Franz Hintermanns Welt der Fotografie
„Die Poesie des Hydranten“ oder der wilde Zauber des Alltäglichen

24.01.2018 | Stand 24.07.2023, 15:19 Uhr
−Foto: Foto: Franz Hintermann

Ausstellung ab 27. Januar in Waldkirchen

WALDKIRCHEN „Ein Hydrant (von griech. hydor = Wasser) ist eine Armatur zur Entnahme von Wasser aus einem Wasserverteilungssystem“ – steht es typisch Bürokratendeutsch geschrieben. Aber für den bekannten Waldkirchener Fotografen Franz Hintermann ist ein Hydrant mehr, viel mehr. Er ist ein stumm-starrer Zeitzeuge, ein stiller Beobachter, ein Wartender. „Die Poesie des Hydranten“ heißt deshalb seine Ausstellung (Vernissage am Samstag, 27. Januar, um 11 Uhr – zu sehen bis 27. April) in der Bilderwerkstatt „Glas Dersch“ in der Waldkirchener Bahnhofstraße 22. In einem Künstlergespräch erklärt Franz Hintermann (63) seine Welt der Fotografie.

Rund 1.000 Hydranten hat Franz Hintermann schon abgelichtet – quasi, wenn sie ihm über den Weg „liefen“. Dabei entstand sein allererstes Hydranten-Foto aus purer Langeweile 1994. Er erinnert sich: „Statt eines roten Porsche habe ich mir 1993 einen damals sehr teueren Farbkopierer gekauft und A3-Kopien gemacht. Spätnachts, nach einer Jubiläumsfeier zeigte ich die ersten Werke Herbert Pöhnl. Der war mitgerissen, die Idee wurde weitergesponnen; unter anderem in der Galerie „Zum Unruhigen Hydranten“ (1996) im Oberen Hammer in Waldkirchen. Auch Freunde machten für Hintermann Bilder von den stummen Helfern im Hintergrund. Sogar in Washington/DC waren seine Hydranten-Bilder schon zu sehen – eine Aktion an der St. Rita School mit Angela Scarlis – aber das ist eine extra Geschichte, meint Franz Hintermann.

„Wo ich hinkomme, ist er immer schon da“

In den Jahren danach folgten Ausstellungen, Aktionen und Projekte in der näheren und weiteren Umgebung, Passau, Landshut, Landsberg, Viechtach, Österreich, Tschechien, meistens mit befreundeten Künstlern. Und nun nach rund 20 Jahren wird es ihm endlich klar: es geht um die Poesie, eine sich dem Alltag (der Alltagssprache) entziehende Wirkung.

In Hintermanns Ausstellung stehen sie im Vordergrund! „Es geht um das Ganze, ums Arrangement, um den Ort an dem er steht und immer auch um die Frage, was war zuerst da? So wie der leicht verblasste Hydrant in Diessenstein. Ist der Baum gewachsen, bevor er dahingestellt wurde? Ist er jünger als das Marterl rechts neben ihm?

Genau das ist es, was Franz Hintermann interessiert; was andere Leute machen, was wollen sie einem mitteilen, wie bilden sich solche Arrangements scheinbar von selbst. Denn manchmal lässt sich das endgültige Werk, das da scheinbar zufällig entstanden ist, erst nach Jahren erkennen. Die Gestaltung muss stimmen, mit dem Objekt hat das nichts zu tun“, erklärt der Fotokünstler.

Überall auf der Welt hat er sie abgelichtet – 20 Fotos sind auf der Ausstellung zu sehen. Seit 1994 frönt Hintermann dieser Passion – immer wenn er bei einem Fotoauftrag einen Hydranten sah, hielt er mit der Fotokamera drauf. „So ein Bild hat mehrere Ebenen, es muss einfach stimmig sein, das ist alles“, verrät der Fotograf. „Warten, denken, fasten“, ist mein Motto. Er kann warten, genauso wie der Hydrant möglicherweise auf seine Aufgabe oder auch für immer umsonst wartet.

„Nur ein Hydrant. Seit 1993 mein Thema. Begleiter kann man nicht sagen. Weil überall, wo ich hinkomme, ist er schon da. Und dann freue ich mich. Fotografiere ihn. Denke nach. Betrachte sein Umfeld. Wundere mich. Oft. Die Menschen senden mir Bilder ihrer entdeckten Hydranten. Von überall auf der Welt. Hunderte sind schon in der Sammlung. Geschichten vom Hydranten gibt es, viele. Manchmal erzählt das Bild allein, manchmal schreibe ich auf.“ Aber immer macht er sie sichtbar mit seiner Kamera.

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