Treffpunkt am Herzogskasten
Reihe „Wie’s früher war“ erzählt von der Entwicklung vom Weltenbrand zur Weimarer Republik

12.03.2019 | Stand 03.08.2023, 12:50 Uhr
−Foto: Foto: Stadtmuseum Abensberg

Am Samstag, 16. März, um 14.30 Uhr lädt das Stadtmuseum Abensberg zu der beliebten Veranstaltung „Wie’s früher war…“ ein.

ABENSBERG Die dritte Bürgermeisterin Gertraud Schretzlmeier, Stadtarchivar Franz Piendl und Museumsleiter Dr. Tobias Hammerl laden die Gäste bei Kaffee und Kuchen auf eine Reise in die äußerst bewegte Zeit vor genau 100 Jahren mit. Musikalisch umrahmt wird „Wie’s früher war…“ diesmal mit Schlagern und Evergreens der 1920er Jahre von der „Fleischmann-Combo“.

Nachdem Kurt Eisner am 8. November 1918 den Freistaat Bayern ausgerufen hatte und Philipp Scheidemann einen Tag später in Berlin die Republik ausgerufen hatte, war der lang ersehnte Friede nach vier Jahren Krieg in greifbare Nähe gerückt. Und in der Tat unterzeichnete eine Delegation bereits zwei Tage später im Wald von Compiègne die Waffenstillstandserklärung. Damit endete zwar der „große Weltenbrand“, es begann aber eine Zeit der Umbrüche, die auch die Stadt Abensberg erfasste.

So wurden nicht nur in München, sondern auch in Abensberg ein Arbeiter- und Soldatenräte gewählt, sondern auch in Abensberg wurde ein solches revolutionäres Gremium eingesetzt. Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung wurde zudem am 24. November eine Einwohnerwehr gebildet. Nachdem die Räterepublik in den Städte blutig niedergeschlagen worden waren, fanden erstmals freie, geheime Wahlen statt. Erstmals durften auch Frauen wählen, wenn auch die Stimmen noch in einem getrennten Stimmkreis ausgezählt wurden. Am 21. Februar 1919 stürzte die Ermordung des ersten bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisners den jungen Freistaat in eine weitere Krise.

Dennoch kehrte zum Jahresende 1919 wieder ein Stück Normalität in Abensberg ein. Erstmals seit 1917 durften wieder Pferde- und Rindviehmarkt abgehalten werden und am 10. März 1920 kehrten die letzten Kriegsgefangenen heim in die Babonenstadt. Dennoch war auch weiterhin Gewalt an der Tagesordnung der jungen Weimarer Republik. Am 13. März marschierten rechte Freikorps in Berlin ein. Den antidemokratischen Putschisten stellte sich eine breite Front gegenüber, die die Demokratie verteidigte. Der so genannte „Kapp-Putsch“ mündete unmittelbar in den Ruhraufstand, währenddessen auch Ignaz Listl, der Sohn eines Abensberger Zimmermanns, „den Soldatentod“ starb.

Nach einem eher ruhigen Jahr 1922 brachte das Folgejahr eine Reihe von Ereignissen. So trafen im Mai die „Ruhrkinder“ aus Essen in Abensberg zur Erholung aus dem besetzten Ruhrgebiet ein. Doch auch die Abensberger hat in diesem Jahr ihre liebe Not. Die galoppierende Inflation ließ die Preise explodieren. Nachdem man das Geld nicht mehr im Geldbeutel, sondern mit Waschkörben und Schubkarren zum Einkaufen transportierte, gab die Stadt Abensberg am 20. August 1923 ein Notgeld heraus, die Banknoten zierte kein geringerer als Aventinus. Knapp zwei Wochen später kam es auf dem Gillamoos zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen: Was als Bierzeltschlägerei begann entwickelte sich zu einem regelrechten Aufstand, der nur durch den Einsatz von aus Ingolstadt angerücktem Militär niedergeschlagen wurde. Vom so genannten „Hitler-Putsch“ im November 1923, dessen Marsch auf Berlin bereits nach wenigen hundert Metern vor der Münchner Feldherrnhalle, beendet wurde, hat man in Abensberg hingegen kaum Notiz genommen.

Stadtarchivar Franz Piendl und Tobias Hammerl werden anhand von Museumsobjekte und Archivalien die bewegte Zeit zwischen der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ und den „Goldenen Zwanzigern“ vor allem im Hinblick auf die lokalen Ereignisse Revue passieren lassen. Musikalisch wird das Programm von Johannes Fleischmann und sein Mitstreiter untermahlen den Ausflug in die Zeit vor einhundert Jahren mit Schlagern und Evergreens.

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