Vortrag in Abensberg
Weltumsegler Wolfgang Clemens berichtet über die „zauberhafte Südsee“

28.10.2018 | Stand 04.08.2023, 1:11 Uhr
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Am Donnerstag, 1. November, ist Weltumsegler Wolfgang „Gangerl“ Clemens in Abensberg zu Gast. Im Wirtshaus beim Lauberger heißt das Motto „Zauberhafte Südsee“. Beginn ist um 19.30 Uhr.

ABENSBERG In zwei mitreißenden Vorträgen präsentiert der urige Weltumsegler Wolfgang „Gangerl“ Clemens die ersten zehn Jahre seines spannenden Aussteigerlebens. In seiner neuen Vortragsreihe „Zauberhafte Südsee“ und „Wilde Südsee“ nimmt Gangerl Sie mit in die entlegensten Gebiete der Erde. Ob einsame Inseln und traumhafte Strände, farbenreiche Unterwasserwelten und gefährliche Tauchgänge oder tropische Dschungel und von der Außenwelt komplett abgeschieden lebende Stämme - dank des originalen Videomaterials aus der damaligen Zeit bekommen Sie hautnah mit, wie es dem Aussteiger ergangen ist.

In Deutschland alles aufgegeben

1975 fasste Wolfgang „Gangerl“ Clemens den Entschluss auszusteigen. Als begeisterter Segler benötigte er dazu ein Schiff. Obwohl er keinerlei Ahnung vom Bootsbau hatte, schweißte er in zwölfjähriger Feierabendarbeit im Hof seiner Kunstschmiede eine 18 Tonnen schwere und 15 Meter lange Stahlyacht zusammen. Er verkaufte all sein Hab und Gut und startete 1988 mit Freundin und Hund zur großen Weltumsegelung.

Die Donau hinab, durch die damals kritischen Balkanländer, gelangte der Aussteiger mit seiner „Bavaria“ unter Schwierigkeiten über das Schwarze Meer ins Mittelmeer. Bald schon erhielten die bunten Blätter ihre ersten Schlagzeilen: „Die Seeschlacht von Mallorca – Preußen gegen Bayern“ so lautete es auf der Titelseite der Bildzeitung. Nach einigen Maschinenschäden und zwei starken Stürmen erreichte Gangerl die Karibik. Tief enttäuscht über die unfreundlichen und diebischen Einheimischen machte er sich bald auf den Weg in die Südsee. Durch das vom Krieg geplagte Panama ging es weiter nach Cocos Island, der Schatzinsel, auf der er natürlich vergebens nach dem berühmten Piratenschatz suchte und dort in riesigen Herden von Hammerhaien tauchte.

Über Galapagos führte sein Weg in die Südsee. Sein erster Stopp nach 32 Tagen Überfahrt waren die Marquesas-Inseln. Bei einem Drachenflug vor den Augen der begeisterten Einheimischen stürzte er beinahe ab und hatte ein abenteuerliches Erlebnis in einer großen Schule von riesigen Mantas. Viele Monate verweilte er anschließend bei den Tuamotu-Inseln, dem größten Atoll-Gebiet der Erde. Er widmete sich hauptsächlich dem Tauchsport, lebte und fischte mit den Eingeborenen und fand den Weg in die eigene Tiefe. Dort wurde ihm deutlich klar, dass die Zivilisation nicht mehr seine Welt war.

Weiter ging es nach Tonga, wo er um Haaresbreite einem Taifun entkam. Nach heftiger Überfahrt in Neuseeland angekommen, baute er ein festes Deckshaus, da sein Plan war, nach Auckland Island zu segeln. In der Nähe der Antarktis ist der Tierreichtum groß, gigantische Herden von Gelbaugen-Pinguinen sind dort zu Hause. Doch es blieb beim Versuch, da ein horrender Sturm an der Westseite Neuseelands ihn zur Umkehr zwang.

Auf Fidschi angekommen kannte er keinerlei Rast, segelte von Insel zu Insel und besuchte auch Gebiete, deren Anlaufen für Yachten verboten war. Als die nächste Zyklonsaison nahte und seine Freundin eine nochmalige stürmische Überfahrt nach Neuseeland fürchtete, entschloss er sich, nach Tuvalu zu segeln. Zwei weitere Yachten hatten sich angeschlossen und so kreuzten sie im Atoll Nanumea als erste Segler auf, wo sie mit großem Hallo von den Einheimischen empfangen wurden. Die Crews waren ein halbes Jahr in die 200-Seelen-Dorfgemeinschaft integriert, in deren Mitte Weltenbummler Gangerl die schönste Zeit seines Lebens verbrachte. Die Tage waren gefüllt mit Reparaturarbeiten für die Einheimischen, Fischen und Tauchen. Er erhielt später für die Aufnahmen seiner Mund-zu-Mund-Fütterung von 2,5 Meter langen Riesenmuränen eine Goldmedaille des internationalen Amateurfilm-Verbands. Mit seiner Leidenschaft für das Tauchen hat er es inzwischen auf über 6.000 Tauchgänge gebracht, die nicht selten in gefährlichen Situationen endeten.

Als Anfang April der Ostwind einsetzte, segelte er zurück nach Fidschi. Seine Freundin verließ das Schiff und so war Gangerl ab diesem Moment Einhandsegler. Beim Inselstaat Vanuatu angekommen, besuchte er die Turmspringer von Bunlap auf der Insel Pentecost, die noch heute ihre uralte Kultur leben. Frauen sind nur mit Bastrock und Männer nur mit Penisköcher bekleidet. Ein ganz besonderes Highlight ist das alljährlich stattfindende Turmspringen, der Ursprung des modernen Bungee Jumpings, das auch hartgesottenen Besuchern eine Gänsehaut einjagt.

Mit kräftigem Wind kreuzte die Bavaria nach Australien. Auf dem Weg von Tasmanien nach Auckland Island geriet Gangerl in den Jahrhundertsturm „Zyklon Polly“. Ein Sturm mit 80 Knoten Windgeschwindigkeit und 20 Meter hohen Wellen, die versuchten, das Schiff zu zerschmettern. Sechs Tage dauerte dieses Inferno, in dem das Schiff etliche Male mit dem Mast unter das Wasser gedrückt wurde. Segel waren zerfetzt, der Bugkorb eingedrückt, ein Stahlwant gerissen und ein Motor nur noch in zwei Lagerböcken befestigt. Wieder zurück in Neuseeland, wo sich der gebeutelte Weltumsegler machtlos hintreiben lassen musste, begab er sich sofort in ärztliche Behandlung. Resultat: Drei angebrochene Rippen und eine Platzwunde am Knie.

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