Kirchengeschichte
Evangelisch in Regensburg 1517 bis heute

06.03.2018 | Stand 20.07.2023, 18:01 Uhr
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Die Kirchengemeinde der Neupfarrkirche hat eine kleine evangelische Kirchengeschichte der Stadt Regensburg herausgegeben.

REGENSBURG „Hört einmal auf zu plaudern und merkt auf die Predigt“ - mit diesem Ausruf ermahnte eine Dienstmagd 1731 die Reichstags-Gesandten, die während des Gottesdienstes am 4. Advent in der Neupfarrkirche ungeniert laut plauderten. Diese und viele andere Episoden aus der Regensburger evangelischen Kirchengeschichte schildert Dr. Christine Gottfriedsen in ihrem Büchlein „Evangelisch in Regensburg 1517 bis heute“.

Die Leiterin des evang.-luth. Kirchenarchivs zeichnet darin zunächst ein anschauliches Bild der Ereignisse bis zur Einführung der Reformation in Regensburg: Heftige politische Auseinandersetzungen mit dem Kaiser und langwierige diplomatische Abwägungen waren dieser Entscheidung vorausgegangen. Als die freie Reichsstadt am 15. Oktober 1542 schließlich evangelisch wurde, änderte sich auch die Kirchenhierarchie in der Stadt. Die ehemalige Wallfahrtskapelle zur Schönen Maria wurde zur ersten evangelischen Kirche der Stadt und erhielt als neue Pfarre den Namen Neupfarrkirche.

Die Autorin erläutert die neue Kirchenordnung und erzählt von Konflikten und vom gedeihlichen Miteinander der Konfessionen. Interessant auch die Berichte über die Glaubensflüchtlinge, die in Regensburg Zuflucht suchten und fanden, über die verheerenden Pestepidemien oder die Auseinandersetzungen um die Einführung eines neuen Gesangbuches als Ausdruck der theologischen Gegensätze zwischen Pietisten und Rationalisten.

Aus zahlreichen Dokumenten, Chroniken und Briefen aus fünf Jahrhunderten hat Christine Gottfriedsen all diese Einzelheiten zusammengetragen, so auch zum Alltag der Evangelischen Anfang des 20. Jahrhunderts, als es mit der evangelischen Vormachtstellung in der Stadt vorbei war. Ein ausführliches Kapitel handelt von der evangelischen Kirche im Nationalsozialismus, von Zustimmung einerseits und Kritik, auch Protesten andererseits - eindrucksvoll belegt mit Auszügen aus einem Gemeindeblatt und einer Kanzelabkündigung von 1939. Die Entwicklungen nach 1945 bis heute stehen am Schluss dieser Schilderungen evangelischer Kirchengeschichte in Regensburg.

Das Büchlein ist im Verlag Th. Feuerer in der Reihe „Regensburger kleine Beiträge zur Heimatgeschichte“, Heft 9 erschienen und im Pfarramt, Pfarrergasse 5, für 8,80 Euro erhältlich.

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