Kein bissl leise
50 Jahre „Topsis“ werden gefeiert

06.02.2018 | Stand 13.09.2023, 7:01 Uhr
Robert Piffer
−Foto: n/a

Jubiläumskonzert der legendären Band findet am 17. März in Burgkirchen statt

BURGKIRCHEN/ALZ. „Wir waren nie etwas Besonderes, nie die Rockgranaten oder die Partykracher, eher die Braven, Schüchternen“, sagt Gerhard Rojahn, seines Zeichens Frontmann der „Topsis“. Das mag einmal so gewesen sein. Damals im Jahr 1968, als Gerhard Rojahn als 20-Jähriger zusammen mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Rainer in Burgkirchen an der Alz eine Band gründete. Heute, 50 Jahre später, sind die „Topsis“ so etwas wie die Urgesteine der bayerischen Partybands.

Schon 1964 existierte an der Volksschule Burgkirchen eine Schülerband mit wechselnder Besetzung. 1968 reifte in Gerhard und Rainer Rojahn der Wunsch, nicht mehr nur bei Junggesellenabschieden und Schulpartys zu spielen. Als Unterstützer tat sich Hippolyt Widmaier hervor, Inhaber des gleichnamigen Weinlokals in Mehring, wo sich die Rojahns ihre ersten musikalischen Sporen verdient hatten. Widmaier starb jetzt und sein Lokal, die Geburtsstätte der „Topsis“, wird wohl bald einem Wohnblock weichen müssen.

Aber zurück nach 1968: Widmaier engagierte damals die „namenlosen“ Musiker Gerhard Rojahn (Akkordeon), Rainer Rojahn (Schlagzeug), Hans Strasser (Orgel) und Reinhard Kirner (Gitarre) für einen Ball. ber: Auf den Plakaten und im Zeitungsinserat musste ein Bandname stehen. Also trafen sich die Musiker in dem Mehringer Gasthaus und diskutierten einen ganzen Abend lang bei dem damals berühmten Johannisbeerwein. Zunächst erfolglos.

Weit nach Mitternacht fiel Gerhard Rojahns Blick auf eine gelbe Dose mit Speisewürze auf dem Wirtshaustisch „Wir nennen uns Topsis“, schoss es ihm da durch den Kopf und bald prangte der Name „Topsis“ groß auf den Plakaten für den Ball. Den Namen wollten sie nach dem Ball wieder ändern. Aber der Riesenerfolg sprach sich herum. „Topsis“ wurde zum Markenzeichen.

Aus den damals noch reichlich vorhandenen Tanzlokalen der Region waren sie bald nicht mehr wegzudenken. Die Kunde, dass die „Topsis“ mit ihrer Musik und ihrer Show inzwischen Bierzelte in allen Größen rocken konnten, machte die Runde. Showeinlagen wie der „Barbier von Sevilla“, bei dem Rainer Rojahn mit Rasierschaum durchs Publikum marschiert und das Publikum einseift, begeisterten ebenso wie das eigens für sie angefertigte längste Akkordeon der Welt. Der Balgen des Instruments reicht fast über die gesamte Bühne.

1985 spielten die „Topsis“ vom ersten bis zum letzten Tag auf dem Münchner Oktoberfest. Ein Meilenstein für die Band und das nicht nur, weil Gerhard Rojahn ein langes Vieraugengespräch mit Franz Josef Strauß führte. Die 17 Tage auf dem Oktoberfest waren für die „Topsis“ der Ritterschlag.

Schnell kamen Angebote aus den USA. 1986 gab es eine mehrwöchige Tour durch die Vereinigten Staaten. Als Vorband hatte man die „Zillertaler Schürzenjäger“ dabei, die noch niemand hören wollte. Das Publikum kam wegen der „Topsis“, die füllten Stadien mit 10.000 Plätzen. Immer wieder spielten die „Topsis“ auf den Oktoberfesten von Dallas in Texas oder Tulsa in Oklahoma, aber auch in Los Angeles und Palm Springs.

Obwohl aus den USA immer noch Angebote kommen, waren die „Topsis“ in den letzten zehn Jahren nicht mehr dort. Die Strapazen solcher Monstertouren wollen sie sich nicht mehr antun. „Schon gar nicht, solange dort ein Trumpeltier Präsident ist“, wie Rainer Rojahn anmerkt.

Der Tourkalender für 2018 ist längst gut gefüllt. Mehrere Frühlingsvolksfeste im Landshuter Raum, die Maidult in Regensburg und die Altöttinger Dult stehen auf der Agenda, ebenso die Oktoberfeste in Mannheim, Wiesbaden, Karlsruhe oder Hannover.

Zunächst fiebern die „Topsis“ aber ihrem Jubiläumskonzert zum 50-jährigen Bestehen entgegen. Obwohl sie es selbst noch nicht recht glauben können, dass sie inzwischen fünf Jahrzehnte auf der Bühne stehen.

Das Jubiläumskonzert findet am Samstag, 17. März, im Bürgerhaus in Burgkirchen statt. Es ist als Benefizkonzert angelegt. Die gesamten Einnahmen sollen für gute Zwecke in der Alzgemeinde verwendet werden. Die „Topsis“ wollen die örtliche Musikschule fördern, in der sie selbst ausgebildet wurden. Ein weiterer Betrag fließt an das örtliche Rote Kreuz, eine Reminiszenz an Rojahns Vater, der lange Zeit als Ehrenamtlicher im BRK tätig war. Und es soll als Dank dafür, „dass wir diese 50 Jahre so gut überstanden haben“, meint Gerhard Rojahn, der wie seine Musikerkollegen auch, noch längst nicht ans Aufhören denkt.

50 Jahre Topsis in Zahlen:

Rund 3.200 Auftritte an 680 Auftrittsorten von A wie Abensberg (Gillamoos) über LA wie Los Angeles (House of Blues) bis Z wie Zwiesel, mit mehr als 5,5 Millionen Zuhörern. Rund 16.000 Stunden auf der Bühne (entspricht 666 Tagen); mehr als 300.000 gespielte Musikstücke (98 pro Auftritt); rund 1,15 Millionen zurückgelegte Kilometer – alleine mit dem Auto; diese Fahrten dauerten mehr als zwei Jahre und zwei Monate.

Seit 1968 spielten 16 Musiker bei „Topsis“ – Gitarre: Reinhard Kirner, Bernd Gabel, Gottfried Hoffmann, Herbert Heudecker, Rudi Bonnetsmüller, „Cowboy“ Michael Stadlbauer; Trompete: Franz Weyerer, Manfred Michl; Saxofon/Klarinette: Rudi Zettl, Christian Drothler; Bass: Erich Reiss, Michael Hilger; Keyboards: Hans Strasser, Karl Erwin Schiestl; Schlagzeug: Rainer Rojahn; Akkordeon/Sax: Gerhard Rojahn.

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