„Ohne Kreuz geht es nicht“
Pilger der 189. Regensburger Diözesanfußwallfahrt feierten Abschlussgottesdienst

20.05.2018 | Stand 29.07.2023, 6:00 Uhr
−Foto: n/a

Seit 1830 sind sie jährlich unterwegs: die Regensburger Fußwallfahrer zur Gnadenmutter von Altötting. Circa 9.000 Pilger waren auch in diesem Jahr von 17. bis 19. Mai bei der Regensburger Diözesanfußwallfahrt dabei.

REGENSBURG/ALTÖTTING Bischof Dr. Rudolf Voderholzer spendete den Wallfahrern nicht nur zu Beginn und an verschiedenen Etappenzielen Segen, auch er selbst pilgerte zu Beginn und zum Ende mit. Am Pfingstsamstag feierte Bischof Rudolf nun mit den Pilgern aus dem Bistum Regensburg sowie aus ganz Deutschland und anderen Ländern den festlichen Abschlussgottesdienst mit den mitpilgernden Priestern und Diakonen in der St. Anna Basilika Altötting.

Die Pilger sind nach dem in diesem Jahr extra eingeplanten kurzen Halt am Bruder-Konrad-Brunnen in Altötting durch die Heilige Pforte der Barmherzigkeit in die Basilika St. Anna eingezogen. Es war kaum Platz für alle Gläubigen, viele haben sich am Boden der Gnadenkapelle niedergelassen oder verfolgten den Gottesdienst im Stehen.

„Aus dem Regen in das Licht“

„Erschöpft aber glücklich, aus dem Regen in das Licht“, mit diesen Worten führte Bischof Rudolf Voderholzer den Wallfahrern das Sinnbild des diesjährigen Fußmarsches in seiner Predigt vor Augen. Denn die dreitägige Pilgerreise kannte nicht nur den Sonnenschein des Ankunftstages in Altötting, los ging es mit einem Unwetter, das den Pilgern vor allem am ersten Tag zu schaffen machte. Doch nicht nur das Wetter und der nachfolgende Sonnenschein waren mehr als passend, für die Versinnbildlichung der Symbolik des Pilgerns. Auch das Leitwort hätte nicht besser gewählt werden können: „Die Organisatoren scheinen prophetische Gaben zu besitzen“, sprach Bischof Rudolf. Die Pilger waren unter dem Motto „Ohne Kreuz geht es nicht“ unterwegs. Worte, die dem heiligen Konrad zugesagt werden.

„Ein wunderbares Wort. In einem guten Sinne ein mehrdeutiges Wort. Es gehört zum Realismus des Glaubens, das Kreuz anzuerkennen. In Form von Krankheit, Neid, Missgunst, gestörten Beziehungen. Es gehört zur Situation des Menschen der von der Erbsünde belastet ist, dass wir nicht im Paradies leben. Das Kreuz ist eine Realität. Wir können uns nur gegenseitig helfen das Kreuz nicht schwerer zu machen, uns gegenseitig zu tragen. Ohne den der für uns das Kreuz getragen hat, geht es auch nicht. Aber im Blick auf sein Kreuz wächst und Liebe und Geduld, die Fähigkeit den Anderen mit Ecken und Kanten zu ertragen.“ Mit dieser Einstellung hat es Bruder Konrad geschafft, er „hatte für jeden ein gutes Wort, ein Stück Brot, einen Schluck Bier – was für eine Seele von Mensch!“.

„Das Kreuz ist die Brücke zu Gott“

Bischof Rudolf verwies insbesondere auf die Reliquie des Heiligen. Seine vom Rosenkranz umschlungenen Finger sind noch heute erhalten. Ein weiteres Sinnbild, das der Bischof aufgenommen hat: „Die Hände die sich am Kreuz des Rosenkranzes festgehalten haben, die waren auch fähig das Brot zu teilen. Wer sich am Kreuz festhält, der empfängt die Kraft, sein Kreuz zu tragen. Jesus hat Sein Kreuz für uns mit getragen. Im Blick auf das Kreuz wird uns der Himmel aufgerissen. Das Kreuz ist die Brücke zu Gott“.

Die „prophetischen Fähigkeiten“ der Organisatoren der Diözesanfußwallfahrt finden sich in dem Vorhaben des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder wieder. Das Wort Bruder Konrads hat in der Debatte der letzten Wochen erneut an Aktualität gewonnen. Söder, der das Kreuz in den öffentlichen Gebäuden des Freistaats sichtbar machen will, verweise damit auf ein „vorstaatliches Fundament“, so Voderholzer. „Ich kann daran nichts Schlechtes finden. In unserer bayerischen Heimat ist das Kreuz vorstaatliches Fundament. Das Kreuz als erfolgreichstes christliches Logo aller Zeiten. Ich begrüße es, wenn wir in der Öffentlichkeit unseres Lebens das Kreuz immer wieder vor Augen gestellt bekommen.“

Durchkreuzte Wege

Vor allem in Bayern werden die Wege der Menschen im wahrsten Sinne des Wortes immer wieder durchkreuzt. Bischof Rudolf nennt hier das Beispiel der Wegkreuze: „Wie viel Liebe die Menschen dort investieren.“ Auch die Fußwallfahrer seien auf ihrem 111km langen Weg von Regensburg nach Altötting an vielen Wegkreuzen vorbeigekommen. Oft waren diese geschmückt, Kerzen wurden aufgestellt. Als Zeichen der Anerkennung, mit dem Wissen, dass die Pilger hier vorbeiziehen werden.

Bischof Voderholzer erinnert sich an seine Großmutter, die sich immer bekreuzigt habe, „wenn wir an einem Marterl vorbei gekommen sind: ‚Vom Kreuz geht Segen aus, ich fange ihn auf‘ erklärte sie mir. Der Gekreuzigte schließt niemanden aus. Das Kreuz ist Leben, Hoffnung, Zukunft und ohne Kreuz geht es nicht.“

Eine wunderbare Fußwallfahrt geht mit Pfingstsamstag zu Ende. Erschöpft, aber glücklich – wie auch Bischof Rudolf es nannte – treten die viele Pilger wieder ihre Heimreise an. So mancher freut sich jetzt schon auf nächsten Jahr.

Regensburg