Lesung von Ingrid Werner
Eine Krimi-„Lady in red“ spannt Aunkirchener mächtig auf die Folter!

28.03.2018 | Stand 19.07.2023, 11:49 Uhr
−Foto: n/a

Ingrid Werner las aus ihren Büchern

AUNKIRCHEN Und wieder war mordsmäßig was los im Pfarrsaal Aunkirchen: Büchereileiter Ludwig List und sein Team hatten eine interessante Frau eingeladen, die sich dazu bekennt, einer kriminell klingenden Vereinigung anzugehören – den „Mörderischen Schwestern“!

Gemeint ist die Krimi-Autorin Ingrid Werner aus Bad Griesbach, die mit Kolleginnen unter diesem Namen gemeinsam veröffentlicht und Lesungen bestreitet. Vergangenen Donnerstag war sie alleine nach Aunkirchen gekommen, in einem roten Kleid, um mit den rund 50 Besuchern eine „Spritztour durch die vier Karin-Schneider-Krimis“ zu machen.

Karin Schneider ist die Ermittlerin wider Willen in Ingrid Werners Büchern, wie die Autorin ist diese mehrfache Mutter, hat einen Hund, ist Heilpraktikerin – und lebt in einem Ort im Rottal, der in den Krimis „Kirchmünster“ heißt.

In Aunkirchen betonte die Autorin, dass Karin Schneider und sie nicht eine Person seien. Sie habe nicht daran gedacht, dass bei all den Gemeinsamkeiten von Buchfigur und Autorin die Leser schließlich auch Vergleiche zum Privatleben zögen – etwa, wenn Karin Schneider mal ein Techtelmechtel hat. „Ich bin dann demonstrativ mit meinem Mann über den Bad Griesbacher Stadtplatz flaniert, um Gerüchten vorzubeugen“, bekannte Ingrid Werner in Aunkirchen.

Und ja, der Griesbacher Stadtplatz, besser gesagt die Umgestaltungspläne 2010 haben Ingrid Werner, früher Verwaltungsjuristin in München, zur Krimi-Autorin gemacht: Sie habe sich so darüber geärgert, dass sie nichts gegen die Pläne machen konnte – und hat aus Frust den ersten Karin-Schneider-Krimi geschrieben: „Niederbayerische Affären“. Darin geht es um die Stadtplatzumgestaltung in Kirchmünster, eine Bürgerinitiative und natürlich um Mord.

Die Realität holte zur Erscheinung des Buches die Fiktion ein, wie Werner berichtete: Denn auch in Bad Griesbach formierte sich schließlich eine Bürgerinitiative.

Die „Lady in red“ plauderte zwischen den ausgewählten Buchstellen aus dem Nähkästchen einer Krimi-Autorin. Sie werde auch oft gefragt, welchen Einfluss sie auf Titel und Cover der Bücher habe. Werner publiziert ihre Bücher beim Kölner Emons Verlag. Und ist nicht immer glücklich mit der Entscheidung der Werbeabteilung. Längere Diskussionen habe es über den Titel des zweiten Krimis gegeben, den Werner „Ungute Verhältnisse“ betitelt hatte. „Ungut ist kein korrektes Deutsch, hieß es aus Köln. Ich habe denen dann erklärt, dass man in Bayern sehr wohl ,unguad‘ sagt. Und dass hat dann den Verlagsleuten so gut gefallen, dass sie den Titel ,Unguad‘ haben wollten!“ Zudem habe man das Foto einer Fachwerk-Kapelle auf den Titel drucken wollen – „aber wir sind doch nicht in Franken, in Niederbayern gibt es kein Fachwerk“. Die Verlagsleute blieben bei dem Foto. Sie ließen einfach das Fachwerk wegretuschieren.

Mit wohlklingend temperierter Stimme las Ingrid Werner auch aus den weiteren Karin Schneider-Büchern vor: „Karpfhamer Katz“ und „Niederbayerische Göttinnen“.

In letzterem Buch spielen die keltischen Hinterlassenschaften unserer Vorfahren eine große Rolle, etwa das Bad Birnbacher Hügelgräberfeld. Werner habe „einen Meter“ Bücher dazu gelesen, auch Exkursionen mit einem Kelten-Experten gemacht.

Mordsmäßig stieg bei den Zuhörern die Neugier, als Ingrid Werner aus den „Göttinnen“ eine sehr spannende Stelle vortrug – und dann abrupt aufhörte: „Wenn Sie wissen wollen, wie es weitergeht, dann müssen Sie das Buch lesen!“

Ebenso verfuhr sie mit den amüsierten Aunkirchenern, die sich gerne derart auf die Folter spannen ließen (und auch fleißig Bücher kauften), mit ihrer Geschichte aus der von Ingrid Werner herausgegebenen Anthologie „Mordsmäßig München“: 20 Kurz-Krimis aus 20 Stadtteilen, der von Ingrid Werner spielt in Haidhausen, wo sie gelebt hat. Und an der spannendsten Stelle hieß es dann wieder: „Wenn Sie wissen wollen, wie es weitergeht …“

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