Alpencross
Gipfelstürmer aus Neuhausen radelten über Alpen nach Meran

22.08.2018 | Stand 29.07.2023, 3:36 Uhr
−Foto: n/a

Knapp 300 Kilometer und 5000 Höhenmeter.

NEUHAUSEN Beruflich schlägt er sich als Techniker der Telekom mit Datenleitungen herum. Privat feiert er als schottischer Ire mit seiner Band „Mac C&C Celtic Four“ im Schottenrock Erfolge. Und während sich andere im Urlaub genüsslich im Liegestuhl am Strand rekeln, ist Carlos Steinbeißer (53) neuerdings auch noch als Gipfelstürmer und Extremsportler unterwegs. Er bezwang in seinem Urlaub zusammen mit seinem Kumpel Norbert Kirsch (66) mit dem E-Bike in einem Alpencross die Gipfel von Bayern, Tirol, Schweiz und Südtirol.

„Das ist der Traum eines jeden Mountainbikers“, schwärmt Carlos Steinbeißer. Wegen des doch schon etwas fortgeschrittenen Alters dachte er, dieser Zug sei schon abgefahren. Denn bislang galt die Alpenüberquerung mit dem Fahrrad als extrem anstrengend.

Doch neuerdings werden Alpenüberquerungen auch mit dem E-Mountainbike angeboten. „Wir sind zwar noch fit, aber mit einem E-Bike ist die Anstrengung dann doch nicht ganz so groß“, dachten sich Steinbeißer und sein Kumpel Norbert Kirsch. Dank E-Mountainbike kann man das nun auch mit einer durchschnittlich guten Kondition schaffen.

Steinbeißer und Kirsch buchten von 25. bis 29. Juli eine fünftägige Tour. Einen Tag für die Anreise, einen Tag für die Abreise, drei Tage lang wurde täglich rund 100 Kilometer gestrampelt. Start war in Grainau, das Ziel war Meran, insgesamt also knapp 300 Kilometer und 5000 Höhenmeter. Übernachtet wurde in Hotels in Grainau, Imst, Nauders und Meran.

Mit von der schweißtreibenden Partie waren rund 20 Mountainbiker aus ganz Deutschland und zwei topfite Guides, „die uns dementsprechend gesprengt haben“, schmunzelt Steinbeißer. SAT1/Pro Sieben und die Bild-Zeitung berichteten über die neue Art der Alpenüberquerung.

Die Tour hatte es in sich. „Trotz E-Bike ist eine gute Fahrtechnik erforderlich“, versichert Steinbeißer. „Gleich am ersten Tag sind zwei Radler gestürzt, einer mit Verdacht auf Handbruch.“ Am ersten Tag radelte der SAT1-Reporter noch mit – bis ihm die Anstrengung zu groß wurde.

SAT1 und Bild-Zeitung berichteten über die Tour

Und war es die Anstrengungen wert? „Es war ein unvergessliches Naturerlebnis“, schwärmt der Mountainbiker. „Wir kamen an Plätzen vorbei, die sonst nur durch lange Wanderungen erreichbar sind, etwa die Plamort-Hochebene auf 2300 Meter mit Stellungen aus dem 2. Weltkrieg.“

Besonders wichtig sei ihnen die Rücksichtnahme auf Wanderer gewesen. Immerhin strampelten die E-Biker teilweise auf dem Jakobsweg oder der 2000 Jahre alten Via Claudia Augusta. „Dabei sind wir immer wieder mal auf Wanderer gestoßen, beispielsweise auf ein junges Mädchen, die mit einem Packesel die Alpen überquerte“, erinnert er sich.

Im Urlaub einfach nur faul an der Strandbar rumzuhängen und sich ein paar Mojitos hinter die Kiemen zu schütten, war noch nie so sein Ding. Der Musiker unternimmt gerne etwas ungewöhnliche Urlaube. Im letzten Jahr stand eine Wanderung in Schottland auf dem Programm. Er kraxelte auf den Mount Errigal. Zuvor musste ein Sumpfgebiet überquert werden, in dem man bis zu den Knien in den schmatzenden Morast einsank.

Die nächste Tour ist da vergleichsweise angenehm: Weil’s so schön war, geht’s erneut über die Alpen, und zwar mit dem Cabrio über das Stilfser- und Timmelsjoch an den Gardasee.

Und im Oktober geht’s voraussichtlich wieder nach Irland, wo er mit seiner mittlerweile 15 Jahre bestehenden Band „Mac C&C Celtic Four“ auf einem Oktoberfest aufspielen wird.

Deggendorf