Glaube
Der Wolfgangsschrein als „Wiege des Glaubens“ – Bischof Rudolf Voderholzer eröffnet die Wolfgangswoche

21.06.2020 | Stand 03.08.2023, 11:56 Uhr
−Foto: n/a

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer hat am Sonntag, 21. Juni, im Regensburger Dom St. Peter ein Pontifikalamt gefeiert, das drei besondere Ereignisse mit ins Gebet genommen hat.

Regensburg. Die Wolfgangswoche in Erinnerung an den Bistumspatron wurde heuer von der Basilika St. Emmeram in den Dom St. Peter verlegt. Mit der Festwoche, die Bischof Dr. Rudolf Graber vor Jahrzehnten ins Leben gerufen hatte und deren Höhepunkt stets die Priesterweihe darstellt, ist das Gebet um geistliche Berufungen verbunden. Zu dieser Festwoche war der Wolfgangschrein eigens in den Dom gebracht worden, was in der Vergangenheit sehr selten der Fall war. Mit der Eröffnung wurde auch die Dankmesse der Ehejubilare des Bistums verbunden. Statt der rund 450 Ehepaare, die sich für den Jubiläumsgottesdienst angemeldet hatten, waren fünf Ehepaare ausgelost worden, die 2020 ihr 25-, 40-, 50-, 55- und 70-jähriges Ehejubiläum feiern. Als Gast aus Berlin nahm der Apostolische Nuntius, Erzbischof Dr. Nikola Eterovic, an diesem Festgottesdienst teil. Er hatte im Auftrag von Papst Franziskus am Vortag die Brüder Ratzinger, Papst em. Benedikt XVI. und Domkapellmeister Prälat Dr. Georg Ratzinger, besucht und mit ihnen die Heilige Messe gefeiert. In dieser Stunde, sagte der Bischof, werde eine Brücke des Gebetes in die benachbarte Luzengasse geschlagen, wo Papst Benedikt, sein Bruder Georg und ein junger Priester ebenfalls die Heilige Messe feierten.

Ehe heißt glauben und auf Gott bauen

Der Anblick bewege ihn, mache ihn aber auch nachdenklich. Immer dann, wenn Bischof Rudolf an einer Brücke Vorhängeschlösser sehe, die Paare dort als Zeichen unwiderruflichen Treue und Liebe zueinander befestigt haben, spüre er die Sehnsucht der Menschen. Dieser stehe dann aber das Unverständnis so vieler in Bezug auf das katholische Ehesakrament gegenüber. So wie die Paare an den Brücken den Schlüssel den Fluten unwiederbringbar übergeben, so werde im Ehesakrament „der Schlüssel zu ihrer Verbindung am Herzen Gottes“ hinterlegt. Genauso hätten es die fünf anwesenden Jubelpaare, die stellvertretend für rund 450 Paare aus dem Bistum an diesem Festgottesdienst teilnehmen, auf ihrem Lebensweg in der Ehe praktiziert. Für dieses ermutigende Lebens- und Glaubenszeugnis dankte der Bischof allen anwesenden Jubilaren herzlich.

Erstes Sakrament ist die Liebe der Eltern

Für das Fest der Ehejubilare biete die Wolfgangswoche, sagte Bischof Rudolf, den passenden Rahmen. Das Gebet um geistliche Berufungen, das in die Priesterweihe am kommenden Samstag im Regensburger Dom mündet, habe seinen Anfang und Ursprung in den Familien. Jedes Sakrament, so habe es das Zweite Vatikanische Konzil in der Kirchenkonstitution „Lumen gentium“ herausgestellt, habe eine kirchliche Dimension, eine Bedeutung für die ganze Kirche. „Das erste Sakrament im Leben eines Priesters und einer Ordensfrau, auch im Leben eines Bischofs“, sagte der Regensburger Oberhirte, „ist die Liebe der Eltern, denen er oder sie das Leben und die Taufe verdankt.“

Vater und Mutter sind die ersten Evangelisten

„Das gilt sogar von einem Papst“, führte Bischof Rudolf weiter aus und richtete den Blick auf den Besuch des emeritierten Papstes Benedikt XVI. am Grab seiner Eltern auf dem Ziegetsdorfer Friedhof am Tag zuvor. In den 1970er-Jahren hatten die Geschwister Ratzinger die sterblichen Überreste ihrer Eltern Joseph († 1959) und Maria († 1963) von Traunstein nach Ziegetsdorf überführen lassen, um diese ganz in ihrer Nähe zu haben. Aus dem gemeinsamen Lebensabend der Geschwister in Regensburg wurde nichts. Die göttliche Vorsehung hatte andere Pläne mit Joseph Ratzinger. Noch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das die Familie als „Hauskirche“ bezeichnet, war es in der Familie Ratzinger üblich, dass der Vater am Samstagabend nach dem Essen der Familie die Epistel und das Evangelium des kommenden Sonntags mit einer Erläuterung aus dem „Christlichen Hausbuch“ vorlas. Auch für ihn, den „Jahrhunderttheologen“ und „größten Prediger auf dem Stuhl Petri seit den Päpsten Leo († 461) und Gregor († 604), waren Vater und Mutter die ersten Evangelisten, die ersten Missionare“. Die Regensburger Sonntagsbibel, erklärte der Bischof, biete die Möglichkeit einer geistlichen Sonntagsvorbereitung, „noch dazu mit einem Gedanken von Papst Benedikt zu jedem Sonn- und Feiertag“.

Besondere Stellvertreter aus dem Bistum und Berlin

Da die rund 450 angemeldeten Ehejubelpaare wegen der Corona-Pandemie leider nicht zum Gottesdienst kommen konnten, legte ein Jubelpaar stellvertretend für alle eine Rolle mit deren Namen auf den Altarstufen nieder, nachdem sie die Dankesworte der Jubilare verlesen hatten. Dort standen auch die kleinen Kreuze aus Olivenholz aus Bethlehem, die gesegnet und mit einem persönlichen Brief des Bischofs an alle Jubelpaare verschickt werden. Aus Berlin war am Vortag der Apostolische Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterovic nach Regensburg gekommen, um mit dem langjährigen Domkapellmeister Georg Ratzinger und seinem Bruder Papst Benedikt die Heilige Messe zu feiern und damit das Wohlwollen und die Anteilnahme von Papst Franziskus zum Ausdruck zu bringen. In seinen Grußworten vor dem Pontifikalsegen bedankte sich der Nuntius herzlich bei allen, die diesen Besuch des Papstes bei seinem Bruder möglich gemacht hatten und zum reibungslosen Verlauf beitragen. Seinen Dank sprach er auch für das begleitende Gebet und das rücksichtsvolle Verhalten aus. All das habe den emeritierten Papst sehr gefreut und ihm gezeigt, dass er auch in Regensburg ein Stück Heimat habe.

Wolfgangswoche und Wolfgangschrein

Die Wolfgangswoche wurde 1964 erstmals gefeiert. Auf Anregung von Bischof Dr. Rudolf Graber war sie ins Leben gerufen worden. Alle anderen bayerischen Bistümer feierten bereits ihren Bistumspatron mit einer ganzen Festwoche. Da der Gedenktag des heiligen Wolfgang, der 31. Oktober, kurz vor dem Allerheiligenfest und auch witterungsbedingt nicht ideal liegt, wurde die Woche nahe dem Hochfest Peter und Paul gewählt, die ihren Höhepunkt in der Priesterweihe hat. Anlässlich der Heiligsprechung von Bischof Wolfgang im Jahre 1052 durch Papst Leo IX. wurden seine Gebeine in die damals neu errichtete Krypta unter der Basilika St. Emmeram übertragen. Seit dem Jahre 1877 ruhen sie in dem vergoldeten Wolfgangschrein, der anlässlich der jährlichen Wolfgangswoche die Krypta verlässt. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer sagte in seinen Begrüßungsworten über den Schrein, er sei „kein Sarg für einen Toten, sondern die Wiege des Glaubens“, da der heilige Wolfgang maßgeblich zum Glaubensleben im Bistum Regensburg beigetragen habe.

Regensburg