Landauer Schäffler tanzen wieder
„Jetzt kommen die vier schönsten Tage der letzten sieben Jahre“

02.03.2019 | Stand 03.08.2023, 12:08 Uhr
−Foto: Foto: Schäffler Landau

Nur alle sieben Jahre hat man die Chance, sie live in Aktion zu erleben: die Landauer Schäfflertanzgruppe. Über 30 Auftritte stehen heuer von Faschingssamstag bis Faschingsdienstag auf ihrem Tanzprogramm, mit dem sie an eine über 500 Jahre alte Tradition erinnern.

LANDAU „Aba heid is koid...“ – spätestens, wenn ab Samstag in Landau und Umgebung dieses Lied ertönt, ist klar: die Schäffler tanzen wieder! Alle sieben Jahre, so schreibt es die Tradition vor, lassen die Landauer seit der Gruppengründung 1910 den historischen Zunfttanz der Schäffler, der seinen Ursprung im pestgeplagten München hat, wieder aufleben. Und das 2019 bereits zum 18. Mal! Denn auch wenn die Pest glücklicherweise keine Rolle mehr spielt, gegen Abwechslung, Spaß und eine besondere Unterhaltung haben die Bürgerinnen und Bürger aus und um Landau nach wie vor nichts einzuwenden – ganz im Gegenteil, wie „Capitano“ Richard Thurl aus seiner langjährigen Erfahrung bei der Landauer Schäfflertanzgruppe zu berichten weiß.

Schon im Vorfeld ist das Interesse an einem der seltenen Aufführungen der Truppe wieder riesig. Über 30 Auftritte sind von kommenden Faschingssamstag bis Faschingsdienstag in und um Landau geplant. Ein straffes Programm, für das die 36 Mitwirkenden im Alter von zehn bis 69 Jahren bis zuletzt kräftig proben. „Fitness und Stehvermögen ist da Grundvoraussetzung, wobei wir die nötige Fitness durch reichlich Probenabende antrainieren“, sagt Thurl.

Denn auch wenn die Tanzformationen, die so klangvolle Namen wie Bogengang (Spirale), Große Laube, Kreuz, Kleine Laube, Krone, Fasslschläger, Reifenschwinger und Metzgersprung tragen, auf den ersten Blick für das Publikum nicht sonderlich schwierig aussehen mögen, sie haben es doch in sich. Nicht umsonst werden die Tänze schließlich seit November einstudiert.

Für den figurenreichen Tanz mit 16 bis 20 Tänzern gesellen sich zwei Fasslschläger, zwei Reifenschwinger, ein Taferlbua, ein Kronenträger und zwei Buttengreteln, die für die Schäffler und das Publikum fleißig ein- und ausschenken. Etliche Kasperln sorgen für Stimmung, zeigen kleine turnerische Einlagen und treiben mit dem Publikum ihre Späße. Ergänzt wird die Gruppe von mehreren Sammlern, die auf Straßen und Plätzen den Zuschauern einen Klingelbeutel unter die Nase halten.

Seit November wird wieder für die figurenreichen Tänze, die von der Stadtkapelle Landau begleitet werden, geprobt. −Foto: Schäfflertanzgruppe Landau

Und der wird hoffentlich auch heuer wieder gut gefüllt, schließlich zeichnen sich die Landauer nicht nur durch einen der flottesten Tanzschritte aller Schäfflergruppen und richtig schöne Uniformen aus, sondern auch durch ihre Sangesfreude und den großen Spaß, den man allen Beteiligten bei ihren Einlagen anmerkt.

Kein Wunder also, dass man – im Gegensatz zu so vielen anderen Vereinen – bislang keinerlei Nachwuchsprobleme hat, wie Richard Thurl bekräftigt: „Erfreulicherweise brauchen wir bislang keine großen Kampagnen starten. Der Nachwuchs generiert sich aus teils langen Familientraditionen, aber auch durch spontane Anfragen junger Leute, die gerne dabei sein möchten.“

Verwundern würde es wohl nicht, wenn an den kommenden Faschingstagen wieder der ein oder andere Zuschauer auf den Geschmack kommt, in sieben Jahren selbst bei der lustigen Landauer Schäfflertanzgruppe mitzumischen und so die Tradition weiter zu erhalten.

Denn ein Auftritt der Landauer Schäffler ist immer etwas ganz Besonderes. „Der Landauer Schäfflertanz ist ein kulturelles Ereignis der feinen Art mit erstklassiger musikalischer Begleitung durch unsere Stadtkapelle Landau und durch den siebenjährigen Turnus immer jung und unverbraucht. Eine Rarität eben, die man nicht oft im Leben zu sehen bekommt. Das sollte man sich nicht entgehen lassen“, rührt Thurl die Werbetrommel.

Wer sich diese „Rarität“ einmal aus der Nähe ansehen möchte, hat dazu mehrere Möglichkeiten:

Über 30 Auftritte an vier Tagen stehen den Landauer Schäfflern damit bevor. Was angesichts eines so vollen Terminkalenders mehr überwiegt? Die Vorfreude darauf, dass es endlich losgeht, oder dass am 5. März endlich alles vorbei und für sieben Jahre wieder Ruhe ist? Über so eine Frage kann „Capitano“ Richard Thurl nur schmunzeln: „Ein geflügeltes Wort unserer Schäffler heißt: ,Jetzt kommen die vier schönsten Tage der letzten sieben Jahre‘. Ich denke, das sagt alles!“

Laut Überlieferung geht der Schäfflertanz auf das Jahr 1517 zurück. Die Pest hatte damals München fest im Griff und raffte ganze Familien hinweg. Um die leidgeprüfte Bevölkerung wieder aus den Häusern zu locken und ihnen neuen Lebensmut zu schenken, fassten sich die Schäffler – also die Fassmacher – ein Herz und tanzten sich mit fröhlichen Rundtänzen, mit Buchsbaum geschmückten Bögen und in traditionellem Gewand (u.a. grüne Samtkappe mit weißem Federbusch, leuchtend rote Jacke, schwarze Bundhose) durch die Straßen der Stadt.

Seit 1702 ist der Schäfflertanz, wie man ihn heute kennt, archivarisch (in den Gewerbeamtsakten des Stadtarchivs München) erfasst. Wie daraus hervorgeht, wurde er jedoch schon lange vorher aufgeführt. Seit dieser Zeit wird der Brauch nach Anordnung des Bayernherzogs Wilhelm IV. der Standhafte jedes siebte Jahr wiederholt.

Dingolfing-Landau