Zeichen der Solidarität
Bischof Rudolf Voderholzer zur Verkündigung in den Kartagen und zu Ostern 2019

18.04.2019 | Stand 03.08.2023, 17:42 Uhr
−Foto: n/a

In der Liturgie des Gründonnerstags wäscht Bischof Rudolf Voderholzer zwölf Frauen und Männern die Füße. Es sind heuer Menschen, die für verschiedene Stände und Berufungen in der Kirche stehen: Diakone, Eheleute, Ordensleute, Priester. Bischof Rudolf setzt damit ausdrückliche Zeichen: ein Zeichen der Solidarität.

REGENSBURG Angesichts eines bisweilen sogar unverhohlen öffentlich geäußerten Generalverdachts gegen Priester unterstreicht der Bischof sein Votum: Die Priester und die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bistum leisten in ihrer überwältigenden Mehrheit einen hervorragenden Dienst in der Verkündigung des Evangeliums und in der Weitergabe des Glaubens. Der Bischof stellt sich vor seine Priester.

Ein Zeichen des Miteinanders in der Kirche

Die Kirche ist ein Leib in vielen Gliedern unter dem Haupt Christi selbst. Die Fruchtbarkeit und die Glaubwürdigkeit der Kirche hängen vom Miteinander der verschiedenen Ämter und Berufungen ab. Die innerkirchliche Diskussion, die sich zuletzt auf die Fragen von Macht und Partizipation zugespitzt hat, ist fruchtlos und verkürzt die Kirche auf eine weltlich-politische Größe. Die Berufung vieler, die die Kirche reformieren wollen, auf das Zweite Vatikanische Konzil greift nicht. Gerade das Konzil hat die Verantwortung der Bischöfe unterstrichen: eine persönliche, nicht delegierbare oder an Synoden abzutretende Verantwortung für den Glauben und seine Weitergabe. Umgekehrt spricht das Konzil mit Nachdruck vom „Weltcharakter“ der getauften und gefirmten Frauen und Männern: „Weltcharakter“ heißt Einsatz für das Evangelium und die darin gründenden Werte in Politik, Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft, Medienwelt, Gesundheitswesen, Kunst usw. usw. Niemand wird doch im Ernst behaupten können, dass es hier nicht dringend des christlichen Zeugnisses bedarf. In der Kirche geht es nicht um geradezu klassenkämpferische Konkurrenz von „oben“ und „unten“. Das Bild der Kirche ist der Leib und seine Glieder unter dem Haupt, das Christus ist. Wie bei jedem Körper ergänzen sich die Glieder, sie dienen einander und weil sie miteinander wirken, kann sich was bewegen. Wie sehr das eine vom anderen abhängt, kann man am Beispiel von Zölibat und Ehe sehen: Wo die Bedeutung der Ehe und der ehelichen Treue, die Bedeutung der Ehe als Keimzelle der Familie und die in ihr gründende Hauskirche verdunstet, dort schwindet auch die Bedeutung und das Verständnis für die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen und das Leben nach den evangelischen Räten. Umgekehrt gilt das genauso. Wen Christus in ein geistliches Dienstamt beruft, der soll, so das Zweite Vatikanische Konzil, dienen: Er soll die Sakramente feiern und damit Christus in unseren Tagen vergegenwärtigen. Er soll den Glauben verkünden, unverkürzt, unverfälscht, so wie er in der Kirche überliefert ist. Er soll dafür sorgen, dass alle Getauften und Gefirmten geistliche Zurüstung erhalten, damit sie ihre Aufgaben und Herausforderungen als Christinnen und als Christen mitten in der Welt und in ihrem jeweiligen Alltag tragen können.

Der Karfreitag steht im Zeichen der Verehrung des Kreuzes in der Liturgie zu Sterbestunde Jesu. Schon beim Kreuzweg auf den Dreifaltigkeitsberg am Palmsonntag hatte der Bischof auf die Kreuzblumen hingewiesen, die die Spitzen der Türme des Regensburger Doms bilden.

Kreuzblumen am Regensburger Dom

Kreuz und Blume verbinden Tod und Auferstehung. Wo Himmel und Erde sich berühren, blüht aus dem Kreuz das neue Leben. Die Kreuzblume, angebracht am höchstmöglichen Sichtbarkeitspunkt der Regensburger Öffentlichkeit, steht für das Kennzeichen des christlichen Abendlandes.

Der Bischof: „Die Steinmetze haben große Kunstfertigkeit entwickelt, diese Kreuzblumen verschieden groß und verschieden aufwendig aus dem Stein zu meißeln. – und es ist Ihnen vielleicht schon aufgefallen: Alle Fialen, also die kleinen Türmchen, und natürlich die großen Turmspitzen werden mit solchen Kreuzblumen gekrönt. Man sieht sie fast überall am Dom. Das Schöne daran: Die Kreuzblume verbindet das Kreuz mit dem Leben. Sie weist über das Leiden hinaus in die Wirklichkeit des neuen Lebens der Auferstehung hinein. Und mit der Kreuzblume haben es die gotischen Steinmetze auch geschafft, dass die Spitzen der Türme und Fialen von allen Seiten betrachtet immer wie ein Kreuz aussehen. Bei den normalen Balkenkreuzen erkennt man die Kreuzform nur von vorn oder von hinten.

Kreuz und Öffentlichkeit

Voriges Jahr haben wir in der Öffentlichkeit um die Sichtbarkeit des Kreuzes in staatlichen Räumen diskutiert. Ich finde es großartig, und es entspricht doch auch der christlichen Prägung unserer Stadt, dass seit der Vollendung der Domtürme die beiden Kreuzblumen, mit denen die Türme gekrönt sind, die Stadt und alle ihre Bewohner vom höchsten Punkt her, gewissermaßen mit dem Kreuz bezeichnen, und das heißt: SEGNEN.

Vielleicht denken Sie immer mal wieder daran, wenn Sie zu den Domtürmen hinaufschauen, und sprechen dann leise für sich: Wir beten Dich an Herr Jesus Christus und preisen Dich, denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.“

Die Osternacht im Regensburger Dom steht im Zeichen der Zeugenschaft und der Sendung. Christen sind eine große Zeugengemeinschaft. Wir tragen das Zeugnis der Menschen durch die Zeit, die den auferstandenen Christus gesehen und erlebt haben.

Gesendete Zeugen

Starke Zeugnisse sind das, Zeugnisse von Menschen, die für die Wahrheit ihrer Aussage bereit waren, mit ihrem Leben zu bezahlen. Die Menschen, die Christus als Zeugen seiner Auferstehung ausgewählt hat, die hat er auch immer gleichzeitig gesendet, nämlich dieses Zeugnis in aller Welt zu verkünden. Deshalb sind Christen immer auch einer große Gesendetengemeinschaft.

Treu und standhaft

Christlicher Glaube lebt aus der persönlichen Begegnung mit Christus und der persönlichen Beziehung zu ihm. Weder Volksbefragung oder Mehrheitsentscheidungen noch Schielen auf den Mainstream sichern ihm Glaubwürdigkeit und Zukunft, sondern allein das treue und standhafte Bekenntnis, sei es gelegen oder ungelegen.

Regensburg