Missbrauch-Studie
Regensburger Bischof will Opfer von Priestern treffen

08.10.2018 | Stand 13.09.2023, 0:51 Uhr
−Foto: Foto: Moosburger (

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat in einem Hirtenwort angeboten, sich mit Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester zu treffen. Er nannte die Zahlen bestürzend und räumte gleichzeitig ein, dass der Schutz der Täter durch die Kirche System hatte.

REGENSBURG Der Oberhirte Rudolf Voderholzer will Opfer von Missbrauch durch Priester treffen. Der Bischof nannte die Zahlen, die kürzlich anlässlich einer Studie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz bekannt wurden, „bestürzend.“ Gleichzeitig wies Bischof Rudolf Forderungen von Gläubigen zurück, die Sache nun gut sein zu lassen. „Ich weiß, dass manche von Ihnen des Themas überdrüssig sind und mir raten, mich auf die Verkündigung des Evangeliums und seiner Heilsbotschaft zu konzentrieren. Ich bitte auch Sie um Ihr Ohr. Dieses Thema ist zu wichtig, als dass ich dazu schweigen dürfte“, heißt es in dem Hirtenwort, das in den Kirchen des Bistums verlesen wurde.

In dem Hirtenwort gestand der Bischof auch ein, dass die Kirche Täter allzu oft geschützt hatte: „Das Leid der Kinder und Jugendlichen wurde dadurch verstärkt, dass ihnen, wenn sie sich denn überhaupt zum reden überwinden konnten, meist nicht geglaubt wurde. Systembedingt war der oftmals völlig unangemessene Umgang mit den Tätern“, so Bischof Rudolf weiter. Er biete, vorausgesetzt, eine „Re-Traumatisierung“ sei nicht zu befürchten, ein von Experten begleitetes Gespräch an. Er habe die Erfahrung gemacht, dies sei „für die Betroffenen hilfreich und heilsam.“ Voderholzer äußerte sich auch über den Inhalt der Studie: „Was die Formen des Missbrauchs betrifft, so reichen sie von unangemessener Wortwahl über Exhibitionismus, unsittliche Berührungen bis hin zu Vergewaltigungen. Die schweren Fälle machen dabei einen nicht geringen Prozentsatz aus“, so Voderholzer weiter.

Gleichzeitig räumte Voderholzer ein, dass Missbräuche durch Priester noch schlimmer seien als Missbrauch etwa durch Trainer in einem Verein, denn die religiöse Dimension komme noch hinzu. Wörtlich verkündete der Bischof: „Wenn Boten Gottes und Diener der Kirche Kinder und Jugendliche missbrauchen, ist dies besonders schlimm, weil zu den körperlichen und seelischen Qualen auch noch die religiöse Dimension hinzukommt und die Betroffenen oft ein Leben lang mit Gott hadern oder“, so Voderholzer weiter. Gleichzeitig wies der Bischof auch auf die rechtlichen Aspekte für diejenigen hin, die Missbräuche vertuschten. „Vertuschung ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Straftatbestand, den der Jurist als Strafvereitelung bezeichnet und der entsprechend belangt werden muss.“

Regensburg