Tagestruktur wichtig
Betreutes Jugendwohnen in Regensburg – mit Traumfängern zur Selbstständigkeit

01.09.2020 | Stand 24.07.2023, 20:12 Uhr
−Foto: n/a

Im Betreuten Jugendwohnen in Regensburg lernen junge Leute zwischen 16 und 21 Jahren, auf eigenen Füßen zu stehen.

Regensburg. „Wenn sie, wie einer unserer Jugendlicher, eine Strafe zahlen müssen“, berichtet Sozialpädagoge Sebastian Ulm aus seiner Arbeit, „dann kommen die schon zu uns“. Ulm ist in der Kinder- und Jugendhilfe der Diakonie tätig und betreut Jugendliche, die nicht mehr bei den Eltern wohnen. Während der Zeit erster vorsichtiger Lockerungen nach dem Lockdown haben sich einige seiner Schützlinge mit Freunden und Bekannten getroffen, ohne die Vorschriften des Infektionsschutzes zu beachten. Dabei wurden sie von Sicherheitskräften beobachtet und bekamen ein Bußgeld aufgebrummt.

Richtig so, könnte man meinen. Andererseits könne man auch verstehen, dass „manche einen richtigen Lagerkoller bekommen haben“, wie Ulm die Situation nach Wochen beinahe völliger Isolation schildert. Die jungen Leute im Betreuten Jugendwohnen, wie der diakonische Fachdienst bezeichnet wird, meist zwischen 16 und 21 Jahre alt, leben ohne Eltern oder andere Bezugspersonen erstmals alleine in den eigenen vier Wänden. Sozialpädagogen wie Ulm und Nadine Wanzke betreuen sie in dieser Zeit und sind Ansprechpartner für persönliche, wie für lebenspraktische Fragen.

Daher standen in Vor-Corona-Zeiten regelmäßig gemeinsame Kochabende, wöchentliche Versammlungen und Freizeitunternehmungen auf dem Programm. Inzwischen haben die Sozialpädagogen mit geänderten Vorgaben wieder begonnen, Freizeitangebote zu machen. Zum Wasserski fahren am Steinberger See ist Ulm mit begrenzter Teilnehmerzahl mit zwei Kleinbussen, statt wie sonst mit einem gefahren. Viel Resonanz gab es auch für Kurse zum Batiken und Basteln von Traumfängern, die Wanzke mit Jugendlichen durchgeführt hat.

Während des Lockdowns, als ihre bisherige Tagesstruktur weggebrochen war und zeitweise auch persönliche Kontakte unterbleiben mussten, standen Computerspiele und Sport an Hometrainern bei den jungen Leuten hoch im Kurs. Eine Jugendliche engagierte sich zeitweise in der Nachbarschaftshilfe und kaufte, „trotz eigener Ängste“ wie Wanzke erzählt, für ältere und gefährdete Menschen ein. Zum Jugendwohnen kommen die noch Minderjährigen über Schulsozialarbeiter oder aus Heimen, denen sie langsam entwachsen. Unterstützt von den Betreuern führen sie ein zunehmend selbstständiges Leben in eigenen Wohnungen, machen eine Ausbildung oder Lehre und finden so den Weg ins Erwachsenendasein.

Regensburg