugnissen – von den Spuren der Römerzeit über die Denkmäler der mittelalterlichen Stadt bis zum 20. Jahrhundert und hinein in die Jetztzeit. Die meisten der Kunstwerke sind im öffentlichen Raum präsent; so werden die jeweiligen Orte neu betrachtet und interpretiert. In einer begleitenden Ausstellung in der Städtischen Galerie im Leeren Beutel legen die Künstlerinnen und Künstler ihre Projektskizzen und weitergehende Arbeiten vor.

Eröffnung

Am Freitag, 27. Juli, um 18.30 Uhr findet die Eröffnung in der Minoritenkirche im Historischen Museum statt. Nach einer Begrüßung durch die Leiterin der Museen der Stadt Regensburg, PD Dr. Doris Gerstl geben Maria Lang von den Museen und Regina Hellwig-Schmid vom donumenta e. V. eine Einführung in das Projekt; offiziell eröffnet wird die Schau von Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer.

Performance „The Inhabitants of Colosseum“

Um 20 Uhr lädt einer der Künstler, Nikita Kadan aus der Ukraine, zu einer Performance zum Thema Erinnerungskultur ein. Er hat sich während seiner Recherchen in Regensburg mit dem Außenlager des KZ Flossenbürg im Gasthaus „Colosseum“ in Stadtamhof beschäftigt. Dort wurden kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs rund 400 Gefangene interniert. Jeden Tag trieb Wachpersonal die Inhaftierten über die Steinerne Brücke zur Zwangsarbeit.

Dieses dunkle Kapitel aus der Geschichte Regensburgs greift Nikita Kadan mit seiner Performance „The Inhabitants of Colosseum“ auf. Menschen von heute sollen den Weg der Gefangenen von damals zurücklegen: 400 Freiwillige, die in groben Holzpantinen schweigend vom „Colosseum“ über die Steinerne Brücke laufen. Die Performance wird per Video dokumentiert. Das Klappern der Schuhe wird aufgenommen und später zu einer Klangskulptur weiterverarbeitet.

Um die Aktion zu koordinieren, bitten die Museen der Stadt Regensburg alle Interessenten, die an der Performance teilnehmen wollen, sich auch kurzfristig unter danubeartlab@regensburg.de anzumelden. Die Holzschuhe werden kostenfrei bereitgestellt und am 27. Juli ab 19 Uhr beim „Colosseum“, Stadtamhof 5, ausgegeben.

Performance „We, who are dreaming of“

Um 22.30 Uhr lädt die Künstlerin Selma Selman aus Bosnien-Herzegowina zu einer weiteren Performance in die Maximilianstraße 13 ein. Sie hat sich mit dem Luftschutzbunker unter dem Thon-Dittmer-Palais auseinandergesetzt, in dem während der Zeit des Kalten Kriegs 2.000 Betten und Sanitäranlagen eingerichtet waren. Selma Selman stellte, als sie den Bunker das erste Mal sah, einen direkten Bezug zur Geschichte ihrer eigenen Familie her, die im Jugoslawienkrieg ebenfalls Schutz suchen musste.

In einem Schaufenster in der Maximilianstraße arrangiert Selma Selman die Betten aus dem Bunker zu einer Videoinstallation. Hier findet auch ihre Performance unter dem Titel „We, who are dreaming of“ statt.

Die Kunstinstallationen im Stadtraum Regensburg werden nach der Eröffnung bis 14. Oktober zu sehen sein. Während der gesamten Laufzeit gibt es jeden Samstag um 14 Uhr eine Führung, die ausgewählte Stationen und die begleitende Ausstellung zeigt. Tickets dazu gibt es in der Tourist Information im Alten Rathaus; dort ist auch der Treffpunkt zu den Führungen. Die Ausstellung selbst läuft bis 18. November.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.regensburg.de.

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