„Ausnahmeschauspielerin“
Das Theater Regensburg trauert um Hildegard Krost

29.11.2017 | Stand 03.08.2023, 23:50 Uhr
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Mit großer Betroffenheit hat das Theater Regensburg vom Tod von Hildegard Krost erfahren. Über 70 Jahre lang stand Hildegard Krost auf der Bühne – angefangen 1946 in Trier über Worms, am Bayerischen Staatsschauspiel München, in Mainz, Köln, Gelsenkirchen, an den Städtischen Bühnen Oberhausen und an den Staatstheatern Nürnberg und Darmstadt. In Regensburg war sie 2012/13 in „Das letzte Feuer“ und 2013/14 in „Tilla“ zu erleben. Seit der Spielzeit 2015/16 und bis Juli 2017 stand sie – mittlerweile 90-jährig – im „Faust“ auf der Regensburger Bühne im Velodrom.

REGENSBURG Hildegard Krost wurde an der Essener Folkwangschule ausgebildet. Eine ihrer ersten Rollen war 1946/47 das Gretchen im „Urfaust“ am Theater Trier. Zu ihren schönsten Rollen gehörten u.a. Lady Higgins im Musical „My Fair Lady“, die Solorolle in „Das Gespräch im Hause Stein“ von Peter Hacks, Lady Windermere in „Lord Arthur Saviles Verbrechen“, Stella Campbell in George Bernard Shaws „Geliebter Lügner“, Frau Alwing in Henrik Ibsens „Gespenster“ und die Rolle der Sarah Bernhardt in „Memoiren“.

Stephanie Junge, Schauspieldirektorin am Theater Regensburg: “Ohne zu wissen, ob Hildegard überhaupt noch spielt, griff ich in unserer ersten Regensburger Spielzeit 2012/13 zum Telefon und bot ihr die Rolle der Rosemarie in „Das letzte Feuer“R an. Das war der Grundstein für eine kontinuierliche Zusammenarbeit über die letzten fünf Jahre hinweg. Unvergessen ihre Zueignung im „Faust“ und ihre“Tilla Beeindruckend nicht nur die körperliche und geistige Leistung, sondern ihre Ausstrahlung, ihr Können, ihr sicherer Instinkt eine Rolle zu gestalten. Der Bühnenkuss zwischen Hexe und Faust war ihre Erfindung, in der Traumsequenz zwischen Tilla und ihrem geliebten Mann Paul Cassirer (Michael Heuberger) blitzte eine Mischung aus Koketterie, Weisheit und Sehnsucht hervor, die einen umhaute. Nachdem ich in den 25 Jahren unserer Bekanntschaft nie wusste, wie alt sie eigentlich war, hat sie ihren 90. Geburtstag dann stolz mit uns gefeiert. Sie hat ihre späten Erfolge beim Regensburger Publikum sehr genossen. Es waren noch wunderbare, erfüllte Jahre und Hildegard Krost war sehr dankbar dafür. Wir auch.“Michael Heuberger, Schauspieler am Theater Regensburg: “Da geht mir durch den Kopf, dass wir ja vor einem Jahr Anfang November die letzten „Tilla“-Vorstellungen hatten mit Textrepetition im Hotel Münchner Hof, Proben und abends dann nach der Vorstellung Würdigung, Empfang und Autorenbesuch von Christoph Hein. Einer von mehreren schönen Abenden im Orphée. Etwas traurig sind wir alle. Sie hats jetzt gut.“

Das Theater Regensburg wird durch die Stadt Regensburg und den Freistaat Bayern gefördert. Das Theater Regensburg, seine Mitarbeiter, insbesondere das Schauspielensemble, mir ihrer Schauspieldirektorin Stephanie Junge trauern um die Ausnahmeschauspielerin Hildegard Krost.

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