Vorbild
Sie arbeitet mit traumatisierten Flüchtlingen – „den großen Berg sehe ich nicht“

05.01.2018 | Stand 13.09.2023, 0:29 Uhr
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Corinna Leibig ist Autorin, arbeitete in einem Hospiz und mit Flüchtlingen. Sie sagt, sie blendet den großen Berg der Probleme aus – und tut lieber was vor ihrer eigenen Haustür. Jetzt hat sie ein Buch verfasst für Kinder, um ihnen den Umgang mit Emotionen spielerisch beizubringen.

REGENSBURG Nein, den großen Berg sieht Corinna Leibig nicht. „Das muss ich anderen überlassen“, sagt die sympathische Autorin. Doch in ihrer Arbeit mit jungen, unbegleiteten Flüchtlingen lernte sie, dass Kreativität eine Universalsprache ist. „Kreativität macht stark“, sagt die gebürtige Regensburgerin, die selbst zeichnet, seit sie denken kann. Der große Berg, wie das alles zu bewältigen ist, ob das „wir schaffen das“ am Ende wirklich wahr wird – das ist nicht Corinna Leibigs Thema. „Doch wenn man sieht, wie die jungen Menschen, die so viel mit angesehen haben, Selbstbewusstsein durch Ausdruck entwickeln, ist das wunderbar.“ Das findet auch ihr Vater, den viele Regensburger vielleicht noch als Hausarzt in der Maffeistraße kennen. Auch Thomas Leibig engagiert sich, und zwar in einer Unterkunft für irakische Männer in Tegernheim. Doch jetzt ist er unterwegs mit seiner Tochter, um Werbung für ihr neues Buch zu machen.

Die studierte Kommunikations-Designerin interessiert sich für Menschen – und ihre Gefühle. Kein Wunder, denn sie arbeitet als Heilpraktikerin für Psychotherapie. Und auch eine mehr als zweijährige Tätigkeit in einem Hospiz haben sie geprägt. „Bilder sind starke Mittel, um den Umgang mit Emotionen zu erlernen“, sagt sie. Und in ihrem Kinderbuch „Der kleine Bauchweh“ will sie den Kindern zeigen, „dass sie mit ihren Bauchschmerzen nicht alleine sind und ihnen Mut machen, über ihre Gefühle zu sprechen.“ Und so schickt sie ihren „kleinen Bauchweh“, wie die nette Figur ihres Buches heißt, auf eine Reise, die zeigt, was alles genau das Gefühl des Bauchwehs verursachen kann. Vielleicht hat das kleine Bauchweh zu viel gegessen? Oder vielleicht ist es verliebt? Oder die blöden Viren haben das Drücken im Magen verursacht!

Thomas Leibig kennt das, was seine Tochter bildlich umgesetzt hat, aus seiner alltäglichen Praxis. „Ich habe immer versucht, in klarer Sprache zu erklären, was meinen Patienten fehlt“, so der Allgemeinmediziner. Doch gerade für Kinderärzte eigne sich das Buch seiner Tochter hervorragend, um Kindern das Gefühl das Krankseins zu erklären. Auch Kitas und Kindergärten haben bereits Interesse bekundet oder für ihre Einrichtung das Buch schon angeschafft.

Handysüchtige Mütter und ein echtes Buch

In Zeiten der leuchtenden Bildschirme ist das Buch für Corinna Leibig ein starkes Ausdrucksmittel, das bleibt. „Wenn ich mir die Mütter ansehe, die ihren Kinderwagen schieben und dabei auf ihrem Handy wischen, frage ich mich schon, wo das alles hinführt“, sagt die Therapeutin. Ein Buch bleibt „echt, ist greifbar“, sagt sie.

Erschienen ist „Der kleine Bauchweh“ übrigens im Mabuse-Verlag. Die ISBN-Nummer lautet 978-3-86321-348-0. Es lohnt sich!

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